HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
„Ich habe sie versehentlich geöffnet, da ich dachte, es könnten schlechte Nachrichten für Sir Adam von seiner Familie sein … aber sobald ich erkannte, dass es nicht so war, eilte ich damit zu Euch, Sire!“, endete sie hastig. Sie wollte so schnell wie möglich dem durchdringenden Blick dieser haselnussbraunen Augen entkommen.
„Ah, ja? Es war allerdings kein wirklicher Irrtum, Euer Gemahl erweist Uns oft den Dienst, solche Mitteilungen für Uns zu erledigen.“ Henry beobachtete sie noch immer. „Ihr scheint erregt zu sein, Lady Saker. Ist etwas nicht in Ordnung?“
„Nein – ja … das heißt … ich weiß, dass mein Gemahl bei jenen ist, die heute die Mauern von Falaise zu stürmen versuchen, und ich habe Angst um ihn“, stammelte Elise.
Sie konnte die Tränen nicht zurückhalten, die über ihre Wangen zu kullern begannen. Es war keine Lüge. Die ernüchternde Botschaft von Burgund war so rasch dem Abschied von Adam gefolgt, den sie in die Gefahr gehen lassen musste, dass sie sich zerbrechlich fühlte wie ein gefrorener Halm.
„Eure Zuneigung zu Eurem Ehegatten spricht für Euch, Lady Saker. Wie ich sehe, tat ich gut daran, Euch mit Sir Adam zu vermählen. Betet zur Muttergottes; sie wird Euren Lord beschützen. Seid versichert, dass Sir Adam Saker der Beste unter meinen Rittern ist. Es wird ihm nichts geschehen, und wenn er gefangengenommen werden sollte, verspreche ich Euch, das Lösegeld für ihn zu bezahlen, wie hoch auch immer die Summe sein mag.“
„Ich danke Euch, Sire“, murmelte Elise, wider Willen gerührt von dem freundlichen Ton des Königs, und kniete nieder, um Henrys Hand zu küssen. Sie machte ihn nicht auf die Tatsache aufmerksam, dass Adam getötet werden konnte, bevor Henry überhaupt die Gelegenheit bekam, ihn auszulösen. Offensichtlich nahm der König ihren Kummer ernst, aber er hatte ihr ein Versprechen gegeben, das er vielleicht gar nicht halten konnte, weil das Schicksal es nicht zuließ.
11. KAPITEL
Elise hatte wirklich vorgehabt, Adam zu gehorchen und den Tag über in der Hütte zu bleiben. Es war ihre Absicht gewesen, sich mit den Vorbereitungen einer herzhaften Abendmahlzeit zu beschäftigen. Wenn ihr Ritter frierend und erschöpft – aber natürlich siegreich – zu ihr heimkehrte, würde sie das Essen fertig haben, um es aufzutragen. Und natürlich würde sie selbst die Nachspeise sein, falls er nicht zu müde war, sie zu lieben. Sollte jedoch seine Erschöpfung zu groß sein, würde sie es auch zufrieden sein, ihm die schmerzenden Muskeln zu massieren, und sich dann neben ihn legen, um seine Wärme und Nähe zu genießen.
Wenn sie die Dinge aus Adams Sicht betrachtete, konnte sie gut verstehen, dass er nicht von dem Gedanken abgelenkt werden wollte, dass sie zusah, wie er sich der Gefahr aussetzte. Wenn er in den Kampf ging, musste ein Krieger einen klaren Kopf haben, alles andere außer acht lassen und sich nur auf die vor ihm liegende Aufgabe – und aufs Überleben – konzentrieren. Wenn er sich auch nur für einen Augenblick ablenken ließ, während er den Waffen des Feindes gegenüberstand, würde er verletzlicher sein und eher einem geschickt geführten Schwert, einem raschen Dolchstoß oder einem Hindernis, das ihn zum Sturz brachte, zum Opfer fallen.
Elise wusste, dass Adam bisher nur für sich selbst verantwortlich gewesen war. Enttäuscht von der Lady Anne, war es ihm gleichgültig gewesen, ob er überlebte oder nicht, und diese Gleichgültigkeit war merkwürdigerweise ein Schutzschild gewesen. Bitte, lass ihn vergessen, dass es mich gibt, bis alles vorüber ist, betete sie inbrünstig.
Niemand hatte ihr jedoch gesagt, dass Warten so schwer sein konnte. Elise konnte den Lärm des fortwährenden Bombardements hören. Französische veuglaries wetteiferten mit englischen Geschützen, welche Kanonen den größten Lärm und Schaden anrichten konnten. Sie wusste jedoch nicht, ob die Belagerungstürme bereits in Position gebracht worden waren, und von ihrer Hütte aus war das auch nicht festzustellen. Gewiss konnte sie wirkungsvoller um Adams Sicherheit beten, wenn sie wusste, was geschah. Wenn sie nur für einen Moment vor die Hütte trat …
Die Bäume des Waldes und ein Teil des Felshügels, auf dem Falaise erbaut war, standen ihrer Sicht jedoch im Weg und hinderten sie daran, jenen Teil der Mauer zu sehen, der erstürmt werden sollte. Also beschloss Elise, bis zum Rand des Lagers vorzugehen, wo die Bäume sie immer noch vor der Sicht der Kämpfer
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