Historical Exklusiv Band 36
dazu.“
Während sie ihm ganz sanft die Fingerspitze auf seinen Mund legte, fügte sie hinzu: „Du kannst nicht ständig deinen Zorn in dich hineinfressen, Charles, du bist schließlich auch nur ein Mensch. Ein wunderbarer, liebenswerter Mensch.“
Dann liebte er sie, beseelt von dem verzweifelten Wunsch, ihre Wärme zu spüren. Er wollte die Aufrichtigkeit ihrer Worte in jeder Berührung, jedem Seufzer bestätigt finden, sich geborgen fühlen. Sie erwiderte seine Gefühle wie immer voller Entzücken und von ganzem Herzen.
Er war ihr unendlich dankbar. Es war gar nicht auszudenken, wozu er sich ohne ihr Eingreifen hätte hinreißen lassen können. Ohne ihre Liebe hätte er womöglich nie den Mut gehabt, sich von dieser maßlosen Wut in seinem Innern, die alles zu zerstören drohte, zu befreien. Als er schließlich einschlief, war er erfüllt von tiefer Dankbarkeit für seine tapfere und großmütige Frau.
Er schloss die Augen und wollte den Stolz, das Gefühl der Macht, die Erleichterung spüren. Aber wie jedes Mal war all dies viel zu schnell verblasst. Viel zu schnell. Er verzehrte sich danach, wollte den Rausch wieder erleben. Er hatte ihr ein herrliches Fegefeuer bereitet, ihre köstliche Angst genossen.
Viel zu schnell vorüber. Wenn sie an der Reihe war, durfte es nicht so rasch vorüber sein. Langsam, ganz langsam. Ah! Dieses herrliche Gefühl. Er erschauerte, während die Hitze in ihm aufstieg. Ja. Bald!
17. KAPITEL
A m Morgen stellte Charles erleichtert fest, dass er wieder einen klaren Kopf hatte. Jetzt, da er nicht mehr gegen die Wut ankämpfen musste, waren sein Selbstvertrauen und auch das Vertrauen in seine Mitmenschen zurückgekehrt. Er freute sich fast schon darauf, Maidstone bei seinen Ermittlungen im Tal zu begleiten.
Um Catherines Sicherheit musste er sich jedoch zuerst kümmern. Er wagte es kaum, sie auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Allerdings hielt er es für äußerst unwahrscheinlich, wenn nicht gar unmöglich, dass der Verbrecher sie in Wulfdale selbst angreifen würde.
Dennoch gab Charles James Benjamin den Auftrag, Catherine ständig zu begleiten, selbst innerhalb des Hauses, und drohte ihr mit einer ordentlichen Tracht Prügel, falls sie es wagen würde, sich dieser Überwachung zu entziehen oder auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzen.
Sie lächelte, völlig unbeeindruckt von seiner Drohung. „Charles, allein der Gedanke daran lässt mich zittern wie Espenlaub. Diesmal brauchst du dir keine Gedanken darüber machen, dass ich rebelliere. Ich gehe nirgendwo allein hin, du kannst also ganz beruhigt sein.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss. „Nun lass Mr Maidstone nicht länger warten.“
Der Constable stöhnte, als er sich vorsichtig in den Sattel hievte. „Jetzt geht es wieder los mit den Verhören, Mylord. Wenigstens ist es nicht mehr so verdammt kalt.“
„Warum wollen Sie mit Lord Litton sprechen?“ Charles hatte sich unbehaglich gefühlt, seit der Constable ihn gleich morgens gebeten hatte, ihn zu Adams Landsitz zu führen. „Er war doch gestern gar nicht da.“
„Das ist es ja gerade. Es gibt zu viele Verdächtige. Irgendwo muss ich anfangen. Warum also nicht mit all denen, die an jenem Morgen beim Cottage der Ribbles waren. Er gehörte dazu.“
„Adam tauchte zusammen mit Stalling bei unserem Picknick auf“, gab Charles zu bedenken.
Maidstone, der zurückgeblieben war, trieb sein Pferd an, um aufzuholen. „Mit Stalling will ich auch reden. Die beiden haben sich zufällig unterwegs getroffen. Das hat überhaupt nichts zu bedeuten. Sie hatten reichlich Zeit.“ Charles nickte zustimmend, und der Constable fuhr fort: „Sie und Litton sind doch Freunde, nicht wahr?“
„Ja“, bestätigte Charles, „er ist mein bester Freund.“
„Was halten Sie dann davon?“ Maidstone musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen.
Charles überlegte kurz, welche Antwort ratsam wäre. Sollte er etwas verschweigen? Er entschied sich dafür, aufrichtig zu sein. „Unmöglich, Maidstone, ich war eine Zeit lang so durcheinander, dass ich jedem das Schlimmste zugetraut hätte, aber jetzt kann ich wieder vernünftig urteilen. Ich kenne Adam Barbon seit meiner Kindheit. Er ist zu einer solchen Tat einfach nicht fähig.“
Maidstone nickte, sagte allerdings nichts dazu. Sie ritten weiter, während jeder seinen Gedanken nachhing und die warmen Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht genoss.
Schließlich hatten sie die Zufahrt zu Adams Besitz
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