Historical Exklusiv Band 06
Atem spürte. "Es ist nicht für Euch allein, sondern für uns beide. Ihr werdet nicht entkommen, und wir werden alles zwischen uns in Ordnung bringen."
Rosalind biss sich auf die Unterlippe und lehnte sich an die kalte Steinwand des Gasthofes. Sie, die nicht einen Tag ihres Lebens krank gewesen war, die dem ärgsten Sturm auf See trotzte, fühlte sich mit einem Male unsäglich elend. Dieser Mann war das einzige Unwetter in ihrem Leben, mit dem sie fürchtete, nicht fertig zu werden. Aber, schwor sie sich, auch er soll mit mir nicht fertig werden!
7. Kapitel
Die Kammer, die der ältliche schmuddelige Wirt Nick und Rosalind anwies, lag hoch oben unterm Dach. Sie hatte schräge Wände, und die krummen, knarrenden Dielenbretter taten das Alter des Hauses kund. Nick entzündete Kohlen in einem Becken – die einzige Heizmöglichkeit.
Rosalind fühlte sich sowohl körperlich entkräftet als auch seelisch erschöpft. Sie hoffte inständig, Spencer würde nicht bemerken, wie wild ihr Herz bei seiner bloßen Anwesenheit in dieser engen Kammer klopfte. Unruhig lief sie hin und her, lugte in alle staubigen Ecken und Ritzen. An beiden Fenstern waren die Läden geschlossen. Die Einrichtung war dürftig bis auf ein imposantes Kastenbett. Sie entsann sich der Tatsache, dass Angriff immer die beste Verteidigung ist, und erwartete Nick, die Hände in die Hüften gestützt.
"Also, Mylord, warum genau habt Ihr mich hierher gebracht?"
Nick wies zum Bett. "Am liebsten würde ich sagen, um das zu vollenden, was wir neulich begonnen haben – und was wir beide wollen. Ganz offensichtlich gießen wir uns gegenseitig Öl ins Feuer."
"Eure ständige Dünkelhaftigkeit hört nicht auf, mich aus der Fassung zu bringen. Bei unserem Abendessen in Deal schien es mir, als hätte ich den Schimmer eines vornehmen Herrn bei Euch entdeckt."
"Ich kann mich durchaus gesittet und vornehm benehmen, wenn Ihr mir die Möglichkeit dazu gebt. Aber Ihr seid nicht willens, mir offen und ehrlich entgegenzukommen, und zwingt mich zu solchen Maßnahmen, damit ich endlich der Wahrheit entsprechende Antworten von Euch bekomme. Ich hatte Euch gefragt, ob Ihr einen Franzosen kennt, der, aus welchen Gründen auch immer, in Deal aufgetaucht ist, und Ihr habt das verneint. Doch gestern ertappe ich euch in flagranti, lustig schwatzend mit einem Besucher aus Frankreich!"
"Der Augenschein entspricht nicht immer der Wirklichkeit. Ihr solltet jetzt lieber Eure Folterinstrumente auspacken, denn Ihr werdet sie brauchen, wenn ich etwas gestehen soll, das nicht zutrifft."
Nick warf ihre Satteltaschen auf den Tisch und stellte einen Fuß auf den Schemel daneben. "Ich wünschte, Ihr würdet aufrichtig zu mir sein, Rosalind, welches Geständnis auch immer dabei herauskäme. Und ich würde Euch mit derselben Offenheit erwidern, denn ich bewundere Euch. Sinnloserweise möchte ich hinzufügen: Und ich begehre Euch sehr. Trotz aller Wirrnisse und aller möglichen künftigen Schwierigkeiten möchte ich Euch besitzen, Rosalind. Und ich würde dieses Bekenntnis auch gern von Euch hören."
Rosalind achtete darauf, dass sich der Tisch zwischen ihnen befand; sie wusste aus leidiger Erfahrung, dass ihr in Bezug auf die Schmuggelei jede Lüge über die Lippen kommen würde, doch ihr Verlangen nach ihm konnte sie nicht verhehlen. Und obwohl sie es vor sich selbst nicht zugeben wollte, war sie nahe daran, es ihm einzugestehen. Sie hatte Nick oft des Hochmuts angeklagt, dennoch waren es nur seine Kraft und seine Fähigkeit, Menschen zu leiten, die ihn so erscheinen ließen. Er hatte sich als tapfer und opferbereit erwiesen, als dankbar und großzügig. Sie hatte ihn in seinem schwächsten Zustand erlebt und auch bei seinem eindrucksvollen öffentlichen Auftreten. Er war hart gegen sich selbst und – das spürte sie – ebenso einsam wie sie, auch wenn stets viele Menschen in seiner Nähe waren.
Trotz allem, was zwischen ihnen lag, hatte Rosalind das Verlangen, sich Nick hinzugeben. Doch konnte sie das nur als Frau und nicht zugleich auch als Schmugglerin? Würde sie den Männern in Deal damit helfen oder sie neuer Gefahr aussetzen? Vielleicht würde er ihr leichter glauben, dass sie nichts über den Schmuggel wusste, wenn sie einander in Liebe gehört hatten. Sie dürstete und verlangte nach diesem verwünschten Mann und wollte ihm das schon sagen, als der Wirt mit einem voll beladenen Tablett die Kammer betrat.
"Gebackene Krabben in Blätterteig mit Weinsoße zum Nachtmahl",
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