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Historical Exklusiv Band 06

Historical Exklusiv Band 06

Titel: Historical Exklusiv Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caryn Cameron Merline Lovelace
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unangenehm und peinlich. Ich werde jetzt Kapitän Delancey holen. Jedoch nicht, weil Ihr es befohlen habt, sondern weil er derjenige ist, der für gewöhnlich Eure Anweisungen entgegennimmt, und sich beeilen wird, ihnen nachzukommen."
    Seine Worte gingen in dem Knall unter, mit dem Rosalind die Tür hinter sich zuschlug. Im Flur lehnte sie sich einen Augenblick an die Wand. Sie fühlte sich erleichtert, dass es dem Kranken besser ging, aber trotz seiner augenblicklichen Schwäche waren Hochmut und Selbstherrlichkeit wieder in ihm erwacht.
    Er war ein furchtbarer Feind – das durfte sie nie vergessen, auch wenn sie seinen Schlaf bewacht und ihm fürsorglich Wasser und Fleischbrühe eingeflößt hatte. Wahrscheinlich wunderte er sich jetzt, dass sie so schnöde mit ihm umgegangen war. Ein so hübscher Kerl wie er – natürlich ohne geschwollene Nase – war es wahrscheinlich gewohnt, dass sich alle Damen bei Hofe fast umbrachten, um ihm gefällig zu sein. Nun da er wieder gänzlich bei sich war, würden sie und auch die Schmuggler ihm so weit wie möglich aus dem Wege gehen. Das war kein biederer Percy Putnam – dessen war sie sicher.
     
    Percy Putnam beobachtete Rosalind in diesen Tagen mehr als je zuvor. Das geschah nicht aus Liebe, im Gegenteil. In Wahrheit hasste er Rosalind und ihr geliebtes Deal aus tiefstem Herzen. Sie, ein Frauenzimmer, war die allgemein geachtetste Person der Gemeinde – ein Platz, der von Rechts wegen ihm zustand. Ihr gehörte dieses schöne, weiträumige Haus, das einzige von einiger Bedeutung in diesem armseligen kleinen Dorf. Er würde den Gasthof zu seiner zweiten Heimstatt machen, wenn nur erst Thomas Cromwell ihm das ganze Gebiet unterstellt hatte als Belohnung für das Aufspüren der Schmugglerbande, die hier ihr Unwesen trieb. Das hatte Cromwell ihm versprochen und eine Vergrößerung seines Anteils an den Marktrechten in Sandwich obendrein!
    Die Leute glaubten, er sei nur der einfältige Percy, ein Sonderling, ein freundlicher Schwätzer, der mit jedermann auf gutem Fuße stand. Aber er würde sie alle in den Staub treten!
    Er hatte sich in das Vertrauen der Leute geschlichen durch seine Wohltätigkeit gegenüber den Armen, hatte schmutzige Kinder geküsst, um ihre törichten Herzen zu gewinnen. Sobald er die Schmugglerbande ausfindig gemacht hätte, würde er sein Zerstörungswerk vollenden, das er vor drei Jahren begonnen hatte. Er war es gewesen, der Cromwell eine Mitteilung über das Treiben von Schmugglern in Deal hatte zukommen lassen, und er hatte auch darauf bestanden, dass die Boote am Strand zerstört wurden, eine Anregung, der Cromwell ohne Wissen des Königs nur zu gern nachgekommen war. Doch es hatte nicht lange gedauert, bis wieder französische Waren in der Nähe aufgetaucht waren. Und auch die Lebensumstände in Deal verrieten, dass der geheime Handel offenbar wieder blühte. Nun würde er, Percy Putnam, den neuen Lord Lieutenant dazu benutzen, die Bande aufzustöbern, und den Ruhm dann für sich einheimsen.
    Er kicherte vor sich hin. Den Leuten in Deal hatte er eingeredet, er stehe auf ihrer Seite. Keiner von ihnen hatte je eines der Sendschreiben sehen wollen, das er angeblich dem König hatte zugehen lassen, oder etwa den Protest gegen die Zerstörung der Fischerboote! Und wie die Dummköpfe ihn bedauert hatten, dass der König seinen Bemühungen keine Beachtung geschenkt hatte! Eines Tages würden sie unter seiner Botmäßigkeit stehen, so wie der König unter der Cromwells.
     
    Zwei Tage vergingen, bis Rosalind den Lord Lieutenant wiedersah. Kapitän Delancey hatte ihr seine Bitte um einen Besuch überbracht. Lord Spencer war immer noch schwach und schlief die meiste Zeit, wenn er sich auch über die Mahlzeiten hermachte wie ein hungriger Wolf. Meg meinte, er sehe immer enttäuscht aus, wenn sie das Tablett wegtrug, so als erwarte er mehr. Aber Rosalind überhörte diesen Wink. Das Einzige, was sie für Lord Spencer noch in Bereitschaft hielt, wenn er wieder auf eigenen Füßen stehen konnte, war die Rechnung. Und die würde so gesalzen sein, dass es dem Günstling des Königs erneut die Füße wegziehen würde! Keiner, der in Heinrichs Diensten stand, vom geringsten Festungsmaurer bis zum erhabenen Lord Lieutenant höchstselbst, durfte auf ihre Mildtätigkeit oder die der Bürger von Deal rechnen!
    Zudem kam Rosalind mit der festen Absicht, den Lord vor die Tür zu setzen, damit Tante Bess endlich ihre Kammer wiederbekam. Die gute Alte hatte sich zwar

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