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Historical Exclusiv Band 44

Historical Exclusiv Band 44

Titel: Historical Exclusiv Band 44 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blythe Gifford , Ana Seymour
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leise.
    Sarah hielt es nicht für nötig, die Stimme zu dämpfen. Diese Kinder wussten, was in ihrer Familie vorgegangen war. „Ihr Vater wurde vor vier Monaten zwangsweise geholt, um auf einem Kriegsschiff Dienst zu tun. Es ist als Strafe angeordnet worden, weil er die Steuern nicht bezahlen konnte. Sie haben seither nichts mehr von ihm gehört.“
    Anthony zögerte einen Moment, dann beugte er den Kopf und schritt durch den niedrigen Türstock der Eingangstür aus der Hütte nach draußen. Unmittelbar darauf kehrte er wieder zurück und hielt die Hände voll von Honigkuchen. „Sieh mal, was ich gefunden habe“, sprach er zu Benjamin. „Die kann ich sicher nicht alle allein essen. Hat jemand von euch vielleicht Hunger?“
    Das Kind bekam ganz große Augen, aber es machte keine Anstalten, einen der Kuchen zu nehmen. „Ich glaube, meine Schwestern und Brüder würden sie schon mögen“, sagte der Junge.
    Anthony zog sich mit dem Fuß einen niedrigen Stuhl heran und setzte sich. Nun war er auf gleicher Ebene mit den Kindern. Verführt durch den süßen Duft, kam eines nach dem anderen näher. Er brach jedes Stück in zwei Teile, um sicherzugehen, dass auch für Benjamin etwas übrig bleiben würde. Der Junge wartete, bis alle anderen ihren Teil empfangen hatten.
    „Danke, Mylord“, sagte er artig, den Mund voller Krümel.
    Anthony stand wieder auf und ging zu Sarah, die an der Tür wartete. „Wenn ihr brav seid und Benjamin und Nancy folgt, werde ich euch wieder Kuchen bringen.“
    Aus allen Winkeln der Hütte blickten ihn die Kinder schweigend an. „Das ist ein Versprechen“, fügte er noch hinzu.
    Sarah und Anthony führten ihre Pferde wortlos an den Zügeln, während sie von den Hütten weggingen. Er sprach als Erster wieder. „Meine Lebensmittel habe ich verschenkt. Aber es gelang mir heute Morgen auch, Eurem Verwalter in Leasworth eine Flasche besten Weins zu entlocken. Habt Ihr etwas dagegen, wenn wir eine kurze Rast machen, um etwas zu trinken?“
    Sarah wartete schon ganz ungeduldig darauf, die Diensträume des Sheriffs zu erreichen. Andererseits hatte sie der Baron den ganzen Tag äußerst zuvorkommend und ohne jeden Protest begleitet. Sie entschied, dass es unhöflich wäre, seine Einladung abzulehnen. „Gut, ich bin einverstanden. Wir können uns ein Weilchen dort drüben bei der Mühle niederlassen.“ Sie zeigte auf einen mit Gras bewachsenen Hügel, von dem aus man den Fluss und das Holzrad der Getreidemühle im Wasser betrachten konnte.
    Anthony ging voran. Er wählte einen Platz, wo der Erdboden eben und weich war. Bevor Sarah noch die Möglichkeit hatte, sich hinzusetzen, streifte er seine lange Lederweste ab und breitete sie vor ihr im Gras aus.
    „Bitte sehr, Mylady“, forderte er sie galant auf und streckte ihr die Hand entgegen, um ihr behilflich zu sein.
    Sie musste lachen. „Es macht mir nichts aus, mich im Gras niederzulassen. Wie ich Euch schon erzählt habe, Lord Rutledge, sind wir hier in Yorkshire nicht an die feinen Hofsitten gewöhnt.“
    Anthony setzte sich neben sie. „Ich fange langsam an, Eure Lebensart zu verstehen, Sarah, doch Ihr müsst mir noch etwas Zeit lassen.“
    Sie war überrascht von der Ernsthaftigkeit, mit der er diese Worte sprach. „Ihr seid mir heute eine große Hilfe gewesen“, meinte sie freundlich.
    Er streckte die langen Beine aus. „Ihr hattet völlig recht, als Ihr sagtet, dass wir am Hofe in London isoliert von dem wirklichen Leben der Menschen in England sind. Ich wünschte, Seine Majestät könnte einen Tag so verbringen, wie ich eben mit Euch.“
    „Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Erlebnis den großen König Charles zu anderen Ansichten bewegen würde.“
    Anthony schüttelte missbilligend den Kopf. „Ihr seid nicht davon abzubringen, dass es zwischen uns unüberbrückbare Unterschiede gibt. Habe ich recht?“
    Sarah senkte den Kopf und blickte auf ihre Hände. „Die Gegensätze habe ich mir nicht ausgedacht. Sie bestanden schon vor meiner Geburt. Auch bereits vor Eurer Geburt, denke ich.“
    In Anthonys Augen blitzte der Schalk. „So lange schon?“, fragte er übertrieben erstaunt. Gleich darauf wurde er wieder ernst. „Die schlimmsten Streitigkeiten zwischen den Anhängern der Krone und den Puritanern, zu denen Eure Familie gehört, entstanden aus den verschiedenen Ansichten über Religion.“
    „Wieso meint Ihr, das wäre am schlimmsten?“
    „Weil der Glaube doch die Menschen vereinen sollte und nicht

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