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Historical Exklusiv Band 06

Historical Exklusiv Band 06

Titel: Historical Exklusiv Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caryn Cameron Merline Lovelace
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die Fliege sein, die sich im Netz fängt!
    "Natürlich", stichelte sie, "möchtest du, dass ich alles vorher koste, damit du sicher bist, dass ich dich nicht vergiften will." Als sein Gesicht Unmut zeigte, hatte sie Mühe, ihre Freude darüber zu verbergen.
    "Gib her", sagte sie und nahm das Stück weg, das sie ihm bereits auf seinen Zinnteller getan hatte, "lass mich sehen." Sie nahm einen Bissen.
    "Hmm", murmelte Rosalind. "Kein Gift, aber dennoch kaum das Richtige für dich. Das ist eine Mahlzeit, wie sie das dumme Bauernvolk von Deal zu sich nimmt, aber doch nicht der königliche Lord Lieutenant! Oh, mein Lieber, das trifft ja auch auf das hausbackene Brot zu und auf den einfachen Landkäse. Das ist alles nichts von dem, was du bei Hofe bevorzugst. Und da manche Leute hier in Deal fast verhungern, weil ihnen der König kein Marktrecht gegeben hat, sind die Speisen vielleicht auch noch schlecht geworden auf dem langen Weg von Sandwich bis hierher, oder man hat sie gar aus Frankreich importiert. Nein, was arme Landleute wie Wat und ich essen, kann man einem Höfling doch nicht anbieten!"
    "Ro-sa-lind!" begann Nick zunächst vorsichtig. Dann jedoch nahm seine Stimme einen drohenden Ton an.
    "Und so", fuhr Rosalind unbeirrt fort, "werde ich dich von dem Zeug befreien, ehe es dich herabwürdigt, wie es das Zusammentreffen mit mir ohne Zweifel bereits getan hat."
    Bevor Nick ihre Worte verarbeitet hatte, ergriff sie das meiste von dem, was sich auf dem Tisch befand, lief zum Fenster, öffnete es und warf alles hinaus mitsamt den Tellern. Irgendwo tief unten hörte man es klappern, und irgendjemand heulte auf. Oh, ihr Heiligen, dachte Rosalind, die Teller wollte ich doch eigentlich nicht mit hinauswerfen, aber dieser Mann bringt mich immer so in Wut. Hoffentlich habe ich niemanden verletzt.
    An sich hatte Rosalind erwartet, dass Nick sie vom Fenster zurückreißen, dass er schreien oder schimpfen würde. Doch er stand nur da, die Fäuste in die Seiten gestemmt, das Gesicht rot vor Zorn.
    "So", sagte sie und wischte sich die Finger an dem Leinentuch ab, das sie mitgebracht hatte. "Speisen aus Deal sind etwas für Wat und seinesgleichen, aber nicht für den erhabenen Lord Lieutenant."
    "Hast du nun genug von diesen Bekundungen?" presste Nick durch die Zähne hervor. "Du kannst dich darauf verlassen, das war das letzte Mal. Komm hierher."
    Langsam ging Rosalind auf ihn zu. Als er eine Pergamentrolle von einem kleinen Pult nahm, stieg Angst in ihr auf. Was mochte es sein? Ein Arrestbefehl für sie? Das Todesurteil für Wat? Percy hatte gemunkelt, dass es zu erwarten sei, aber gleichzeitig geschworen, er werde sich selbst bei Cromwell für Wat verwenden.
    "Was ist das?" fragte Rosalind mit schwacher Stimme.
    "Eine Liste der Männer aus Deal, die genau wie du eingekerkert werden, wenn nicht endlich jemand mit der Wahrheit herausrückt."
    Mit bedeutungsvollem Blick nahm er die Rolle und begann zu lesen. Das Pergament knisterte hörbar in dem stillen Raum, in dem nur hin und wieder das brennende Holz im Kamin leise knackte. Eine lange Liste von Namen war das – fast alle Männer von Deal! Viele von ihnen waren irgendwie bei den Schmuggelgeschäften zur Hand gegangen, aber die wenigsten davon gehörten zur Schmugglerbande selbst. Rosalind erkannte schnell, dass Nick über das Ziel hinausgeschossen war. Jeden Mann, der stark genug war, ein Ruder zu führen oder eine Kiste zu heben, hatte er auf seiner Liste.
    "Es ist unsinnig und ungerecht. Die Leute werden verhungern, wenn die Männer nicht arbeiten dürfen. Erwartest du etwa, dass ich dir glaube, Wat habe unter Zwang fast die gesamte männliche Bevölkerung von Deal angegeben?"
    "Ich selbst habe alle deine ständigen Kunden im Gasthof aufgezeichnet, der Brutstätte von Schmuggel und Aufruhr. Sie können meinetwegen tagsüber ihrem rechtmäßigen Erwerb nachgehen, aber des Nachts haben sie daheim zu bleiben. Ich lasse die Straßen bewachen. Und wer nach Sonnenuntergang dort noch aufgegriffen wird, kann Wat im Kerker Gesellschaft leisten."
    "Aber das sind die Männer, die dein Leben gerettet haben und das deiner Bewaffneten! Wie undankbar du bist!"
    Nick packte sie bei den Handgelenken, und die Pergamentrolle fiel knisternd zu Boden. "Dann hilf mir, Rosalind! Hilf mir, der Sache auf den Grund zu kommen, ehe sich die Lage noch weiter zuspitzt!"
    Rosalind schaute ihn an. Sein Blick drang ihr bis ins Herz. Ja, er holte die Männer nicht von ihren Familien weg und warf sie ohne

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