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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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sechs Fuß in der Länge und acht in der Breite betragen musste.
    Fröstelnd schlang sie die Arme um die angewinkelten Knie und machte sich auf ein langes Warten gefasst. Die Finsternis war beängstigend, und die Ungewissheit zerrte an den Nerven.
    Die Umgebung war grauenvoll, nicht zu vergleichen mit der kargen Zelle in Lambourn Priory oder der Haft in Warfield Castle. Dort hatte Meriel wenigstens ein lichtes Gemach zur Verfügung gestanden, wo sie den Himmel sehen und frische Luft schnappen konnte. Und Mylord Warfield hatte, so befremdlich und unverständlich seine Leidenschaft für Meriel auch war, zumindest darauf geachtet, dass es ihr nicht an Bequemlichkeit fehlte.
    Hier hingegen war sie auf die Gnade ihrer Peiniger ange wiesen. Adrian of Warfield würde sicher ein Lösegeld zahlen, und sei es auch nur, um das Gesicht zu wahren. Niedergedrückt fragte sich Meriel, ob Burgoigne sie dann freilassen oder sie, wie Mylord Warfields Angehörige, umbringen würde. Und wie sollte sie sich seiner erwehren, falls er ihr vorher Gewalt antun wollte? Niedergeschlagen faltete sie die Hände und erflehte vom Heiland die seelische Kraft, nie im Glauben wankelmütig zu werden "und die Schrecken der Zukunft mit Würde zu ertragen.
    Sie verlor jedes Zeitgefühl und zuckte zusammen, als plötzlich die Falltür angehoben wurde, Helligkeit die Dunkelheit durchdrang und eine gelangweilte Stimme sagte:
    „Aufgepasst, du da unten!"
    Im nächsten Moment fielen etliche raschelnde Strohbündel in den Kerker, denen eine Decke folgte und ein an einem Strick herabgelassener Weidenkorb. „Deine Vesper, Mylady!"
    rief der Mann ihr zu.
    Aller Hunger war ihr vergangen, aber sie wusste, sie musste sich stärken, insbesondere, falls sie wirklich ein Kind unter dem Herzen trug. „Wie lange bin ich schon hier?" fragte sie, während sie die Speisen entnahm.
    Der Knecht beugte sich über die Öffnung und antwortete gleichmütig: „Ach, erst eine Weile. Bist du fertig?"
    „Ja", erwiderte Meriel, griff rasch nach einem gefüllten irdenen Krug und drückte ihn an sich.
    „Ich wünsche wohl zu speisen, Mistress", sagte der Wärter, zog das Rutenkörbchen hoch und klappte die Falltür zu.

    Wieder war alles finster. Mit den Füßen schob Meriel das Stroh in einer Ecke zu einem Haufen, stellte die Kanne ab und holte sich das karge Mahl. Dann setzte sie sich auf das weiche Lager und begann zu essen. Der Käse war hart, das Brot trocken und die kalte Brühe wässrig. Nachdem sie sich gesättigt hatte, hüllte sie sich in das grobe Plaid und grübelte, an die Mauer gelehnt, darüber nach, wie lange sie wohl in diesem garstigen Verlies auszuharren hatte.
    Adrian de Lancey und Guy de Burgoigne bekämpften sich, und wenn sie Glück hatte, wurde sie bald, in einigen Wochen, schlimmstenfalls in zwei, drei Monaten, von dem Manne, dem sie wider ihren Willen angetraut war, befreit. Bestimmt musste sie nicht Jahre in diesem schauerlichen Gelass verbringen wie so viele bedauernswerte Opfer herrschaftlicher Willkür, die bis zum Ende ihres Lebens nie mehr einen Sonnenstrahl sahen. Unter solchen Umständen musste der Tod eine wahre Erlösung sein.
    Jäh wurde sie sich bewusst, dass schon einmal derselbe Gedanke sie bewegt hatte, und unversehens erstand ein Bild vor ihr, so deutlich und klar, als sei alles erst gestern geschehen.
    Sie sah sich im Studierzimmer von Warfield Castle, und der Burgherr sprach auf sie ein.
    Auf sein Geheiß hatte sie ihn aufgesucht, innerlich zutiefst bedrückt und verzweifelt. Kurz zuvor hatte er sie fast geschändet, und nun versuchte er, Abbitte zu leisten. Wie gebannt ruhte ihr Blick auf dem Dolch, den er am Gürtel trug. Und plötzlich überkam sie der unbändige Wille, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Sie riss die Waffe aus der Scheide und erhob sie gegen sich selbst.
    Beklommen fragte sich Meriel, ob das der von Adrian de Lancey erwähnte Unfall gewesen war. Hatte sie dadurch das Gedächtnis verloren?
    Angestrengt bemühte sie sich, tiefer in die Vergangenheit einzudringen. Mit wachsendem Entsetzen begriff sie, dass sie damals beinahe das Seelenheil verwirkt hätte, wäre der Earl ihr nicht in den Arm gefallen. Mit einer Todsünde belastet, hätte sie nie vor Gottes Angesicht treten können. Adrian de Lancey hatte ihr jedoch die Waffe aus den Fingern geschlagen und sie gebeten, seine Gemahlin zu werden.
    Er schwor, ihr jede Freiheit zu lassen, doch sie hatte ihm nicht geglaubt.
    Meriel krümmte sich, presste die Hände gegen die

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