Historical Exklusiv Band 36
Barons gehalten, doch nicht für den Nachkommen eines so mächtigen Adeligen wie Northempston. Und der Gedanke, dass all seine Besitztümer, außer Ardingstone und die Güter, die zum Titel gehörten, eines Tages ihr und Robert gehören sollten!
Robert, schwor sie sich in Gedanken. Sie wollte alles ihm übergeben, denn Will würde nach seinem Tod erben, nicht nach ihrem Ableben. So wollte es das Recht. Es war vereinbart, dass sie Merlinscrag als Teil ihres Witwen-Leibgedinges erhielt. Vielleicht konnte sie dieses Gut dann ihrer ältesten Tochter vererben.
Northempston umarmte sie und küsste sie auf die Stirn, als sie ihn verließen. Genevra hatte seit dem Tod ihrer Mutter nicht mehr dieses starke Empfinden gehabt, jemandem anzugehören.
Sie hatte Tränen in den Augen, und die Gedanken wirbelten in ihrem Kopf durcheinander, als sie die Gemächer des Earls verlassen hatten, um in ihre eigene Kammer zurückzukehren. Sie hatte ihre Hand auf Roberts Arm gelegt, während sie die langen Galerien und Gänge entlangschritten, doch sie sprachen kaum ein Wort.
„Seid Ihr nicht glücklich, mein Gemahl?“, fragte Genevra schließlich.
„Natürlich. Ich freue mich für Euch, meine Geliebte. Und ich bin Seiner Lordschaft dankbar, dass er mir die Hand seiner Enkeltochter anvertraut hat.“
Seine Wort klangen kühl. Vielleicht war er ebenso verwirrt wie sie. „Und somit Will ein herausragendes Erbe zukommen lässt“, sagte sie.
„Ja. Auch das.“
Und genau da liegt die Wurzel für seine kühle, anteilslose Antwort, dachte Genevra. So verrückt es auch sein mochte, er war noch immer nicht davon überzeugt, dass Will sein Sohn war und berechtigt, eines Tages die Baronie der St. Aubin zu erben.
Die Jagd am nächsten Morgen erfrischte Genevra, genau, wie sie gehofft hatte. Zu den Aufregungen der Jagd kam das Wissen, dass sie über das Land ritten, das ihrem Großvater gehörte, dass sie hier in Ardingstone zu Hause war. Sie kehrten mit einigen Wildschweinen zur Bereicherung der Tafel zurück und mit so großem Appetit, dass sie die Tiere sofort und auf der Stelle hätten verspeisen können.
Alan war mit den Vorbereitungen für seine Schwertleite beschäftigt. Er musste ein Bad nehmen und vor dem Altar in der Kirche Nachtwache halten.
Harry und die Pagen waren schnell in die Gemeinschaft Gleichaltriger aufgenommen worden, wenn auch Father John ein wachsames Auge auf seine Schützlinge hatte, dass man ihnen nicht wehtat und sie nicht in schlechte Gesellschaft gerieten. Harry war über alle Maßen glücklich.
„Eines Tages werde ich auch ein Ritter sein“, schwor er, als er Alan half, die Ritterkleidung anzulegen.
Dazu gehörten ein Kettenhemd, Beinlinge, Helm, Schild und Lanze. Alan hatte diese Dinge für den Tag erworben, da er zum Ritter geschlagen werden sollte. Er besaß bereits ein brauchbares Schwert, und Robert beschenkte ihn mit einem kastanienbraunen Streitross und den goldenen Sporen, die nur ein Ritter tragen durfte.
Am folgenden Tag sollten auch sechs Knappen ernannt werden, und danach sollten sie unter den wachsamen Augen ihrer Herren ihr Können in einem Turnier beweisen.
Die Zeremonie verlief ohne Zwischenfälle. Alan sieht von allen Anwärtern am besten aus, dachte Genevra bei sich. Jeder von ihnen trat vor, um seinen Schwur abzulegen und vom Herzog den Schlag auf die Schulter zu erhalten. Später, als sie dem Turnier zusahen, dachte sie an jenen Kampf zurück, aus dem der Goldene Adler als Sieger hervorgegangen war. Sie erinnerte sich, wie ihr Robert St. Aubin als Inbegriff der Ritterlichkeit, als vollendeter Ritter erschienen war.
Natürlich war er nicht vollendet. Er war ein Mann, mit all seinen Stärken und seinen Schwächen. Sie hatte in ihrer Arglosigkeit an eine Liebe geglaubt, die alle Hindernisse überwindet und zu ewigem Glück führt. Das Leben indes war anders. Gegensätzliche Gefühle riefen Verhaltensweisen und Ereignisse hervor, gegen die man machtlos zu sein schien. Doch das bedeutete nicht, dass ihre Liebe gestorben war. Sie liebte Robert, da sie seine Fehler kannte und seine Zweifel verstand, nun noch mehr als früher.
Sie glaubte auch, allen Widerständen zum Trotz, dass er sie lieb gewonnen hatte. Einen großen Dienst hatte ihr ihr Großvater erwiesen, indem er Robert nicht von ihrer Verwandtschaft erzählt hatte, und sich darauf beschränkte, die Verbindung nachdrücklich voranzutreiben. Verglichen mit der Erbschaft, die ihr nun zustand, war Merlinscrag bedeutungslos.
Damals
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