HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
ihren Liebhaber, erwartet ein Kind und braucht jetzt meine Hilfe, um den Folgen ihrer Dummheit zu entrinnen!“
„Ihr verdammter Narr von einem Engländer! Könnt Ihr nicht zählen?“, schrie Gilles trotz seiner geringen Größe ebenso laut wie Adam. „Es gibt keinen Liebhaber und hat auch nie einen gegeben! Das Kind ist Eures, Ihr Narr! Zählt die Monate an Euren Fingern ab, wenn Ihr’s nicht glaubt. Ist es nicht Tatsache, dass Ihr kurz vor Weihnachten mit ihr beisammengelegen habt? Und jetzt ist es fast neun Monate später, und das Kind wird bald zur Welt kommen. Es ist Eures, Sir Adam!“
Adam ließ sich schwerfällig auf einen Stuhl sinken, und saß mit hängenden Schultern da, als die Wahrheit einsickerte. „Elise ist also in der belagerten Stadt gefangen, wo es bald nichts mehr zu essen geben wird – und ist dabei, mein Kind zur Welt zu bringen. Gippety, ich muss sofort zu ihr und sie da herausholen!“
Der kleine Mann hob seine Arme gen Himmel. „Dem Herrgott sei Dank, dass meine Worte durch Euren dicken Schädel durchgedrungen sind, Sir Adam! Wann könnt Ihr gehen? Ich werde Euch zeigen, wo Ihr sie findet!“
„Nein, ich werde allein gehen. Sag mir nur, wo sie sich aufhält. Deine Gestalt ist zu auffällig, mein kleiner Freund. Außerdem siehst du nicht eben wohlgenährt aus. Ich werde Harry anweisen, dir etwas zu essen zu bringen. Bleib nur außer Sicht, bis ich wiederkomme.“
„Ich danke Euch, Sir Adam!“
„Nichts zu danken. Du siehst aus, als ob du es brauchst …“
„Nein, ich meine nicht das Essen, obgleich ich dafür natürlich auch dankbar bin.“ Gilles kniete nieder und führte Adams Hand an seine Lippen, bevor dieser ihn aufhalten konnte. „Ich danke Euch, weil ich so froh bin, dass Ihr meine Herrin noch immer liebt.“ In den Augen des Zwergs standen Tränen.
Adams Herz klopfte schmerzhaft. „Ja, ich liebe sie, Gippety, wirklich. Auf immer und ewig.“
Der König empfing Adam sofort und in der Annahme, dass dieser ihm einen Erkundungsbericht vorlegen würde.
„Nein, Euer Gnaden, Ich habe erst heute Lucien, den Bretonen, ins Kloster St. Denis geschickt, wo er für uns tätig werden soll. Ich bin zu Euch gekommen, um Euch zu sagen, dass ich unbedingt nach Rouen reiten muss … Es gibt da etwas in der Stadt, das ich mit eigenen Augen sehen muss … und das nicht in Worten übermittelt werden kann.“ Adam hoffte nur, dass Henrys allessehende braune Augen diesmal nicht die Wahrheit seiner Beweggründe entdeckten.
Der König lehnte sich überrascht in seinem Feldstuhl zurück. „Ist es wirklich notwendig, dass Ihr geht, Sir Adam? Als Ihr einverstanden wart, der Befehlshaber Unserer Spionagetruppe zu werden, sagten Wir, dass Wir hoffen, es werde nicht nötig sein, dass Ihr Euch persönlich in Gefahr begebt. Und jetzt kommt Ihr und wollt hinter die Linien gehen?“
„Es … es ist notwendig, Königliche Gnaden.“ Mehr wagte Adam nicht zu sagen.
Henry legte die Fingerspitzen gegeneinander und betrachtete Adam forschend, der sich zwang, seinem Blick standzuhalten.
„Wollt Ihr sofort gehen?“
„Ja, Sire. Sobald ich meine Kleidung gewechselt habe … gegen etwas Unauffälligeres.“
Elise war noch nie so erschöpft und so glücklich gewesen wie in den ersten Tagen nach Thomas’ Geburt. Sie hatte es sich nicht träumen lassen, dass ein kleines Kind so vollkommen sein könnte wie Thomas Saker. Er schrie nur kurz, wurde gestillt und schlief anschließend – alles in einem endlos sich wiederholenden Zyklus, der Elise zwar ermüdete, aber zufrieden machte. Ihre Welt beschränkte sich jetzt auf Clothildes lärmenden, jedoch glücklichen Haushalt. Wenn Thomas gesättigt, trockengelegt und warm eingehüllt war, fühlte sich auch Elise rundum wohl. Es schien nicht mehr von Bedeutung zu sein, dass draußen die Bürger von Rouen die wachsende Angst eines Kaninchens verspürten, um dessen Hals sich die Schlinge zusammenzieht.
„Ach, der kleine Schatz“, rief Clothilde entzückt, als Thomas mittags gestillt wurde. „Schon jetzt ein so hübscher Knabe! War Euer verstorbener Gatte auch so dunkelhaarig?“
„Ja, das war er …“ Elise hielt den Blick gesenkt und auf Thomas’ rabenschwarzen Schopf gerichtet, sodass die Hebamme den Schmerz in ihren Augen nicht sehen konnte.
„Ihr vermisst ihn wohl, nicht wahr?“ Clothilde schnalzte mitfühlend mit der Zunge. „Mit der Zeit wird es leichter werden, obgleich Euch vielleicht das Herz schwer wird, wenn der Junge Eurem Gatten
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