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Historical Exklusiv Band 06

Historical Exklusiv Band 06

Titel: Historical Exklusiv Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caryn Cameron Merline Lovelace
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Tage später betrat Rosalind das Zimmer des Lord Lieutenant. Sie hatte freiwillig seine Pflege übernommen, während Tante Bess und Meg sich um die anderen kümmerten.
    Der Kranke murmelte leise und drehte sich auf die ihr zugewandte Seite. Er hatte die Wange in eine Hand gebettet und sah aus, als halte ihn ein freudiger Traum umfangen. Mit der anderen zog er an den Laken, die sie fest unter den Strohsack gesteckt hatte, damit er sich nicht aufdecken konnte. Es war ihm offenbar zu warm geworden. Doch dann hielt er inne.
    Rosalind seufzte erleichtert auf. Noch immer war der Kranke nackt unter den Tüchern, und sie würde Delancey holen müssen, damit er ihm seine Kleider wieder überzog. Der Kapitän ging ihr oft zur Hand bei der Pflege seines Kommandanten, den er offensichtlich sehr bewunderte. Doch heute war er nach dem Mittagsmahl zur Küste gegangen, um zu sehen, wie der Bau der Festung voranschritt.
    Rosalind setzte sich neben den Kranken und versuchte vergeblich zu begreifen, wie es möglich gewesen war, dass sie so oft voller Zufriedenheit neben dem Bett gesessen und ihren schlafenden Feind betrachtet hatte. Keine Bewegung unter dem Laken war ihr entgangen. Unaufhörlich hatte sie sich gefragt, ob die Bartstoppeln wohl weich oder kratzig waren, bis sie es nicht mehr ausgehalten hatte und mit der Hand darüber gefahren war … sie waren ganz weich. Wie er so vor ihr lag, fast in enger Vertrautheit, als sei sie eben erst an seiner Seite erwacht, war es so schwer, ihn zu hassen. Das Gegenteil erschien näher liegend.
    "Mmmm!" Wieder murmelte der Kranke kaum hörbar vor sich hin und öffnete dann zu Rosalinds Überraschung plötzlich die Augen. Sie sprang auf.
    "Ihr seid wach? Wisst Ihr, wo Ihr seid?"
    "Wo … wo bin ich?" Seine Stimme war rau. Der Klang lief ihr wie ein Schauer über den Rücken. Rosalind versuchte, ihr Herz zu verschließen, nun da er wieder unter den Lebenden weilte.
    "Wenn wir Euch nicht aus dem Meer gefischt hätten, Mylord, wäret Ihr jetzt mit Sicherheit im Himmel – oder auch anderswo."
    Seine Augen verdunkelten sich, und er durchforschte ihr Gesicht, ihre ganze Erscheinung.
    "Ihr befindet Euch in dem Gasthof 'Rose und Anker' in Deal und wart fast vier Tage im Todesschlaf. Ihr seid am Kopf verletzt und habt sehr viel Wasser geschluckt, aber …" Sie holte tief Luft und fuhr beinahe bekümmert fort: "… der Allmächtige hat Euch am Leben gelassen."
    Mit einem leichten Stöhnen betastete der Mann seinen Kopf. "Und meine Leute?"
    "Alle gerettet. Einer von ihnen hat ein Bein gebrochen, und alle haben so viel Salzwasser zu sich genommen, dass sie nie in ihrem Leben wieder Bedarf danach haben."
    Unruhig griff er an seine Brust. "Und wo sind die Dinge geblieben, die ich an meinem Körper getragen habe?" fragte er in vorwurfsvollem Ton. "Es waren offizielle Dokumente des Königs …"
    "O tatsächlich, vom König?" unterbrach Rosalind.
    Der Mann wandte ihr abrupt den Kopf zu, obwohl er offensichtlich noch sehr schmerzte.
    "Im Augenblick hat sie einer Eurer Männer mit Namen Delancey in Verwahrung", fügte sie hinzu und bemerkte, wie die Spannung in seinem Körper nachließ.
    "Ich bin Nicholas Spencer, der Lord Lieutenant von Deal. Und Ihr seid wohl das Kammermädchen? Ich möchte, dass Ihr Kapitän Delancey herbeiholt."
    Ihre unbewusste Freude über seine Genesung schwand mit jedem Wort, das er von sich gab. Sie reckte das Kinn vor und richtete sich steif auf. "Ich bin diejenige, die dummerweise bemerkte, dass Ihr noch am Leben wart, als wir Euch aus dem Wasser gezogen haben. Das wäre im Übrigen nicht nötig gewesen, wenn Ihr uns die Rettungsarbeit auf unsere Weise hättet tun lassen. Mein Name ist Rosalind Barlow, und ich bin die Eigentümerin und Wirtin dieses Gasthofes, Lord Spencer. Ich bin nicht dazu da, Euch dieses und jenes herbeizuholen", erwiderte sie.
    Der Kranke musste immer noch durch den Mund atmen, und er öffnete ihn weit während dieser kurzen Rede.
    Hat dieser Mann noch nie erlebt, dass ihm eine Frau etwas abschlägt? dachte Rosalind. Sie genoss es sehr, ihn abweisen zu können, und hoffte gleichzeitig, dass er in der Tat noch so schwach war, wie er aussah.
    "Im Übrigen habe ich Eure gebrochene Nase gerichtet", fügte sie hinzu. "Ihr solltet Euch noch vorsehen damit."
    "Und wer hat mich entkleidet? Ich bin nackt unter dem Laken."
    "Das stimmt." Sie warf ihm die Worte zu, ohne auf seine Frage einzugehen. Mochte er sich den Kopf darüber zerbrechen, was sie gesehen hatte. "Wie

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