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Historical Exklusiv Band 42

Historical Exklusiv Band 42

Titel: Historical Exklusiv Band 42 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen , Diane Gaston
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nach draußen.
    William stand mit zurückgelegtem Kopf auf dem Trottoir, offensichtlich bemüht, den Fahrer der Droschke, die am Straßenrand stand, zum Warten zu bewegen. „Welch außerordentlich netter junger Mann Lord Parry ist“, fügte sie ohne nachzudenken hinzu. „Seine Mama muss sehr stolz auf ihn sein.“
    „Das ist er, in der Tat“, pflichtete Nicholas Stangate ihr bei und streifte beinahe ihr Ohr, als er den Stuhl für sie zurückzog. „Sehr nett, sehr jung, sehr adlig, sehr reich. Und er hat im Moment absolut keinen Kopf für eine Ehefrau oder sonstige romantische Verbindungen.“
    Eine wütende Entgegnung lag ihr auf der Zunge, doch sie hielt sich zurück – gerade so. Nur das leichte Zögern, mit dem sie sich erhob, verriet den Ärger, den diese Äußerung in ihr hervorgerufen hatte. Dass er dachte, sie hätte auch nur das leiseste Interesse daran, mit einem Knaben zu flirten, der fünf Jahre jünger war als sie! Oder wollte er ihr unterstellen, sie versuche gar, ihn einzufangen, nur wegen seines Titels und seines Reichtums? Das war so beleidigend, dass sie sich halb umdrehte, um doch noch eine empörte Antwort zu geben. Dann jedoch schoss ihr ein verführerischer Gedanke durch den Kopf, und sie biss sich auf die Zunge.
    Ruhig strich sie ihre Röcke glatt, wandte sich scheinbar gelassen um und lächelte süß in das dunkle, hübsche Gesicht, das dem ihren so nahe war. „Und was hatten Sie im Kopf, als Sie zwanzig waren, Mylord? Ich glaube nicht, dass Ihre Gedanken allzu weit entfernt waren von romantischen Verbindungen. Ich bin sicher, dass Lord Parry alt genug ist, zu wissen, was er will. Ich freue mich so darauf, ihn näher kennen zu lernen.“
    Mit mühsam beherrschtem Zorn dankte sie William freundlich für die Einladung und die Droschke. Stocksteif saß sie anschließend auf ihrem Sitz, während das Gefährt unter ihr über die Pflastersteine zurück zur Upper Wimpole Street rumpelte und rüttelte, schließlich konnte sie ihren Gefühlen schlecht mitten auf einer belebten Straße Luft machen. Als sie aber nach Hause kam und den Salon leer vorfand, schnappte sie sich ein Kissen vom Sofa und schlug darauf ein, bis die Federn aus einer Naht drangen.
    „Unausstehlicher Mann!“
    „Lass mich raten.“ Zenobia erschien in der Tür, in der einen Hand eine Schreibfeder, in der anderen ihr Lateinbuch. „Lord Arndale.“
    „Richtig.“ Talitha warf das Kissen zurück aufs Sofa und setzte sich mit Nachdruck darauf. „Ich muss sagen, Zenna, dass dieser Mann die schrecklichste Wirkung auf mich hat. Hast du je erlebt, dass ich mich nicht mehr halten konnte vor Wut? Habe ich nicht immer versucht, ruhig zu bleiben und alles philosophisch zu betrachten, wenn etwas schiefging? Habe ich mich je für Lug und Trug hergegeben, um jemanden zu verärgern? Kann ich nachts noch schlafen?“
    „Nein, ja, nein und eigentlich schon“, erwiderte Zenobia lächelnd. „Also, was hat er getan? Hat er versucht, dich zu küssen?“
    Talitha funkelte sie an. „Ich wünschte wirklich, du würdest mit dieser Hänselei aufhören, Zenna. Erst fragst du, ob er mir einen Antrag gemacht hat, jetzt soll er mich geküsst haben. Dieser unmögliche Mensch misstraut mir, das ist alles. Er weiß, dass ich etwas zu verbergen habe und lässt mich eifrig durchleuchten. Und jetzt behauptet er auch noch, ich wäre hinter seinem Cousin her.“
    „Lord Parry? Aber der ist doch bestimmt erst sechzehn, oder?“
    „Er ist zwanzig, aber sehr jung und sehr charmant für einen Zwanzigjährigen. Ich habe ihn am Piccadilly getroffen, und er hat mich zu einem Eis eingeladen. Wir haben uns unterhalten, bis, wie könnte es anders sein, Nicholas Stangate auf uns niederkam wie der Zorn Gottes.“
    „Tallie!“
    „Tut mir leid, ich wollte nicht lästern. Er ist wie einer dieser griechischen Götter. Du weißt schon, Donnerkeile und Blicke, die Menschen in Stein verwandeln“, ereiferte sie sich.
    „Ich glaube, jetzt bringst du die griechischen Mythen aber ziemlich durcheinander. Du brauchst erst mal einen Tee.“ Zenobia steckte den Kopf aus der Tür und rief nach Annie, dann kehrte sie zurück und setzte sich.
    „Ich glaube nicht, dass ich etwas trinken kann, vielen Dank. Ich bin noch voll von Zitroneneis und heißer Schokolade.“ Sie bemühte sich, nicht mehr über den Zwischenfall bei „Gunter’s“ zu sprechen, aber wie ein entzündeter Zahn brachte er sich ständig wieder in Erinnerung. „ Warum sollte er etwas so Dummes denken?

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