Historical Exklusiv Band 42
anschließend werden sie noch beim Zuckerbäcker vorbeigehen“, erwiderte Madeleine, die sich nur mit Mühe ein Lachen verkneifen konnte.
„Dann hat Ned nicht Linette mitgenommen?“
„Natürlich nicht!“, rief Serena schockiert aus. „Das ist ja absurd!“
„Wie kannst du nur so etwas sagen?“, stimmte Madeleine mit ein.
Serena küsste sie auf die Wange. „Ich glaube, ich sollte jetzt besser gehen.“
Mit einem traurigen Ausdruck in den Augen half sie Serena, den Hut aufzusetzen und ihren Spenzer anzuziehen. Dann lächelten beide sich an.
„Würdest du mir zum Teufel erklären, was hier los ist?“, meldete sich Devlin wieder zu Wort.
„Serena macht sich auf den Heimweg“, antwortete sie.
„Das ist mir auch klar, aber warum zum Teufel ist sie dann hier?“
„Devlin“, sagte Madeleine mit ungeduldigem Tonfall, „ich wünschte, du würdest nicht ständig fluchen. Weißt du eigentlich, wie oft du in den letzten Minuten ‚zum Teufel‘ gesagt hast?“
„Ach, verdammt, verrat mir lieber, warum meine Schwägerin bei meiner … warum sie hier ist!“
Serena drückte ihm liebevoll den Arm. „Ich wollte Madeleine einfach nur einen Besuch abstatten.“
Skeptisch beobachtete er die beiden Frauen, wie sie Arm in Arm nach unten gingen und sich angeregt unterhielten. Madeleine lief in den Salon, um Serenas Handschuhe und Retikül zu holen, dann verabschiedeten sie sich.
Sie umarmten sich, und Devlin war sich sicher, dass er hörte, wie Madeleine ihr „Viel Glück“ wünschte.
Warum sollte Maddy Serena Glück wünschen?
Serena stieg in ihre Kutsche und winkte, bis sie außer Sichtweite war. Madeleine stand lange danach immer noch in der Tür und blickte in die Richtung, in der sie davongefahren war.
„Sie ist weg, Maddy.“
„Ich weiß“, entgegnete sie versonnen. „Ich will sie nur in Erinnerung behalten.“
Gedankenverloren nahm der Marquess einen Schluck Sherry, während er am Fenster stand und auf die Rückkehr seiner Frau wartete. Das Herz war ihm schwer, doch er war entschlossen, sich nichts anmerken zu lassen. Nachdem ihm auf der St. James’s Street nahe Devlins Wohnung die Heronvale-Kutsche aufgefallen war, hatte er Jem beiläufig gefragt, ob sein Bruder sie sich ausgeliehen habe, doch es war Serena gewesen.
Er trank das Glas leer. Hatte seine Frau etwa eine Affäre mit Devlin? Verdammt sollte sein Bruder sein! Da hielt er sich eine Geliebte, hielt Ausschau nach einer Frau, mit der er eine Ehe eingehen konnte, und dann vergnügte er sich auch noch mit Serena? Voller Wut ballte Ned die Faust und zerdrückte dabei das Sherryglas, gerade als seine Frau zur Tür hereinkam.
„O weh! Was ist passiert?“ Sie lief zu ihm und tat so, als täte es ihr weh, dass er blutete.
„Halb so schlimm“, gab er zurück und wickelte sein Taschentuch um den Finger. Dann wich er vor Serena zurück, da er sich von ihrer Sorge um ihn nicht täuschen lassen wollte.
Sie läutete die Glocke, Barclay kam herein. „Bringen Sie uns Verbandszeug. Und ein Glas ist zerbrochen.“
„Ich kümmere mich sofort darum, Mylady.“
Kurz darauf war der Diener zurück und brachte eine kleine Schüssel mit Wasser sowie Verbandsstoff.
„Setz dich, Ned“, sagte Serena, „damit ich deine Verletzung versorgen kann.“
Er wollte dagegen protestieren, doch sie nahm ihn am Arm und drängte ihn, sich in den Sessel zu platzieren. Während sie sich hinkniete, überlegte er, dass er umso eher seine Ruhe haben würde, wenn er Serena gewähren ließ.
„Da steckt ein Stück Glas in deinem Finger“, stellte sie fest, nachdem sie das Taschentuch entfernt hatte. Mit Daumen und Zeigefinger zog sie die kleine Scherbe aus seinem Fleisch und tauchte den Finger in das warme Wasser. Sie trocknete ihn ab, dann legte sie ihm den Verband an.
Ned hielt das nicht länger aus. Mit bemüht neutraler Stimme fragte er: „Wo warst du bis jetzt?“
Nervös sah sie ihn an, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als mit einer Lüge zu rechnen.
„Ned, sei mir bitte nicht böse. Ich habe Miss England besucht.“
„Was?“
„Ich weiß, du findest, so etwas gehört sich nicht. Aber seit dem Abend hier bei uns war ich um sie in Sorge.“ Obwohl sie den Verband fertig angelegt hatte, hielt sie weiter seine Hand und streichelte sie auf eine quälend sanfte Weise.
„War mein Bruder auch dort?“, fragte er und zog die Hand weg.
„Er traf ein, als ich gerade ging.“ Sie richtete sich auf und tat etwas völlig Unerwartetes: Sie strich
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