Historical Exklusiv Band 06
liebte, doch das Mitgefühl für den bedauernswerten Burschen verschloss ihm den Mund.
Mit einer Hand presste Nick den Arm von Rosalind auf das Bett, während er mit der anderen den Umhang auseinander schob. Sie hielt den Atem an und rührte sich nicht. Der Wunsch, ihn zu küssen, die Arme um seinen Nacken zu schlingen, schien übermächtig zu werden, doch sie wollte ihm diese Befriedigung nicht geben. Langsam schob Nick seine Hand bis zu den festen Brüsten, deren Spitzen sich bei seiner Berührung aufrichteten.
"Nein, du kannst Wat nicht besuchen, und ich rate dir, dich daran zu halten. Ich möchte nicht gezwungen sein, dich ebenfalls in eine Zelle zu stecken. Und was die warme Mahlzeit anbelangt, so kannst du mir morgen bei Sonnenuntergang eine solche anliefern. Ich glaube, wir haben eine Menge zu bereden. Wirst du meine Anordnung ohne großes Aufheben befolgen, oder soll ich dich jetzt noch mitnehmen?"
Nick konnte das Klopfen ihres Herzens unter seiner Hand spüren. Er umfasste ihre Brüste, liebkoste sie, wünschte, sein Gesicht dazwischen zu vergraben … Mit letzter Kraft hielt er sich zurück. Wenn Rosalind nur die geringste Bewegung machen würde, wäre er verloren. Dann würde er ihr zeigen, wie verzweifelt er sie vermisst hatte und wie sehr er sie begehrte. Es verlangte ihn danach, dass sie sich ihm öffnete, ihm ihre Liebe gestand und ihr Verlangen nach ihm.
"Ich habe keine andere Wahl", flüsterte Rosalind, da Nick seine Anordnung schon fast wieder vergessen hatte. Eifersucht nagte an ihm, als er daran dachte, wie sie sich um Wat sorgte. War er ihr Feind, Nachbar, Liebhaber, Schmugglerkumpan … Verdammt, er wusste es nicht. Doch nicht um Wat, um ihn sollte sie sich sorgen, ihn bewundern. Er wollte sie so sehr, dass es ihn erschreckend wehrlos machte. Schnell erhob er sich und wandte sich ab, ehe er seine Gefühle enthüllte.
"Die Wache wird dich am Abend zu mir bringen", sagte Nick mühsam mit rauer Stimme. "Und bis dahin bleibst du in deiner Kammer."
Wortlos, zu keiner Bewegung fähig, sah Rosalind zu, wie Nick wieder aus dem Fenster stieg. Sie fürchtete so sehr, dass er noch einmal zurückkommen würde. Dann würde sie sich weinend an ihn klammern und vielleicht alles über den Schmuggel erzählen und um Gnade bitten. Um seine Gnade, seine Küsse, seine Berührung. Wie nur konnte dieses Netz von Gefahr und Verrat um sie entstehen? Und wie war es möglich, dass sie den Gegner liebte, der sie in immer tiefere Verstrickungen zog?
Rosalind lauschte auf die sich entfernenden Hufschläge. Kühle Luft drang durch das offene Fenster und trocknete den Schweiß auf ihrer Stirn. Wat im Gefängnis – das war wohl der Anfang vom Ende. Sie hatte erlebt, was der König unter Recht und Gerechtigkeit verstand, als ihre Boote zerstört worden waren. Was würde jetzt als Preis gefordert? Aber sie durfte keine Furcht haben, sondern musste einen Ausweg finden aus dieser verfahrenen Lage.
Mit unsicheren Schritten ging Rosalind zum Fenster und schloss die Läden wieder. Jede Stelle ihres Körpers, die Nick berührt hatte, brannte wie Feuer, und ihr Herz klopfte wie wild. Verdammt sei die Schwachheit einer liebenden Frau! Rosalind seufzte, und Tränen rannen über ihre Wangen. Lange stand sie da und versuchte dabei, ihr Inneres wieder stark zu machen gegen den Feind, den sie liebte.
Inmitten der Geschäftigkeit von Hampton Court Palace, direkt über den Gemächern Seiner Majestät, arbeitete sich Thomas Cromwell beharrlich durch Stapel von Papieren und besprach sich kurz mit den unterschiedlichsten Besuchern und Informanten. Doch während er zuhörte, erklärte, beriet und Befehle erteilte, waren seine Gedanken mit etwas anderem beschäftigt – mit dem letzten Brief nämlich, den er von Percy Putnam, seinem Zuträger in Kent, erhalten hatte. Kein Zweifel, der Mann war treu, sklavisch treu. Und diese jüngste Nachricht erwärmte Cromwells Herz.
Putnam behauptete, Spencer sei unzuverlässig bei der Erfüllung der Aufgabe, mit der ihn der König betraut hatte. Er habe sich ein Liebchen zugelegt, eine ziemlich unpassende und zudem verdächtige Person. Obwohl sie wahrscheinlich viel über den Schmuggel in dieser Region wusste, habe Spencer sie noch nicht verhört. Und um allem die Krone aufzusetzen, habe er die Festung, die ihm der König anvertraut hatte, für drei Tage verlassen, um sich mit dem Weibsbild in Frankreich zu vergnügen.
In Frankreich, überlegte Cromwell, und die Andeutung eines Lächelns kam auf
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