Historical Exklusiv Band 42
Nacht nach ihm rufen?“
„Ich bezweifle, ob er mich überhaupt hören würde“, antwortete Serena skeptisch.
„Dann müssen Sie in sein Zimmer gehen und ihn wecken. Bitten Sie ihn, Sie zu trösten. Das würde er doch sicherlich machen, nicht wahr?“
„Vielleicht.“ Es klang nicht überzeugt.
„Aber natürlich würde er das“, versicherte Madeleine rasch, um Serenas Zweifel auszuräumen. „Sie müssen darauf beharren, dass Sie die Nacht nicht allein verbringen wollen. Sie müssen einen Weg finden, um bei ihm zu bleiben.“
Ihre Schülerin nickte entschlossen. „Und dann?“
„Klammern Sie sich an ihn.“
„Wird er mir das gestatten?“ Serena stiegen wieder Tränen in die Augen.
Madeleine musste erst einmal durchatmen. Diese Frau war wirklich so unschuldig, wie sie sich gab. Welcher Mann könnte sich ihr verweigern? Hatte sich überhaupt je ein Mann geweigert, die mysteriöse Miss M. zu berühren? Und Serena war noch viel hübscher. „Sie müssen ihn bitten, Sie festzuhalten. Glauben Sie mir, er wird sich nicht weigern.“
„Und was geschieht dann?“
Was dann geschah, musste sie eigentlich nicht erklären, wenn der Marquess und die Marchioness der Natur ihren Lauf ließen. Doch Madeleines Schülerin benötigte sehr ausführliche Anweisungen. „Wenn Sie das Gefühl haben, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist, legen Sie Ihre Kleider und die Ihres Mannes ab, und dann lieben Sie ihn.“
„Aber wie?“, kam ihre gequälte Erwiderung.
Es gab eine Grenze, wie weit sie mit ihren Ausführungen gehen würde. „Serena, berühren Sie Ihren Mann, überall an seinem Körper. Küssen Sie ihn. Es wird genügen, glauben Sie mir.“
„Und wenn nicht?“
„Dann haben Sie sich nichts vorzuwerfen. Sie haben es versucht, und das ist wichtig. Oder möchten Sie sich lieber den Rest Ihres Lebens fragen, welches Glück Ihnen vielleicht entgangen ist, nur weil Sie nicht die Gelegenheit beim Schopf gepackt haben?“
Anders als Madeleine hatte Serena allen Grund, Glück in ihrem Leben zu erwarten, doch darüber wollte sie im Moment lieber nicht nachdenken.
Auf einmal straffte Serena die Schultern und machte eine entschlossene Miene. Die Dame hatte sich entschieden. Madeleine verkniff sich ein Lächeln und fühlte sich endlich einmal zu etwas nütze.
Devlin hatte seine zugesagten Besuche bei Miss Duprey und Miss Reynolds hinter sich gebracht, was ihm leichter gefallen war, da er kurzentschlossen Ram dorthin mitnahm. Noch immer hätte er vor Dankbarkeit in Tränen ausbrechen können, dass sein Freund den Krieg überlebt hatte.
Rams Anwesenheit sorgte dafür, dass Devlin sich gegenüber Miss Duprey nicht allzu verpflichtet fühlte. Und da Ram und Amanda Reynolds sich so gar nicht ausstehen konnten, vergaß Devlin über die spitzen Bemerkungen der beiden seine Übelkeit und die Kopfschmerzen.
Er schlug Rams neuerliche Einladung in eine Schenke aus und machte sich stattdessen auf den Heimweg. Als er sich dem Haus näherte, grübelte er darüber nach, was ihn am Abend zuvor derart aus der Fassung gebracht hatte. Irgendetwas war unterwegs geschehen, doch er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern.
Plötzlich sah er die Kutsche seines Bruders vor dem Haus stehen. Devlin ging sofort schneller. Was wollte Ned hier? War er gekommen, um Linette zu holen?
„Was ist hier los?“, fuhr er den Kutscher an, der ihn nur verwundert anschaute, während Devlin die Tür des Gefährts aufriss und ins Innere sah. „Wo sind sie?“
Der Kutscher deutete auf die Haustür.
Devlin stürmte ins Haus, doch im Salon war niemand. In der Küche entdeckte er einzelne Pfützen auf dem Boden, ein Eimer stand da, und eine Scheuerbürste war achtlos hingeworfen worden. Aus dem ersten Stock hörte er Stimmen.
Kicherte da jemand?
Er nahm zwei Stufen auf einmal, um schneller nach oben zu gelangen. „Ned? Ned, wo bist du? Bei Gott, ich schwöre dir, wenn du …“
Ohne anzuklopfen, riss er die Tür zu Linettes Schlafzimmer auf … und erstarrte mitten in der Bewegung. Madeleine und Serena saßen auf dem Bett und sahen ihn an wie zwei kleine Mädchen, die man bei etwas Verbotenem ertappt hatte.
„Hallo, Devlin“, sagte Serena und begann zu kichern.
„Wo zum Teufel ist Ned?“
„Ned?“ Seine Schwägerin reagierte verwundert auf seine Frage. „Ich nehme an, er ist im White’s.“
„Und wo zum Teufel ist Linette?“
„Bart und Sophie haben sie mitgenommen. Die beiden wollten Besorgungen machen, und ich vermute,
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