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Historical Exklusiv Band 36

Historical Exklusiv Band 36

Titel: Historical Exklusiv Band 36 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westleigh
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geheißen und offiziell seiner bezaubernden Gemahlin vorgestellt zu werden. Da er es vorgezogen hatte, seine Familie über seine Hochzeit im Unklaren zu lassen, konnten weder ich noch meine Mutter oder meine Schwester der Zeremonie beiwohnen. Ich habe mich daher schnellstens auf den Weg gemacht, Euch meine Glückwünsche zu diesem Ereignis darzubringen.“
    „Der Bote“, sagte Genevra und betonte jedes Wort, „erwähnte, dass Ihr während der Abwesenheit Seiner Lordschaft viel Zeit in Thirkall verbrachtet. Es scheint doch sehr sonderbar, dass Ihr von der Krankheit Eurer Mutter nichts gehört habt.“
    Drogo machte eine abwertende Bewegung mit der Hand. Er hatte lange schmale Finger wie sein Bruder, doch seine Hand war glatt, nicht mit Schwielen und Narben bedeckt wie die kampferprobten Hände seines Bruders. „Vielleicht war es nur eine List, teuerste Lady, eine List, den Sohn an ihre Seite zu rufen. Meine Mutter war sehr ungehalten, nicht von der Hochzeit ihres Sohnes in Kenntnis gesetzt worden zu sein.“
    Das konnte Genevra verstehen. War die Botschaft mit den Glückwünschen ihrer Schwiegermutter auch formell gewesen, klang sie doch so, dass sie ihre eigenen Ängste beruhigt hatte. Nein, Sir Drogos Erklärung erschien ihr nicht wahrhaftig. Lady Alida hatte den Brief mit ihrer Unterschrift versehen. Robert hatte das nicht einen Augenblick lang infrage gestellt. Und sie wusste, er liebte seine Schwester und vertraute ihr ohne Vorbehalt.
    „Wann wart Ihr das letzte Mal in Thirkall?“, fragte sie.
    „Oh“, sagte er affektiert, „vor einem Mond etwa. Ich habe auf dem Weg hierher noch Freunde besucht. Diese Burg hier liegt schließlich am äußersten Ende der zivilisierten Welt.“
    „Prinz Edward besitzt mehrere Burgen in Cornwall“, entgegnete Genevra mit sanfter Stimme. „Und sie liegen noch weiter im Westen.“
    „Er schenkt ihnen auch keine Beachtung. Dieser Tage gibt es nichts, dem er Beachtung schenkt.“ Es gelang ihm nicht, die Genugtuung in seiner Stimme zu verbergen. „Ich hörte, er sei todkrank. Und der König ist alt und greisenhaft und verbringt seine Zeit mit dieser Hure Alice Perrers.“
    Er glättete die scharlachrote Seide seiner kurzen Tunika mit gespreizten Gesten, die Genevra abstießen. Der weiße Brokatumhang, den er bei seiner Ankunft getragen hatte, hing sorgfältig gefaltet auf einem leeren Stuhl. „Kein Wunder, dass mein geschätzter, jedoch dummer Bruder es vorgezogen hat, sich aus den Schranken zurückzuziehen, um es mit diesen Worten zu sagen. Nicht einmal er findet noch einen Grund, der es wert wäre, zum Schwert zu greifen.“
    Genevra hatte nicht die Absicht, Robert gegen die Angriffe seines Bruders zu verteidigen. Sie hielt es für klüger, zu schweigen.
    „Noch etwas Bier, Sir Drogo?“, fragte sie stattdessen.
    Auf sein Nicken hin gab sie einem Diener den Befehl, den Becher zu füllen. Drogos Leibknecht war bereits zum Gästehaus gebracht worden, einem langen, niedrigen Gebäude, das an der inneren Befestigungsmauer neben Martins Hütte lag, ganz nahe der kleinen Ausfallpforte, durch die sie ihr Traum letzte Nacht geführt hatte. Der Gedanke an diesen Traum löste ein Zittern in ihrem Körper aus.
    Drogo leerte seinen Becher in einem Zug. „Wann machte sich mein verehrter Bruder auf den Weg nach Thirkall?“, wollte er wissen.
    Genevra erhob sich. Sie hegte nicht den Wunsch, das Gespräch mit ihrem Schwager zu verlängern. Sie brauchte Zeit, um sich an den Gedanken an seine Gegenwart zu gewöhnen, mit dem unangenehmen Gefühl fertig zu werden, das seine Ankunft in ihr ausgelöst hatte. Die Hunde hatten gleichfalls ihre Plätze verlassen und sich an ihre Seite gestellt.
    „Zwei Tage sind seitdem vergangen.“ Sie rang sich ein freundliches Lächeln ab. „Das Abendmahl wird in einer Stunde aufgetragen, Sir Drogo. Vielleicht wollt Ihr Euch bis dahin in Euer Gemach zurückziehen? Euer Leibknecht und Euer Gepäck sind bereits dort.“
    Mit gekünstelter Eleganz erhob sich Sir Drogo von seinem Sitz, und dabei klirrten seine Sporen. Wenn Robert seine Sporen trug, dann ertönte ein leises Schellen, aber bei Drogo war es nur ein offenes Zurschaustellen seiner Ritterwürde.
    Er wandte sich an den Diener, der darauf wartete, ihn in sein Schlafgemach zu geleiten. „Reich mir den Mantel.“
    Mit ausdrucksloser Miene folgte der Mann dem herrischen Befehl.
    Genevra blickte Drogo nach, als er die Halle verließ. Ihr Herz war von bösen Ahnungen erfüllt. Sie fragte sich, wie

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