Historical Exklusiv Band 42
unten.
„Madeleine, Sie sind nicht meine Gefangene. Wenn es Ihr Wunsch ist zu gehen, dann steht es Ihnen frei, das zu tun.“
„Ich möchte nicht gehen. Und Sie haben recht. Wir könnten nirgendwo sonst hingehen.“ Ihre Stimme versagte.
„Wir wollen nicht jetzt darüber reden. Es gibt noch viel zu tun.“
Er sah ihr zu, wie sie sich abwandte und Linette ein Kleidungsstück gab. „Leg das für mich in die Truhe, ja?“
Ihm fiel auf, dass die Schnürbänder am Rücken ihres Kleides offen waren. „Lassen Sie mich Ihnen helfen“, sagte er und stellte sich hinter Madeleine.
„Das nützt nichts“, gab sie zurück und wich ihm aus. „Das Kleid passt mir nicht mehr.“
„Dann ziehen Sie ein anderes Kleid an. Ich werde das Zimmer verlassen, wenn Sie ungestört sein möchten.“
Den Blick auf ihre Tochter gerichtet, die wie ihr kleines Ebenbild aussah, erklärte sie: „Ich habe kein anderes Kleid.“
„Nicht?“
„Da ist nur noch das schreckliche rote. Sophie hat es gewaschen, aber es wird noch nicht trocken sein. Und aus diesem hier muss ich herausgewachsen sein, seit ich es das letzte Mal trug.“
Devlin betrachtete das Kleid, dessen Schnitt tatsächlich schon lange aus der Mode war und das für sein Empfinden recht mädchenhaft wirkte. „Das dürfte lange her sein.“
„Es war der Tag, an dem Farley mich nach London brachte.“
Ihr angespannter Tonfall war nicht zu überhören. Wie hatte sie bloß in Farleys Gewalt geraten können? „Sie haben nur ein weiteres Kleid mitgenommen?“
„Ich wollte keines von den Gewändern, die Farley mir gegeben hat.“
Überrascht fuhr Devlin sich durch die Haare. Dass er auch noch für sie eine passende Ausstattung kaufen sollte, damit hatte er nicht gerechnet. Mussten Sophie und Linette ebenfalls eingekleidet werden?
Madeleine sah ihn ernst an. „Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Sophie wird schon einen Weg finden, das Kleid zu ändern, damit es mir wieder passt. Sie ist gut in solchen Dingen. Sollte ich bis dahin aus dem Haus gehen müssen, werde ich meinen Umhang tragen. Er verdeckt alles.“
„Wir werden Ihnen eine neue Garderobe beschaffen, Maddy“, erwiderte er.
Nach einem letzten Blick in seine Richtung ging sie zu Linette.
Später an diesem Tag begutachtete Madeleine zusammen mit ihrer Tochter die neue Wohnung. Linette plapperte drauflos, während sie darauf achtete, weder Devlin noch Bart im Weg zu stehen, die beide Truhen und Kisten hereintrugen.
Madeleine betrat den Salon, wo sie ihre Finger über das glänzende Mahagoni und die seidenen Polsterbezüge gleiten ließ. Sie stellte sich vor, wie sie auf dem Sofa saß, während Devlin es sich im Sessel bequem gemacht hatte und eine Zeitung vom Tage las. Linette spielte zu ihren Füßen mit einer Puppe. Sie sollte eigentlich auch etwas tun, anstatt nur dazusitzen – nur was? Sticken konnte sie nicht, da verhedderten sich jedes Mal die Fäden, und sie hatte nicht aufgepasst, wie man richtig nähte, sodass sie auch nichts flicken konnte.
Sophie kam zu ihr und war derart guter Laune, dass ihr sonst so blasses Gesicht rosig leuchtete. „O Maddy, das sind die herrlichsten Zimmer, die ich je gesehen habe. Glaubst du, wir können wirklich bleiben? Sieh dir nur diese Möbel an. Solche schönen Tische würde ich zu gern polieren.“
Gedankenverloren sah Madeleine sie an, ohne etwas darauf zu erwidern. Sie wusste einfach nicht, ob sie tatsächlich hier würden bleiben können.
Am Abend half Devlin dabei, Linette ins Bett zu bringen. Als die Kleine schließlich zugedeckt war, drückte er Madeleine an sich. „Sie ist wundervoll, Maddy.“
„Sie bedeutet mir alles.“ Ihre Stimme bebte.
Madeleine ließ den Kopf an seine Schulter sinken. Sein starker Arm fühlte sich so gut an, dass sie sich vorstellen konnte, Devlin würde zu ihr gehören und sie würden liebevoll ihr gemeinsames Kind betrachten und …
Nein, sie durfte sich nicht diesem Wunschtraum hingeben. Stattdessen musste sie sich vor Augen halten, dass Devlin sie wie zuvor Farley in hübschen Kleidern sehen wollte. Und sie durfte nicht vergessen, dass sie ihm für seine Güte etwas schuldig war.
„Sollen wir hinüber zum Bett gehen, Mylord?“, fragte sie in dem Tonfall, den sie seit langer Zeit gewöhnt war.
Ihm wurde bewusst, dass es die gleiche Frage war, die sie ihm vor Jahren auch schon gestellt hatte. Er stutzte, während sie sich aus seiner Umarmung löste und ihm über die Schulter einen verführerischen Blick
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