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Historical Exklusiv Band 36

Historical Exklusiv Band 36

Titel: Historical Exklusiv Band 36 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westleigh
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können.“
    Schon hatten sie die Wachttürme erreicht. Die Wache und der Herold tauschten die Signale aus, und mit klappernden Hufen ritten sie über die Brücke und langsam den Reitweg entlang, der zum Haus führte.
    Seine Familie war bereits von ihrer Ankunft unterrichtet, denn er hatte ein Schreiben gesandt. Es war also keine Überraschung, dass die Tore weit offen standen und den Eingang in den inneren Hof, der vom Haus und anderen Nebengebäuden umschlossen war, freigaben.
    Trompeten wurden geblasen, und Banner wehten im Wind. Der Lord kehrte mit seiner Frau und seinem Erben in das Haus seiner Väter zurück. Er selbst trug keine Rüstung, doch seine Eskorte war mit dicken Lederkollern bekleidet, die im Falle eines Angriffs ausreichenden Schutz darstellten. Ihre Helme glitzerten im Licht der tief stehenden Sonne.
    Genevra ritt an der Seite Roberts durch die Tore und über den Innenhof bis vor den Eingang, der sich zwischen Südflügel und Haupthaus befand. Einige Frauen warteten dort bereits, zwei von ihnen in kostbaren Kleidern und offensichtlich Damen von Stand.
    Robert ergriff ihre Hand und führte sie zu der älteren der beiden Damen, einer schlanken Frau von etwa sechzig Jahren, die ihm die Hände grüßend entgegenstreckte.
    „Willkommen zu Hause, mein Sohn“, sagte sie. Wie in ihrem Schreiben, so entbehrte sie auch in der Stimme jenes warmen Tonfalls, den Genevra eigentlich erwartet hatte.
    Robert ging ruhigen Schrittes auf sie zu, Genevra an seinem Arm. Auch seine Stimme blieb kühl, als er sprach.
    „Es ist mir eine Freude, Euch wiederzusehen, Mylady. Gestattet, dass ich Euch Eure neue Tochter vorstelle. Mutter, das ist Genevra Heskith, meine Gemahlin, Lady St. Aubin.“
    Die verwitwete Lady St. Aubin ergriff seine Hände und drückte Robert einen flüchtigen Kuss auf die Wange, bevor sie sich umwandte und Genevra prüfend anblickte. Da ihr zu gefallen schien, was sie sah, beugte sie sich vor, um auch sie zu küssen. Ihre Lippen waren welk, auf ihrem Kinn sprossen borstige Haare.
    „Seid willkommen. Ich habe lange auf den Tag gewartet, da mein Sohn seinen Erben in dieses Haus bringt.“
    Diesen gut gemeinten Worten fehlte jedoch die wahre Überzeugung. Genevras Gedanken wurden indes bereits von ihrer Schwiegermutter durch Roberts ruhige Stimme abgelenkt, die plötzlich warm und herzlich klang, als er von Genevras Seite trat, um seine Schwester zu begrüßen.
    „Alida!“ Er nahm sie in seine Arme. „Gott mit Euch, meine Schwester.“
    Sie hob die Hände und berührte sein Gesicht, fuhr mit den Fingern über Augen und Mund. „Ist alles wieder in guter Ordnung?“, fragte sie drängend. „O Robert, wie konnte ich nur so dumm sein!“
    Ich wünschte, er würde mich so ansehen, dachte Genevra und unterdrückte die aufkeimende Eifersucht, die die Liebe und Zärtlichkeit in seinen Augen hervorriefen.
    „Seid still, meine Liebe. Es war nicht Euer Fehler, der mir so viel Besorgnis bereitete. Ich sollte die Schuld bei mir selber suchen, denn ich war es …“ Er verstummte für einen Augenblick. „Doch lernt meine Gemahlin kennen.“
    Er übernahm die Vorstellung. Seine Schwester war etwa zehn Jahre älter als Robert. Vielleicht auch mehr. Es muss noch andere Geschwister zwischen ihnen gegeben haben, die gestorben oder schon tot auf die Welt gekommen sind, überlegte Genevra. Dann wurde Robert geboren und schließlich Drogo.
    Roberts Schwester hatte ein süßes Lächeln. Ihr Gesicht war faltenlos und zart. Wenn sie einem ihrer Brüder ähnlich sah, dann war es Drogo mit seinen weichen Zügen, nicht Robert, dessen Ausdruck hart war.
    „Darf ich in Eurem Gesicht lesen, Schwester?“, fragte Alida.
    „Gern.“ Genevra wusste, was sie zu erwarten hatte, hatte sie doch gesehen, wie die blinde Frau Robert berührt hatte.
    Alidas Finger fühlten sich auf ihrer weichen Haut wie zarte Distelwolle an, und die Blinde machte sich nun in ihren Gedanken ein Bild von Genevra, von ihrem breiten Mund und den kräftigen Wangenknochen, ihrer schmalen, aber viel zu langen Nase und den fein geschwungenen Augenbrauen. Wie konnte sie nur so dumm sein und auf diese Frau, die noch dazu seine Schwester war, eifersüchtig sein?
    „Von welcher Farbe ist Euer Haar?“, fragte Alida.
    „Braun, Mylady.“
    „Nennt mich bitte Alida, oder wenigstens Schwester! Und Eure Augen?“
    „Grau.“
    „Grün“, hörte sie zugleich Roberts Stimme neben sich.
    „Nun denn, graugrün“, gab Genevra mit einem Lachen zu.
    „Ich denke,

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