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Historical Exklusiv Band 06

Historical Exklusiv Band 06

Titel: Historical Exklusiv Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caryn Cameron Merline Lovelace
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Manövrierfähigkeit der Engländer zu seinem eigenen Vorteil.
    Die hünenhafte Gestalt seines ersten Maats löste sich neben ihm aus der Dunkelheit. "Es ist eine gute Idee, im Schutze der Nacht an ihr vorbeizuschlüpfen."
    "Das haben wir früher schon getan", erwiderte James, ohne den Blick von den weit entfernten Lichtern abzuwenden.
    "Ja, das haben wir." Burke sah ans Ufer. "Wenn wir auslaufen wollen, müssen wir es bald tun."
    "Sind Hardesty und die anderen an Bord?"
    Der rothaarige Burke schnaubte verächtlich. "Wenn man es so nennen mag. Sie hängen über der Reling und übergeben sich."
    James schüttelte mitfühlend den Kopf. Er wusste aus Erfahrung, dass es eine Weile dauern würde, bis seine Mannschaft sich von der herben Mischung aus Alkohol, Tabaksaft, Zucker und Arsen, der in den Schenken serviert wurde, erholt haben würde.
    "Wir haben sie aus einem Bordell am Donkey Lane geholt", fügte Burke trocken hinzu. "Die verdammten Kerle haben geschrien wie am Spieß, weil die Mädchen ihnen gerade die rückwärts fliegenden Enten zeigen wollten."
    James lächelte seinem Maat zu. "Sie werden uns nicht so bald verzeihen, dass wir sie dabei gestört haben."
    "Nein, vermutlich nicht." Burke schüttelte den Kopf. "Rückwärts fliegende Enten! Dieses verdammte Buch wird uns noch alle umbringen!"
    James grinste bei dieser Anspielung auf den wertvollsten Schatz der Mannschaft. Als sie vor ein paar Jahren die Küste hinaufgefahren waren, retteten sie einem Jesuitenpater, der von einem Mandarin, dessen Zorn er erregt hatte, geköpft werden sollte, das Leben. Voller Dankbarkeit und Erleichterung hatte der Priester erwähnt, dass er eine alte Handschrift übersetzt hatte, in der Anweisungen standen, wie man die Lust im Bett steigern könnte.
    Die Mannschaft hatte zuerst versucht, den Priester zu überreden, dann hatten sie ihn umschmeichelt, und schließlich hatten sie ihn gezwungen, Becher um Becher voll Rum zu trinken. Dann endlich hatte sich der betrunkene Mann bereit gefunden, für die entzückten Männer eine Abschrift dieses Buches anzufertigen. James vermutete, dass der Jesuit aus Angst um sein Leben seine Einbildungskraft benutzt hatte, wo sein Gedächtnis ihn im Stich ließ, denn eine gute Zahl der zweiunddreißig Positionen, die er beschrieb, waren anatomisch unmöglich auszuführen. Dennoch hatte die Mannschaft die handgeschriebene Übersetzung Die Liebeskunst des Meisters Tung-Hsuan als eine Art persönliches Manifest angenommen. Ihr Ziel war, jede einzelne Position auszuprobieren, die in dem nun schon reichlich vergilbten und abgegriffenen Buch beschrieben waren. Die "rückwärts fliegenden Enten" mussten noch von irgendjemandem an Bord der Phoenix gemeistert werden.
    James verstand daher nur zu gut, dass die Männer wütend waren, bei dem neuesten Versuch unterbrochen worden zu sein. Noch immer grinsend, schickte er Burke los, damit er die Sampans auseinander trieb, die noch immer das Boot belagerten. Ein Ruf setzte die Crew in Bereitschaft, die Segel zu hissen.
    Der Wunsch, endlich abzulegen, zerrte an ihm. Wie eine ungeduldige Geliebte lockte ihn die dunkle See. Er warf einen letzten Blick über die Schulter hinweg auf die Lichter von Macao. Er würde sie wochenlang nicht wiedersehen, vielleicht monatelang. Flackernde Fackeln erhellten den alten portugiesischen Hafen. Unterhalb der Festung, das wusste James, lag das Haus der presbyterianischen Mission.
    Ohne dass er es wollte, erschien das Bild der züchtigen, missbilligenden Sarah Abernathy vor seinem inneren Auge. Beinahe sofort wurde es verdrängt von der Erinnerung an die Frau, die er im "Haus der tanzenden Blüten" gesehen hatte, als ihre sherryfarbenen Augen voller Heiterkeit gewesen waren. Wer hätte gedacht, dass die Tochter eines Missionars die Kühnheit besaß, ein solches Etablissement zu betreten? Sie musste, stellte James einmal mehr fest, eine höchst ungewöhnliche Missionarstochter sein.
    Wie ungewöhnlich sie tatsächlich war, entdeckte er am nächsten Morgen, als der tägliche Monsun den üblichen Sturm entfachte und eine heftige Böe das Schiff ergriff. Die Masten ächzten, die Segel knarrten. Wellen spülten über das Deck, und eine wachsbleiche Sarah Abernathy purzelte aus dem Seilschrank.

4. Kapitel
     
    Von dem Moment an, da Sarah Abernathy an Bord der Phoenix gekommen war, zusammen mit den Chinesen, die die Vorräte anlieferten, hatte sie über den richtigen Zeitpunkt nachgedacht, um den engen kleinen Seilschrank zu verlassen, in

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