Historical Exklusiv Band 06
Ellenbogen hoch.
Er warf sein Hemd auf den Boden und griff nach den Hosenknöpfen. "Nein, nur bereit, das Zimmer endlich für das zu benutzen, wofür es gedacht ist."
Sie sah ihn mit riesengroßen Augen an. "Aber… aber mein Vater …"
"Wenn Sie glauben, ich riskiere mein Schiff und meine Fracht auf der Suche nach einem Missionar, der über mehr Eifer als Verstand verfügt, dann sind Sie ein noch größerer Hohlkopf als Ihr Vater."
Er öffnete die Knöpfe auf der einen Seite seines Hosenlatzes und beobachtete mit boshaftem Vergnügen, wie sie ihn entgeistert anstarrte.
"Aber … aber der Lotse …", wandte sie zaghaft ein.
"Ich werde selbst einen Lotsen finden, und zwar einen, dessen Qualifikationen von jemand anderem als einem Koch bestätigt werden können."
Er griff nach den Knöpfen auf der anderen Seite der Hose. Sie schrie noch einmal leise auf und kroch dann zur gegenüberliegenden Bettkante. Mit hochrotem Gesicht stieg sie von der Plattform. Ihre herrlichen Brüste bebten dabei.
"Sie sind genauso verachtenswert, wie der Klatsch Sie beschrieben hat", erklärte sie aufgebracht und griff nach ihrem Strohhut.
"Das ist die erste vernünftige Bemerkung, die ich von Ihnen gehört habe, seit ich diesen Raum betreten habe." Er zog warnend am Taillenband seiner Hose.
Sie stülpte sich den Hut auf den Kopf und marschierte zur Tür, die Schultern starr, den Rücken kerzengerade. Mit einem temperamentvollen Knall, der bei einer alten Jungfer gänzlich unpassend wirkte, schlug sie die Bambustür hinter sich zu.
Lächelnd warf James sich auf das soeben erst verwaiste Bett. Er zwang sich, nicht länger an Miss Abernathys üppige Rundungen zu denken, die sogar durch die losen Falten ihrer blauen Baumwollhose noch sichtbar gewesen waren, sondern sich voll und ganz auf die nächstliegenden Probleme zu konzentrieren.
Morgen würde er den Hafenmeister treffen und einen letzten Versuch unternehmen, den Lotsen zu kaufen, den er brauchte. Gleichzeitig würde er seinen ersten Maat aussenden, um die Hafengegend nach einem geeigneten Kandidaten abzusuchen. Bis Mittag würde er einen Lotsen haben, auf die eine oder die andere Weise. Hoffentlich schaffte er es, den Rest der Mannschaft vor Einsetzen der Flut zusammenzutrommeln. Und hoffentlich war die Nacht so dunkel, dass er zwischen den Fregatten der Königlichen Marine, die den Hafen bewachten …
Als er Schritte hörte, die direkt vor der Kammer innehielten, setzte er sich abrupt auf. Nein! Das würde sie doch gewiss nicht wagen!
Die Bambustür wurde ein Stück weit geöffnet.
Diesmal nehme ich sie mir, schwor James sich. Jungfrau oder nicht. Wenn sie so dumm war, hierher zurückzukehren, dann würde er eben annehmen, was die Frau zu bieten hatte. Finster starrte er zur Tür, beunruhigt von der plötzlichen Hitze, die in seine Lenden schoss bei dem Gedanken, die kurvenreiche Miss Abernathy zu sich auf das Bett zu ziehen.
Eine zierliche dunkelhaarige Schönheit blieb direkt an der Schwelle stehen. Sie riss die schwarzen Augen angstvoll weit auf, als sie seinen finsteren Blick bemerkte.
"Der Kapitän will Mei Lin nicht?" fragte sie zögernd.
Zu seinem ehrlichen Missfallen stellte James fest, dass er Mei Lin in der Tat nicht wollte. Er war nicht mehr in der Stimmung für langsame Verführungskünste, nicht einmal für die unglaublichen Liebesspiele dieser zarten Blume. Sein Puls schlug zu hart, und er hatte den Kopf voll von wichtigeren Dingen als den Entzückungen, die der flatternde Schmetterling mit sich brachte.
Mit einem unwilligen Kopfschütteln stand James auf. Was er jetzt brauchte, war ein kaltes Bad in einem von Mong Has Badehäusern und ein Bootsmädchen, das ihn zurück an Bord brachte. Er hatte noch viel zu tun, ehe sein Schiff am nächsten Tag ablegen konnte. Und auf die eine oder andere Weise, das schwor er sich, würde er am nächsten Tag segeln.
Er ließ Mei Lin mit einem Stapel Silbermünzen zurück und verließ entschlossenen Schrittes das "Haus der tanzenden Blüten".
Achtzehn Stunden später trommelte er an die Tür der presbyterianischen Mission, das Gesicht verzerrt vor Wut.
3. Kapitel
James hob gerade die Faust, um noch einmal zu klopfen, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde. Er sah hinunter und begegnete dem neugierigen Blick eines Jungen in kurzer brauner Hose und einem weißen Hemd, das mit mehreren Schmutzstreifen und einer gelblichen, undefinierbaren Substanz verziert war. Da das Kind ein Schwert aus Holz und Bindfaden am
Weitere Kostenlose Bücher