Historical Exklusiv Band 36
gegen Mann, mit bloßen Händen. Verstehst du? Keine Pistolen, keine Säbel – nur ein fairer Zweikampf.“
Charles atmete tief durch, aber Vincent, der ihn entgeistert anblickte, wagte es nicht, etwas zu erwidern.
Schließlich fuhr Charles fort. „Und jetzt hör mir gut zu, Vincent. Du fängst damit an, dich bei der jungen Frau zu entschuldigen, die du gerade geschlagen hast. Als Nächstes wirst du dem Schankmädchen den Lohnausfall ersetzen, den sie wegen deiner Gemeinheiten zu verschmerzen hatte – nein, du wirst ihrer Familie das Doppelte geben –, und außerdem um Verzeihung bitten. Wenn ich erfahre, dass du dich nicht daran gehalten hast, sehen wir uns eher wieder, als dir lieb ist, und wehe dir, mir kommen nochmals solche Geschichten zu Ohren. Außerdem hast du dich bei meiner Gemahlin und deiner Stiefmutter zu entschuldigen.“
Er hielt kurz inne, um Vincent noch einmal durchzuschütteln. „Und vergiss ja nicht, dass deine Treuhänder meine Freunde sind. Obwohl ich mich bisher nie eingemischt habe, bin ich sehr wohl in der Lage, dir den Geldhahn zuzudrehen. Was deine Trunksucht anbelangt, dafür musst du selbst eine Lösung finden, wenn du Manns genug dazu bist. Hast du mich verstanden?“
Vincent starrte ihn wortlos an, sodass Charles ihn abermals durchrüttelte.
„Ist ja gut! In Ordnung. Ich habe dich verstanden.“ Vincent musterte ihn mit unverhohlener Wut, dennoch ließ Charles ihn los.
„Ausgezeichnet. Dann können wir ja zu den anderen gehen.“
18. KAPITEL
D as ist ja einfach unglaublich! Er hat sich also tatsächlich bei dem Mädchen entschuldigt?“ An diesem Abend übernahm Catherine die Aufgabe, den Brandy einzuschenken, während Charles es sich auf dem Sofa ohne Rock, Krawatte und Stiefel bequem gemacht hatte. Sie reichte ihm sein Glas und setzte sich in die andere Sofaecke, von wo aus sie ihn besser betrachten konnte.
Charles trank einen Schluck. „Ah, das tut gut. Es wird wieder kälter.“ Er rutschte zur Seite, um Catherine gegenüberzusitzen, und lehnte sich nach hinten, wobei er ein Bein angewinkelt hielt. „Ja. Ich gebe zu, dass ich selbst ein wenig überrascht war. Ich wusste nicht, was er tun würde, sobald er wieder bei seinen Kumpanen wäre. Eigentlich hatte ich vermutet, er würde erneut den Draufgänger spielen, und ich müsste meine Drohungen auf der Stelle wahr machen. Glücklicherweise blieb mir das erspart. Vielleicht schmerzte auch einfach sein Kopf zu sehr.“
Catherine lächelte. „Du bist aber auch ein grausamer Onkel, den armen Kopf deines Neffen so zu misshandeln.“
„Armer Kopf?“ Charles blickte seine Frau streng an. „Habe ich ihn etwa gezwungen, solche Mengen Wein in sich hineinzuschütten? Es geschieht ihm recht. Diese feine Gesellschaft hat fast zwei Tage ausschließlich mit Trinken verbracht.“
„Doch sie haben Vincent wenigstens entlastet, nicht wahr?“
„Ja, am Ende, aber auch nur weil der Dichter dabei war.“
„Welcher Dichter? Das kann doch nicht dein Ernst sein.“ Catherine schmunzelte. „Vincent verkehrt doch sicher nicht mit Dichtern?“
„Nun ja, vielleicht nicht absichtlich.“ Charles konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Anscheinend wird dieser junge Poet, nachdem er getrunken hat, manchmal gegen Morgen von seiner Muse geküsst. Wenn er dann erst einmal zu schreiben angefangen hat, hört er mit dem Trinken auf. Deshalb war er nüchtern genug, um bezeugen zu können, dass Vincent nicht das Haus verlassen hatte, sondern beim Kartenspiel eingeschlafen war. Er habe den Rest der Nacht schlafend mit dem Kopf auf dem Tisch verbracht.“
Gespielt verwundert schüttelte Catherine den Kopf. „Was uns armen Frauen doch alles entgeht. Hast du als junger Mann auch über die Stränge geschlagen?“
Charles hielt sein Glas ins Licht und drehte es langsam hin und her, wie um eine Antwort in der bernsteinfarbenen Flüssigkeit zu finden. Seine Miene wurde undurchdringlich. „Dazu möchte ich nur sagen, dass ich nicht viel für Kopfschmerzen übrig habe.“
Catherine streckte ihre Hand nach ihm aus und zwickte ihn in den Zeh. „Und du glaubst, ich gebe mich mit solchen Ausflüchten zufrieden? Oder denkst du, dass ich schreckliche Verderbtheit vermute? Ich weiß, wie verschlagen du bist. Es spielt auch keine Rolle. Ich frage einfach Adam.“
Auf einmal hatte Catherine das Gefühl, viel zu weit von ihrem Mann entfernt zu sitzen. Sie glitt zu Boden und rückte an ihn heran, sodass sie ihren Kopf gegen sein Knie lehnen
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