Historical Exklusiv Band 42
sprechen, ein Curriculum aufstellen kannst und so weiter.“
„Lass das Stirnrunzeln, Zenna!“ Sie lachte über die zweifelnde Miene ihrer Freundin. „Ich verstehe deine Skrupel. Wir werden mit Mr Dover sprechen und ihn bitten, einen Partnerschaftsvertrag aufzusetzen, dann kann es auch keine Probleme geben. Jetzt sag schon ja, ich habe nämlich noch eine Menge anderer Pläne, über die ich mit dir sprechen will.“
„Also gut“, stimmte Zenobia zu. Dabei machte sie ein Gesicht, als wäre sie zu etwas gezwungen worden, was sie zwar gerne tun würde, aber im Grunde nicht richtig fand. „Ich lasse mich von Mr Dover beraten. Er scheint sehr genau zu sein und wird sicherstellen, dass ich nicht mehr als meinen gerechten Anteil aus dieser Vereinbarung bekomme.“
Talitha nickte zustimmend, dann sagte sie: „Ich habe nämlich noch eine brillante Idee, wie ich mein Geld investieren kann. Es geht um Mrs Blackstock. Ich könnte doch ein Stadthaus kaufen oder vielleicht sogar zwei, nicht? Sie könnte sie als Logierhäuser für gehobene Kundschaft führen. Bestimmt könnte sie schon sehr bald ein hübsches Sümmchen für mich erwirtschaften und für sich selbst ein gutes Einkommen sichern.“
„Das ist eine sehr gute Idee“, stimmte Zenobia zu. Sie packte den Haltegriff, als die Droschke erneut abrupt bremste. „Was für ein Gedränge! Ich hätte nie gedacht, dass in der Stadt so viel los sein würde. Was ist mit Millie? Ich muss zugeben, dass ich Mr Hemsley nicht mehr in ihrer Begleitung gesehen habe, aber ich weiß, dass sie von jemandem Briefe erhält. Sie wird rot und versteckt sie unter ihrer Serviette, wenn die Morgenpost ankommt.“
„Das ist ein Problem“, stimmte Talitha zu. Sie spähte aus dem Fenster der Kutsche. „Hah, kein Wunder, dass die Straße so überfüllt ist. Irgend so ein Bauerntölpel treibt eine Herde Schafe hindurch! Ich glaube indes nicht, dass wir zu Fuß schneller sind. Wir bleiben besser, wo wir sind. Wenn Mrs Blackstock mit den neuen Häusern viel zu tun hat, bleibt Millie vielleicht zu Hause und hilft ihr. Nur ist die Bühne ihr Ein und Alles – sie macht das schließlich nicht, weil sie das Geld braucht. Dann habe ich überlegt, ihr eine Mitgift zu übereignen in der Hoffnung, dass sie so einen respektablen Mann findet, der sie heiratet. Allerdings weiß ich absolut nicht, wie ich ihr das taktvoll beibringen könnte. Ich muss also gestehen, dass ich im Moment überfragt bin.“
„Hmm. Na ja, uns wird schon irgendetwas einfallen. Was hast du heute Nachmittag vor? Einkaufen gehen?“
Eine Rolle Banknoten brannte seit über einer Stunde ein Loch in Talithas Tasche. Sie wollte in der Tat einkaufen gehen, zusammen mit ihrer Freundin. Talitha hatte vor, Zenobia ein paar Kleider zu kaufen, damit auch sie Einladungen zu diversen Feierlichkeiten annehmen konnte, doch dies erforderte außerordentliches Fingerspitzengefühl. Hinzu kam, dass Zenobia an diesem Nachmittag Schüler hatte.
„Ich muss morgen einkaufen gehen. Ich kann bei Lady Parry nicht in diesen Kleidern erscheinen. Ich bin sicher, dass sie mir alle angesehenen Modehäuser empfehlen wird, sobald ich dort wohne, aber bis dahin brauche ich deinen Rat, Zenna. Hast du morgen etwas vor? Wenn nicht, könnten wir uns gleichzeitig bei ein paar Maklern umsehen.“
Zenobia stimmte dem Vorschlag zu und bemühte sich, so zu tun, als ob ihr dies Freude bereiten würde. Sie förderte ihren Notizblock zutage und fügte ihrer endlosen Liste einige Anmerkungen hinzu. Talitha ihrerseits brütete über dem Gespräch mit Madame d’Aunay, das sie sich für diesen Nachmittag vorgenommen hatte.
Sie hatte ihrer Arbeitgeberin bereits geschrieben und sich für ihre Abwesenheit entschuldigt, indem sie ihr eine sorgsam bereinigte Version ihrer veränderten Umstände darlegte. In diesem Brief hatte sie ebenfalls erklärt, dass sie aufhören würde zu arbeiten, sobald sie die Hüte fertig gestellt hatte, die sie gerade anfertigte. Zwar hatte sie erwartet, dass Madame unglücklich sein würde, doch auf den Empfang, der sie in dem Geschäft erwartete, war sie nicht vorbereitet.
Der erste Schock traf sie, als Madame vor ihr knickste, sobald sie den Raum betrat, und sie anschließend in ihr Heiligtum nötigte, ein elegant ausgestattetes Zimmer für ihre besten Kundinnen.
„Ich muss Sie um Verzeihung bitten, Madame …“, fing Talitha an, schwieg jedoch sofort wieder, weil sie sah, mit welch erzwungener Freundlichkeit Madame sie
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