Historical Exklusiv Band 36
Ihr seid sehr schön“, sagte Alida.
„Das ist sie“, bestätigte Robert.
Genevra sagte nichts, aber ihr Herz begann, heftig zu schlagen. Roberts Stolz hatte echt geklungen.
„Wenn Ihr meinen Bruder glücklich macht, werde ich Euch herzlich lieben“, versprach Alida mit weicher Stimme.
Die Lady hatte das Kennenlernen zwischen ihrer Tochter und der jungen, neuen Lady St. Aubin nicht unterbrochen, doch nun fragte sie fordernd: „Und wo ist mein Enkel?“
Ein Pferdeknecht hatte die Krippe von Chloes Rücken genommen, und die Kinderfrau hob den Jungen heraus. Genevra winkte das Mädchen heran, nahm Will in ihre Arme und hielt ihn der Großmutter hin.
„Er ist ein hübsches Kind.“ In der Stimme der Lady schwang Bewunderung mit. „Nun aber tretet besser in das Haus. Der Wind ist schon recht kühl.“
Und so betrat Genevra das Haus von Thirkall mit seinem Erben, der seine Händchen an ihre Chamarre klammerte, um sich aufrecht in ihrem Arm zu halten. Roberts Mutter ging voran, und Robert folgte ihr mit Alida. Genevra vermutete, dass Alida in einem so vertrauten Haus, wie es Thirkall für sie war, jeden Schritt kannte und sich auch ohne Hilfe zurechtfinden konnte.
Die anderen Damen, höhergestellte Dienerinnen und Begleiterinnen, hatten Meg und Sigrid in ihre Mitte genommen und bildeten den Schluss. Meg hatte ihre eigene Kinderfrau, die die Zwillinge trug.
Es gab zwei Rittersäle in Thirkall, wie Genevra feststellte. Eine beeindruckende Eingangshalle, von der Treppen zu einem viereckigen abgeschlossenen Turm führten, der sich über das Hauptdach hinaus erhob und in einer zinnenbewehrten Laterne endete, die Licht und Luft spendete. Links davon lag die große Halle, die, obwohl kleiner als andere, die sie kannte, bis unter die Dachsparren reichte.
Genevra begeisterte sich an dem riesigen Kamin, der in einer Wand eingebaut war und in dem dicke Holzscheite ein munteres Feuer verbreiteten. Ein Schornstein zog den Rauch ab. Hier sollte niemand schlafen, sagte man ihr, hier wurden die Mahlzeiten eingenommen, Gäste empfangen und das Landgericht abgehalten. Auf dem Podest an einem Ende der Halle standen eine lange Tafel und geschnitzte Holzstühle, auf denen der Herr und die Herrin des Hauses und wichtige Gäste Platz nahmen.
Nachdem sie den Saal besichtigt hatten, führte man sie weiter nach oben. Die Treppe war um einen kleinen, offenen Schacht gebaut und breiter als andere, die sie kannte. Es war leicht, die Stufen emporzusteigen. Sie musste noch das Empfangszimmer, das Frauengemach, das sich rechts von der Eingangshalle befand, die Bibliothek, das Kontor des Vogtes und die Schlafgemächer sehen, die im Gebäude an der Westseite des Innenhofes lagen.
Die Kammern der Diener, Ställe für die wertvollen Pferde, zahlreiche andere Nebengebäude und Lagerhäuser waren an der vierten Seite des Innenhofes, nach Norden, gebaut. Die Besatzung der Festung und das Gefolge waren in den Türmen zu beiden Seiten des Haupttores untergebracht. Die Küche, ein eigenes Gebäude mit drei riesigen Schornsteinen, lag abseits neben dem Rittersaal und konnte durch einen gedeckten Gang vom rückwärtigen Ende der Eingangshalle erreicht werden.
Robert bewohnte als Herr des Hauses das Prunkgemach. Es war ein heller, freundlicher Raum mit einem großen Eichenbett, das von schweren blauen Brokatvorhängen umgeben war, die aus demselben Stoff waren wie die Behänge an den Fenstern. Es lag über dem Empfangsraum und dem Frauengemach. Nebenan befand sich eine kleine Kammer mit einem Privatkabinett, ähnlich den Räumlichkeiten in Merlinscrag. Die Fenster des Schlafgemaches gingen nach Süden hin und boten Ausblick in einen hübschen Garten mit kleinen Bäumen, Sträuchern und gepflegten Rabatten mit Blumen, die jetzt allerdings bereits verblüht waren. Er erstreckte sich entlang der Küche zwischen Hauptgebäude und Fluss.
Meg, Sigrid, die Knappen und Roberts Leibdiener waren in Kammern ganz in der Nähe des Prunkgemaches untergebracht. Die Pagen hatten einen Schlafsaal etwas weiter entfernt, dort, wo auch Will mit seiner Kinderfrau schlafen sollte. Von seiner Kammer hatte man einen Blick auf die alte Burg, die die Sicht auf die Mühle im Westen verdeckte. Dieses Kinderzimmer lag hinter den Gemächern, die die Lady und Alida mit ihren Dienerinnen bewohnten. Genevra machte sich Sorgen, doch Robert meinte, sie solle sich keine unnötigen Gedanken machen.
„Dort ist er von denen umgeben, die sich um ihn kümmern, Frau. Wir haben ihn in
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