Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Exklusiv Band 06

Historical Exklusiv Band 06

Titel: Historical Exklusiv Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caryn Cameron Merline Lovelace
Vom Netzwerk:
Lotsen fahren müssen."
    James' lüsterne Gedanken verschwanden sofort. Wenn es um Rücksichtslosigkeiten ging, dann war Miss Sarah Abernathy kein Gegner für einen Mann, der seit mehr als einem Dutzend Jahren an Land und zur See mit Piraten gekämpft hatte. Mit fester Stimme sagte er den einen Satz, der ihr den Boden unter den Füßen wegzog.
    "Sie werden diesen so genannten Lotsen beschaffen, oder Lord Blair wird vom Verschwinden Ihres Vaters erfahren."
    "Sie werden ihm nichts davon sagen! Das wagen Sie nicht!"
    "Doch, das werde ich tun. Und ich bezweifle nicht, dass der Reverend die Mission und damit auch seinen Lebensunterhalt verlieren wird, wenn es sich herumspricht, dass er gegen das Gesetz verstoßen hat und ins Landesinnere gereist ist."
    James wappnete sich gegen das, was jetzt geschah. Er und seine Crew hatten zu viel in die Fracht investiert. Er würde weder seine Ladung noch sein Schiff aufs Spiel setzen, indem er sich in irgendeinem Hafen in Fukien aufhielt, während Miss Abernathy das Landesinnere durchstreifte, um ihren fanatischen Vater zu suchen.
    Sie war totenblass geworden. "Auch wenn man nicht auf den Klatsch hören sollte", meinte sie wenig später mit halb erstickter Stimme, "scheint er in diesem Fall doch zu stimmen. Sie sind ein Schuft."
    James straffte die Schultern. Man hatte ihn schon schlimmer beschimpft. Dennoch – der missbilligende Ausdruck in ihren schönen Augen versetzte ihm einen Stich.
    "Ich werde Erkundigungen einziehen, Miss Abernathy. Wenn ich feststelle, dass Ihr Vater sich nicht mehr als eine Tagesreise von der Küste entfernt aufhält, werde ich ihm eine Nachricht schicken und eine angemessene Zeit darauf warten, dass er zur Phoenix kommt. So lautet mein Angebot. Sie können es akzeptieren oder nicht."
    Sie holte tief Luft, und ihre Brüste unter der weißen Schürze und dem braunen Stoff ihres Kleides hoben sich. Doch was immer sie sagen wollte, sie wurde dabei unterbrochen vom Zuschlagen der Vordertür.
    "Sarah?" Eine leise, melodische Stimme drang aus der Halle herein. "Du wirst niemals erraten, wen ich bei den Holcombes getroffen habe."
    James biss sich auf die Lippen wegen dieser neuerlichen Verzögerung und drehte sich um, in der festen Absicht, den Neuankömmling zu vertreiben, so dass er diese Diskussion mit der eigensinnigen Miss Abernathy zu Ende bringen konnte. Einen Augenblick später eilte die Sprecherin mit wehenden rosa Haubenbändern zur Tür herein, und James' Zorn verwandelte sich in blankes Erstaunen.
    Er hatte niemals behauptet, wie ein Mönch leben zu wollen. Ganz im Gegenteil, er wusste weibliche Schönheit sehr wohl zu schätzen. Doch der Anblick der blonden Göttin, die jetzt das Wohnzimmer betrat, traf ihn vollkommen unerwartet. Der Boden unter seinen Füßen schien zu schwanken.
    "Oh!" Die Vision blieb an der Türschwelle stehen, und sie errötete ausgesprochen reizvoll vor Verlegenheit. "Ich wusste nicht, dass du einen Besucher hast, Sarah."
    Miss Abernathy zwang sich zu einer Vorstellung. "Dies ist kein Besucher, Abigail. Dies ist Lord Straithe, Kapitän der Phoenix."
    "Lord Straithe!" Die junge Frau presste ihre zierlichen Hände an die Brust. "O Sir! Haben Sie Ihre Meinung geändert? Werden Sie unseren Vater suchen?"
    Es erforderte einige Anstrengung, doch es gelang James, den Blick von Abigails makellosem Gesicht loszureißen. Er wandte sich wieder den weitaus weniger regelmäßigen Zügen ihrer Schwester zu und überließ es Sarah, die Entscheidung zu treffen.
    "Werde ich das tun, Miss Abernathy?"
    Ihre Blicke trafen sich. Nach einem stummen Zweikampf, wer von ihnen beiden über den stärkeren Willen verfügte, stieß sie hervor: "Ja, das werden Sie."
    Wenig später geleitete Sarah ihn zur Tür, mit hocherhobenem Kopf, aber in gedrückter Stimmung. Sie vermochte ihre Niedergeschlagenheit nicht Straithes Reaktion auf Abigail zuzuschreiben. Natürlich hatte er sie angestarrt. Jeder Mann zwischen achtzehn und achtzig Jahren machte so ein Gesicht, wenn er die jüngere der beiden Abernathy-Schwestern zum ersten Mal sah. Sarah rechnete längst nicht mehr damit, dass irgendein Mann sich überhaupt daran erinnerte, dass sie im selben Zimmer wie Abigail gewesen war.
    Nein, ihre Unzufriedenheit rührte von der Vereinbarung mit Straithe her. Sie würde den Lotsen für seine schrecklichen Schmuggelfahrten besorgen, und er wollte in den Häfen, die er anlief, Erkundigungen wegen Papa einziehen. Sie hätte sehr dumm sein müssen, wenn sie glaubte, dass

Weitere Kostenlose Bücher