Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Exklusiv Band 06

Historical Exklusiv Band 06

Titel: Historical Exklusiv Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caryn Cameron Merline Lovelace
Vom Netzwerk:
Monsunstürme im Spätsommer oft innerhalb einer Stunde oder sogar noch kürzerer Zeit vorüber waren, doch diesmal schien es, als würde das Schiff immer und ewig so weiterschaukeln. Nach einer Weile war sie wieder so weit bei Kräften, dass sie sich langsam auf die Füße erheben konnte.
    Beide Arme gegen die Wände gestützt, tastete sie sich den schmalen Gang entlang. Sie kam an zwei Kabinen zu ihrer Linken vorbei. Die Quartiere der Offiziere, wie sie vermutete. Zu ihrer Rechten lag der offene Raum, der als Speisezimmer diente. Die Tür am Ende des Ganges führte zur Kapitänskajüte.
    Dankbar stolperte Sarah hinein und ließ sich auf einen der Stühle fallen, die zu beiden Seiten des Tisches am Boden befestigt waren. Es dauerte einen Moment, ehe sie sich so weit gefasst hatte, um sich umsehen zu können.
    Kleiner als das Zimmer, das sie mit Abigail in der Mission teilte, enthielt diese Kabine nur den Tisch und die beiden Stühle, eine Koje, die für die großzügigen Körpermaße des Kapitäns gebaut war, sowie eine massive Seekiste, die er mit Hilfe von Ringen am Boden vertäut hatte. Ein Regal, das mit einem Geländer versehen war, lief in Augenhöhe um den ganzen Raum herum. Es enthielt verschiedene Bücher, Krüge, Instrumente und kleinere Kisten, alles gegen den Seegang mit Schnüren gesichert.
    Trotz der bescheidenen Größe und der sparsamen Möblierung vermittelte die Kabine den Eindruck von Behaglichkeit und Wärme. Vielleicht lag es an der Art und Weise, wie die Messingteile im grauen Licht funkelten, das durch das hohe schmale Fenster einfiel. Oder an dem dunklen Schimmer der spanischen Mahagonitäfelung. Oder an der exquisiten Goldstickerei, die die grüne Seidendecke auf der Koje verzierte.
    Behaglich und warm – aber nicht protzig.
    Wie seltsam, dachte Sarah. Straithe riskierte sein Leben bei jeder Fahrt die Küste hinauf. Er musste auch enorme Gewinne einstreichen, wenn man dem Glauben schenken durfte, was die Gerüchte über ihn verbreiteten. Doch sein Privatquartier deutete kaum darauf hin, dass hier ein Mann lebte, der den Reichtum liebte. Ohne Zweifel verschwendet er sein Geld mit Getränken, Glücksspielen und den Vergnügungen, die das "Haus der tanzenden Blüten" zu bieten hat, dachte Sarah und schniefte.
    Dann schniefte sie noch einmal, und schließlich nieste sie. Sie fror in ihrer feuchten Kleidung und schlang sich die Arme um die Brust, um sich zu wärmen. Sie war bis auf die Haut durchnässt und fühlte sich sehr unbehaglich. Kleider zum Wechseln und ein paar persönliche Gegenstände, die sie an Bord geschmuggelt hatte, lagen unter ein paar Tauen in dem Schrank – immer noch, wie sie hoffte. Zu gern hätte sie die dünnen nassen Baumwollsachen abgelegt, aber sie wollte nicht einfach so die Seekiste des Kapitäns öffnen, um dort nach trockenen Kleidern zu suchen. Sich an Bord seines Schiffes zu schleichen war eine Sache. Seine persönliche Habe zu durchwühlen eine andere.
    Die Phoenix fuhr weiter, und ihre Planken knarrten und ächzten wie bei einem verstimmten Instrument. Die Minuten vergingen, und Sarahs Blick wanderte immer wieder zu der grünen Bettdecke. Endlich erhob sie sich aus dem Stuhl und ging zur Koje. Sie lehnte sich an und entledigte sich flink des Kleides und der Hose. Einen Moment zögerte sie noch, dann wickelte sie das Baumwollband ab, das sie sich um die üppige Brust geschlungen hatte, auf die Straithe so unverblümt angespielt hatte.
    Das nasse Brustband fiel hörbar zu Boden, und Sarah seufzte vor Erleichterung. Jetzt trug sie nur noch die feuchte leinene Unterkleidung, und sie hüllte sich in die seidene Bettdecke. Damit fühlte sie sich schon viel besser, und sie wandte sich wieder dem Stuhl zu, um auf den Kapitän zu warten.
    So plötzlich, wie er gekommen war, hörte der Monsunregen wenig später wieder auf. Die Phoenix schaukelte nicht mehr so heftig, und die See beruhigte sich. Dafür beschleunigte sich Sarahs Herzschlag. Als sie hörte, dass die Tür zum Gang geöffnet wurde und dann Straithe mit seiner tiefen Stimme jemandem zubrüllte, er sollte das Schiff hart am Wind halten, konnte sie kaum noch atmen. Sie umklammerte die bestickte Seidendecke fest mit beiden Händen und wappnete sich gegen ein Unwetter der ganz anderen Art.
    Straithe betrat seine Kabine mit der Kraft eines Wirbelsturms. Die Tür schlug gegen die Wand, und der Kapitän stand bedrohlich auf der Schwelle. Seine nasse Kleidung klebte ihm am Körper, und der Blick aus seinen blauen

Weitere Kostenlose Bücher