Historical Exklusiv Band 06
… nach Hause."
"Ich befördere keine Passagiere auf meinem Schiff. Schonen Sie Ihre Kräfte, dann können Sie sich selbst um die Reise kümmern."
"Sie müssen …"
Abernathys schwaches Flüstern war nicht mehr zu verstehen, als die Ruder eingezogen wurden. James fuhr herum. Die Phoenix lag nur noch wenige Yards entfernt. Sarah stand bei der Besatzung an der Reling. Ihr Haar flatterte in der nächtlichen Brise, während sie zusah, wie das Ruderboot längsseits anlegte. In diesem Augenblick hätte James wetten mögen, dass sie nicht mehr den Segen ihres Vaters erhalten würde, ehe er starb.
Er hätte die Wette verloren. Abernathy klammerte sich an sein Leben. Es musste schlimm für ihn sein, von James aufgehoben und über der Schulter getragen zu werden, aber als sie das Deck erklommen, atmete der alte Mann noch immer. Während Burke die Besatzung anwies, Anker zu lichten und Segel zu setzen, kniete der Captain nieder und legte seine Last auf die Planken.
"Papa!" Mit bleichem Gesicht kauerte Sarah sich neben ihn. "Du bist verletzt? Was ist geschehen?"
James antwortete anstelle des Missionars. "Er bekam eine Kugel in den Rücken."
Sarah erbleichte. "Gütiger Himmel! Wir müssen ihn sofort nach unten schaffen."
Erregt griff sie nach dem Arm ihres Vaters. Abernathy stöhnte auf, und James umfasste ihr Handgelenk.
"Es ist zu spät, Sarah."
"Nein! Er darf nicht sterben!" Sie versuchte, sich aus James' Griff zu lösen. "Ich werde das nicht zulassen!"
"Ich glaube, er hat nur so lange durchgehalten, weil er dich noch einmal sehen wollte."
Seine ruhige Bemerkung durchdrang ihr Entsetzen wie eine Messerklinge. Benommen starrte sie auf ihren Vater hinab. James ließ ihre Hand los, und sie sank in sich zusammen.
"Ach, Papa!" Sie weinte leise.
Das Deck begann zu schwanken, als allmählich die Phoenix Fahrt aufnahm. James warf einen raschen Blick auf die Segel und sah, dass Burke das Schiff gut ausgerüstet hatte. Als er ein halb ersticktes Flüstern hörte, drehte er sich zu dem Missionar herum.
"Verzweifle nicht, Tochter. Ich sehe … das strahlende Licht des Herrn."
Sarah nickte nur, während Tränen ihr über die Wangen liefen.
"Er spricht zu mir", flüsterte ihr Vater. "Ich höre ihn. Und … deine Mama."
Mit jedem schmerzhaften Atemzug erschienen mehr blutige Bläschen auf den Lippen des Reverend. Zärtlich wischte seine Tochter den rötlichen Schaum mit ihrem Ärmel ab.
"Gott schütze dich, Kind, und auch Harry, Abigail und …"
Ein raues Gurgeln erstickte den Rest seiner Segenswünsche. Sarah schluckte schwer. "Und auch dich, Vater", ergänzte sie seine Worte.
Das schreckliche Rasseln hörte auf, und James glaubte schon, der Missionar hätte seinen letzten Atemzug getan. Doch dann öffnete der Sterbende noch einmal die Augen. Mit größter Anstrengung drehte er sich zu James um.
"Ich vertraue Ihnen … meine Familie an."
"Nein!" Sarah nahm die Hand ihres Vaters in ihre beiden Hände. "Du musst dir um uns keine Sorgen machen, Vater. Ich kümmere mich um Abigail und die Jungen."
"Bringen Sie sie nach Hause", meinte Abernathy keuchend zu James. "Nach England." Seine Lider zitterten, und er schloss die Augen. "Und nehmen Sie … meine Tochter … zur Frau."
Sarah erstarrte.
"Sind Sie des Wahnsinns?" stieß James hervor. "Sie wissen doch, wer ich bin."
"Ich weiß … wer Sie waren."
"Sie wollen Ihre Tochter einem Mann wie mir geben?"
Mühsam brachte der Missionar etwas wie ein Lächeln zu Stande. "Sie wird … Sie erretten."
James wollte eigentlich nicht errettet werden. Und zum gegenwärtigen Zeitpunkt hatte er auch nicht das Bedürfnis zu heiraten. Er konnte nicht glauben, dass Abernathy seine Familie in die Hände eines Fremden übergab, aber er erkannte, dass der Missionar keine Wahl hatte. Es war niemand sonst da, dem er diese Aufgabe hätte anvertrauen können. Trotz aller Widerstände konnte James einem Sterbenden keine Bitte abschlagen.
"Ich werde sie nach Hause bringen, wenn es Sie beruhigt", erklärte er knapp. "Aber ich …"
Mit einem "Pst!" brachte Sarah ihn zum Verstummen. "Papa möchte etwas sagen."
Sie presste die Hand ihres Vaters an ihre Brust und beugte sich vor. Ein schwaches Flüstern war zu hören. "Gott segne dich, mein Kind."
Der Reverend Josiah Abernathy seufzte noch einmal lange und tief. Dann zuckten seine Lider, und seine Seele ging hinüber ins Reich des Herrn.
Sarah wurde ganz still. Eine ganze Weile lang bewegte sie sich nicht, sprach kein Wort. Mit unendlicher
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