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HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARIE-LOUISE HALL LAURIE GRANT
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gewusst hatte, was der andere in Wahrheit für ein Mensch war.
    Oder hatte er vielleicht schon seit Langem gewusst, dass sie eine Spionin war, und nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, um sie bloßzustellen? Und in der Zwischenzeit hatte er, wie Coulet höhnte, die Annehmlichkeit, eine willige, verfügbare Frau zu haben, ausgenützt? War sein ursprüngliches Widerstreben, sie zu nehmen, Teil seiner Rolle gewesen, um sie in falscher Sicherheit zu wiegen?
    Verzweifelt dachte sie an den letzten Anblick, den sie von ihm gehabt hatte. Seine Augen hatten sie verurteilt, und sein Mund hatte eine harte, schmale Linie gebildet. Dennoch brachte sie es nicht übers Herz, ihn in ihren Gedanken zu verdammen, so wie sie Coulet, den Herzog von Burgund und die Königin von Frankreich verfluchte.
    Der Weihnachtstag dämmerte trübe und kalt herauf. Später am Tag, als Elise sich zwang, die dünne Suppe zu essen, die einer ihrer Wärter ihr gebracht hatte, hörte Elise die Geräusche eines Festes im Logis des Königs. Henry und seine Edlen feierten Christi Geburt.
    „Gippety! Hier bist du also! Ich habe dich schon überall gesucht!“ Endlich hatte Adam den Zwerg gefunden, nachdem er gegen Ende der Weihnachtsfeierlichkeiten zu seiner Hütte zurückgekehrt war. Gilles Le Petit war dabei, seine wenigen Habseligkeiten in ein Bündel zu schnüren.
    „Ich habe gedacht, Ihr würdet mich nicht mehr sehen wollen, Sir Adam“, sagte Gilles mit tonloser Stimme und blickte zu dem Ritter auf. Sein Gesicht sah noch runzliger aus als sonst, falls das möglich war, und seine Augen wirkten leblos und ohne Hoffnung.
    „Nein! Letzte Nacht, nachdem König Henry schließlich aufhörte, mich zu verhören, warst du fort. Du … du wolltest doch nicht etwa gehen?“, fragte er und deutete auf das Bündel.
    Der Zwerg, der seinerseits fand, dass Sir Adam sehr verhärmt und blass aussah, hielt im Packen inne. „Ich hatte nicht vor, das englische Lager zu verlassen, bevor feststeht, was aus meiner Herrin wird.“
    „Genau darüber muss ich mit Euch sprechen. Ich fürchte, der König will an Elise ein Exempel statuieren, obgleich er sonst bei einer Frau Milde zeigen würde. Er ist wütend, Gippety. Ich kann ihn nicht dazu bringen, mir zu glauben, dass … dass Elise zwar spioniert, sich aber geweigert hat, ihn zu ermorden, und ehrlich die Absicht hatte, nicht mehr zu spionieren! Ich versuchte ihm klarzumachen, dass die sogenannten ‚Geheimnisse‘, die sie ausgeplaudert hat, uns keinerlei Schaden zugefügt haben … zum Beispiel sein Gesundheitszustand, die Moral der Truppen, die Art und Anzahl der Geschütze, die wir besitzen.“ Er schüttelte müde den Kopf. „Henry kann ebenso oft rachsüchtig wie milde sein.“
    „Soll das heißen, dass er meine Herrin … hängen will, Sir Adam?“ Eine Träne rollte über die runzlige Wange des Zwerges.
    „Ich halte es für durchaus möglich. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass sie heute Nacht flieht.“
    „Flieht? Aber sie wird bewacht, Sir Adam!“
    „Das ist wahr, doch Wachen können bestochen werden …“
    „Habt Ihr keine Angst, den Zorn des Königs auf Euch zu ziehen?“
    „Nicht viel. Thomas of Clarence hat bereits zugestimmt zu schwören, dass ich die ganze Nacht mit ihm getrunken habe, um den Kummer darüber zu ertränken, eine französische Spionin zur Frau zu haben“, erklärte er in einem Anflug von sardonischem Humor. „Und ich bin überzeugt, wenn Henry erst einmal Gelegenheit gehabt hat, sich zu beruhigen, wird er froh sein, dass ich sie fortgebracht habe, bevor er etwas tun konnte, das er später bedauern würde.“
    Der Zwerg stieß einen schweren Seufzer der Erleichterung aus. „Ihr liebt sie wirklich, nicht wahr? Ich fürchtete, Eure Liebe wäre letzte Nacht gestorben.
    Adam wandte sich angesichts der Dankbarkeit in den Augen des kleinen Mannes ab. „Doch, ich liebe sie immer noch“, murmelte er.
    Mitternacht, schätzte Elise. Vermutlich war es die letzte Mitternacht, die sie auf dieser Erde erleben würde. Weihnachten war vorüber, und am Morgen würde König Henry sein Urteil verkünden. Sie zweifelte nicht daran, dass, einmal angeordnet, ihre Hinrichtung sofort folgen würde und ihr nur ein paar Minuten zugestanden wurden, um zu beichten und geschoren zu werden. Es würde rasch vorüber sein.
    „Danke, Sir“, hörte Elise ihren Wärter draußen zu jemandem sagen, und dann hörte sie das Klimpern von Münzen. „Nein, ich habe nichts dagegen, dass Ihr mich fesselt. Es wird

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