Historical Exklusiv Band 36
nicht die fünf goldenen Münzen, die sie als eine der ersten Nobel, die geprägt wurden, erkannte. Das geschah im vierundzwanzigsten Jahr der Herrschaft des Königs, im Jahr 1351, als Margaret Heskith schwanger den Hof verließ und sie selbst geboren wurde.
Sie bewunderte die feine Arbeit, die Darstellung eines Kriegsschiffes in Angedenken an den Sieg bei Sluys und das Wappen König Edwards, das in seinen Feldern die Leoparden Englands und die Lilien Frankreichs zeigte. Die Münzen glitzerten vor den Augen von Margarets Tochter, neu und glänzend und in derselben leuchtenden Farbe wie das Haar ihres Gatten.
Der geheime Schatz ihrer Mutter, verborgen und bewahrt für eine Zeit der Not.
Wenn sie schon nicht das Vorhandensein des Schmuckes selbst überraschte, so tat es seine Qualität. Das größte Stück war ein Anhänger, ein Medaillon an einer Kette, das Gold fein ziseliert in der Form einer Blume, mit einem zartrosa Diamanten als Blume und kleinen Smaragden als Blätter. Genevra betrachtete es lange Zeit und griff dann zu den güldenen Ringen, die beide ebenfalls aus dem Beutel gefallen waren. Einer davon war ein Siegelring, der andere mit blitzenden Diamanten besetzt. Die Aufregung in ihr wuchs.
Ein Ehering? Wessen Wappen war es? Und was enthielt das kostbare Medaillon? Sie drückte auf den Verschluss, und die beiden Seiten sprangen auf.
Es enthielt eine Haarlocke. Dunkles Haar, braun wie das ihre. Die Haare ihrer Mutter waren heller gewesen, mit einem leichten goldenen Schimmer, es konnte also nicht ihres sein.
Stammte es dann von ihrem Vater?
Das waren die ersten Dinge, die Genevra jemals gesehen hatte und die vielleicht ihrem Vater gehört hatten oder aus seiner Hand stammten. Ihre Finger zitterten, als sie die Locke berührte. Die Strähne war hart, fühlte sich an wie das Haar eines Mannes, nicht wie das einer Frau.
Sie schloss das Medaillon wieder und betrachtete es genauer. Es musste sehr teuer gewesen sein. Der Spender musste sehr reich gewesen sein oder hohen Kredit beim Goldschmied gehabt haben! Das galt auch für den Ring mit den Diamanten – einen Ring, den sie nie an der Hand ihrer Mutter gesehen hatte. Vielleicht war sie auch nur zu klein gewesen, als dass er ihr aufgefallen wäre.
Genevra steckte ihn auf den Finger ihrer rechten Hand. Er passte fast genau, war nur ein klein wenig zu groß. Er war viel leichter als der schwere goldene Ehering, den Robert auf ihren Finger geschoben hatte.
Sie betrachtete beide Ringe, hob dann ihren eigenen Ring an die Lippen und küsste ihn. Sein Gewicht machte ihr nichts aus, es diente als Erinnerung daran, dass sie mit dem Mann, den sie mit immer tiefer werdendem Verstehen und beständiger Leidenschaft liebte, verheiratet war. Dafür war sie ewig dankbar.
Sie nahm das Medaillon und schloss die Kette um ihren Hals. Die Steine glänzten und funkelten im Sonnenlicht, als sich ihre Brust beim Atmen hob und senkte, aber die Oberfläche ihres Kupferspiegels, auch wenn sie poliert war, stumpfte das Licht ab. Sie griff mit der rechten Hand nach dem Anhänger, und der Ring ihrer Mutter blitzte auf wie Feuer.
Dann betrachtete sie das schwere Siegel des anderen Ringes. Es war ein Wappen, das sie nicht erkannte, doch es passte zu der kleinen Verzierung, die auf der Rückseite des Medaillons angebracht war. Sie hatte es zuerst nicht genau erkannt, doch nun, mit der weitaus deutlicheren Gravierung des Siegelringes, konnte sie sehen, dass es ein mit Eisenspitzen versehenes Rad darstellte, ein Spornrädchen. Der Ring eines Mannes also, was ihr bestätigt wurde, als sie ihn anprobierte. Er rutschte von ihrem Zeigefinger.
Sie nahm die Kette und den Diamantring wieder ab und legte beides zurück in den Samtbeutel. Dann blätterte sie in den Papieren.
Die meisten davon waren Briefe. Briefe, die ihre Mutter bei Hofe von Freunden und Verwandten erhalten hatte. Eine Abschrift des Rücktrittsgesuches ihrer Mutter. Und ein Schreiben der Königin, zwei Jahre zuvor datiert, in dem Lady Margaret zur Hofdame bestellt wurde. Sie fand eine Rechnung von einem Schneider, eine andere von einem Schuhmacher. Ihre Mutter hatte Handschuhe, Schleier, gold- und silbergewebte Haarnetze und passende Reifen für ihr Haar erworben. Auch Parfum. Das alles, während sie bei Hofe weilte.
Bis jetzt hatte sie kein Dokument gefunden, das eine Heirat bestätigte. Sie konnte nur noch ein Bündel von Briefen einsehen, die sie noch nicht gelesen hatte. Behutsam öffnete sie die rosafarbene Schleife,
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