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Historical Exclusiv Band 44

Historical Exclusiv Band 44

Titel: Historical Exclusiv Band 44 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blythe Gifford , Ana Seymour
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Schuld nicht auf Seine Majestät und auch nicht auf Euch, nicht einmal auf Captain Kempthorne. Aber dieser Fall betont nachdrücklich die Tatsache, dass wir zwei unterschiedlichen Welten angehören. Ihr versteht die meine nicht und ich nicht die Eure.“
    „Vielleicht habt Ihr recht, Sarah. Aber ich will es versuchen.“
    Sie war von der Ernsthaftigkeit überrascht, mit der er diese Worte sprach. Es schien wirklich so, dass sie dieser Mann ständig in Staunen versetzen konnte. „Zu welchem Zweck?“, fragte sie schließlich. „In Kürze werdet Ihr wieder in Euer glitzerndes Londoner Leben zurückkehren und alles über unsere Alltagssorgen hier in Yorkshire vergessen haben.“
    „Nein“, erwiderte Anthony und schüttelte langsam den Kopf. „Es gibt zumindest eine Person aus Yorkshire, die ich nicht so schnell vergessen möchte.“
    Sarah war verwirrt. Als sie den Baron heute Morgen zusammen mit Captain Kempthorne am Frühstückstisch gesehen hatte, schien er ihr nichts anderes zu sein als der eingebildete Gesandte eines Königs, den sie hasste. Während sie den ganzen Tag lang mit dem Schicksal des Landvikars beschäftigt war, hatte sie versucht, eine Mauer der Gleichgültigkeit aufzubauen. Doch nun hielt er ihre Hand. Sie spürte die Wärme, die von ihm ausging. Seine dunklen Augen, mit denen er sie beobachtete, hatten denselben geheimnisvollen, verführerischen Ausdruck wie gestern Abend, als er sie in den Armen gehalten hatte. Es fiel ihr schwer, ihre Gedanken zu ordnen.
    „Wie sollte es Euch je gelingen, meine Welt zu begreifen?“, fragte sie ihn.
    „Indem ich ein Teil von ihr werde. Lasst uns morgen den Ausritt fortsetzen, und Ihr könnt sie mir zeigen.“
    „Ich habe morgen einige Besuche im Ort zu erledigen.“
    „Gut. Wir können das zusammen unternehmen. Und dann gehen wir noch zum Sheriff und Captain Kempthorne, und ich will versuchen, ob ich etwas tun kann, um den Pastor aus dem Kerker zu holen.“
    „Das würdet Ihr tun?“
    Anthony führte ihre Hand zu den Lippen. „Gebt mir eine Chance, Sarah. Gebt uns eine Chance.“
    Er streifte mit den Lippen ihre Handknöchel und drückte einen leichten Kuss auf die weiße Haut.
    „Nun gut“, antwortete Sarah, ohne recht zu wissen, wozu sie jetzt ihre Zustimmung gab.
    Er richtete sich auf und lächelte sie an. „Bis morgen dann, Mylady.“
    „Ja, gute Nacht“, erwiderte sie. Er schloss die Tür hinter sich.
    Sarah ging langsam zum Bett. Sie hatte sich eigentlich geschworen, dass der Vikar keine weitere Nacht im Gefängnis zubringen sollte. Aber vielleicht war der Vorschlag des Barons doch eine Überlegung wert. Falls er seinen Einfluss geltend machen konnte, um dem Pastor zu helfen, würde das für alle Beteiligten die wenigsten Schwierigkeiten bedeuten. Das machte Sinn. Sie wollte sich nicht einmal selbst eingestehen, dass es auch eine Erlösung für sie selbst wäre.
    Ihr Blick wanderte zu der Truhe, in der die Gewänder des maskierten Wegelagerers verborgen lagen. Es war so befreiend gewesen, als sie mithilfe der Maskerade anfing, den Tod ihres Vaters zu rächen, indem sie die verantwortlichen Männer überfiel. Doch mit der Zeit war die Rolle immer schwieriger zu bewältigen gewesen. Es stimmte, dass durch ihre Bemühungen vielen armen Leuten durch die schweren Zeiten geholfen werden konnte. Doch die Raubzüge hatten auch ihr Leben, das ihres Bruders und das des Pastors überschattet. Sie fühlte sich erschöpft und wollte gern ein normales Leben führen.
    Sarah wünschte sich, in Zukunft nur noch mit einfachen Problemen beschäftigt zu sein. Zum Beispiel mit der Frage, wie man sich verliebt, oder, wie es ist, ein Kind zu bekommen. Vielleicht wäre sie sogar dazu bereit, ihre alten Hassgefühle aufzugeben.
    Sie zog ihr graues, streng geschnittenes Kleid aus und schleuderte es schwungvoll in eine Zimmerecke. Morgen sollte der Baron die Chance bekommen, die er gefordert hatte.

5. KAPITEL
    N achdem Anthony Sarahs Schlafzimmer verlassen hatte, stieg er langsam die steinerne Wendeltreppe, die ins Erdgeschoss führte, hinab. Falls Sir Thomas sich noch im Speisezimmer aufhielt, würde er ihm bei einem Glas Bier Gesellschaft leisten. Das war ihm lieber, als sich eine weitere Nacht lang schlaflos im Bett herumzuwälzen. Letzte Nacht verfolgten ihn im Traum ein Paar graue Augen, die ihn erst aus dem Gesicht von Sarah anblickten, dann jedoch zu einer schönen, geschmeidigen Katze gehörten. Als er versuchte, sie zu streicheln, holte sie mit ihren

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