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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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    Kommt", wandte er sich an die Gefährten, die Zügel seines Pferdes straffend, „lasst uns weiterreiten. Wir haben bereits viel Zeit verloren. Bringt Meriel auf die Burg!"
    Er gab dem Ross den Sporn, wendete es und verließ die Lichtung, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Es widerstrebte ihm, Meriel jetzt auch nur zu berühren. Er hätte nicht dafür einstehen können, dann noch besonnen zu bleiben. Es war ihm indes nicht klar, was ihn an dem Mädchen so beeindruckt hatte. Eines wusste er jedoch genau. Sobald er herausgefunden hatte, welchen Reiz sie auf ihn ausübte, würde er in der Lage sein, ihr gleichmütiger gegenüberzustehen und sie so zu behandeln wie jede andere Frau. Aber sie besaß eine ganz besondere Ausstrahlung. Ihr schien ein Wesen zu eigen, das unbezwingbar war.
    Fassungslos, dass sie der Freiheit beraubt werden sollte, starrte Meriel de Vere dem davonreitenden Earl of Shropshire nach. Das Bewusstsein, ihm hilflos ausgeliefert zu sein, entsetzte sie. Noch schlimmer war jedoch die Erkenntnis, dass nun auch ihre Ehre, vielleicht sogar das Leben auf dem Spiele standen.
    Richard de Lancey hatte Adrians Befehl überrascht, aber er zuckte nur gleichgültig mit den Schultern und ritt dem Halbbruder nach.
    Walter of Evesham, nicht minder erstaunt über die Anweisung, winkte einen der Männer zu sich heran und sagte gebieterisch, während er sich in den Sattel schwang: „Ralph, du bringst das Mädchen mit!"
    Der Angesprochene lenkte sein Ross zu Meriel, streckte ihr die Hand entgegen und forderte sie freundlich auf: „Komm!"
    Sie wunderte sich nicht, dass der Hauptmann einem Reit knecht die Aufgabe übertragen hatte, eine lumpig wirkende Leibeigene aufs Pferd zu heben. Ein Chevalier ließ sich nicht so weit herab, sich selbst die Hände schmutzig zu machen. Erneut dachte Meriel an Flucht, aber es war ein aussichtsloses Unterfangen. Widerstrebend ergriff sie die Finger des Burschen, schob die Fußspitze in den Steigbügel und zog sich auf den Rücken des Tieres.
    Die vier Reiter setzten sich in Bewegung, und Ralph bildete auf dem Ritt durch die Schneise den Schluss der Reihe.
    Die Vorstellung, dass in Avonleigh jeder in Angst und Sorge sein würde, beschäftigte Meriel sehr, doch sie konnte nichts tun, um das zu ändern. Durch den gemächlichen Trab beruhigt, schwand ihr Unbehagen nach einiger Zeit, aber sie war so müde, dass sie Mühe hatte, sich aufrecht zu halten. Alles tat ihr weh, und der verstauchte Knöchel schmerzte schrecklich.
    Erstaunt bemerkte sie, dass der Wald sich bald lichtete. Offensichtlich war sie durch die Verfolgung des Falken viel weiter nach Westen geraten, als sie ursprünglich angenommen hatte. Kein Wunder, dass Walter of Evesham ihr nicht geglaubt hatte, sie habe auf dem im Osten gelegenen Brachlan, abseits des Königlichen Waldes, gejagt.
    Um sich etwas abzulenken, beschloss sie, den Knecht aus zufragen. Er schien ein vernünftiger, rücksichtsvoller Bur sche zu sein, da er nicht zudringlich wurde und die Hände an den Zügeln hielt. „Was wird Mylord Shropshire deiner Meinung nach mit mir beginnen?"
    erkundigte sie sich scheinbar beiläufig.
    „Da es keinen Beweis dafür gibt, dass du in diesem Tann dem Wild nachgestellt und obendrein nur Hasen und Rebhühner gefangen hast, musst du nichts befürchten", versicherte Ralph. „Die Sache sähe natürlich anders aus, hättest du ein Reh erlegt. Der Seigneur ist ein strenger, aber sehr gerechter Herr. Wahrscheinlich wird er dich nur maßregeln und dann laufen lassen. Schlimmstenfa lls belegt er dich mit einer Geldbuße."
    Meriel klammerte die Finger in die Mähne des Braunen und erwiderte betroffen: „Ich besitze nicht einmal einen Soldein! Ich kann keine Entschädigung zahlen."
    „Dann kann Mylord dir ja auch nichts aus der Tasche ziehen, nicht wahr?" stellte Ralph trocken fest. „Hab keine Angst, er wird dich auch nicht in den Kerker stecken. In seinen Augen ist es Verschwendung guter Arbeitskraft, wenn jemand nur eines leichten Vergehens wegen im Gefängnis sitzt."
    Meriel war nicht davon überzeugt, dass der Earl of Shropshire sie nicht doch bestrafen würde. Vermutlich würde er sie zum Gesindedienst zwingen, bis Gerichtstag war, und das konnte Wochen, wenn nicht Monate dauern. Es bestand indes die schwache Hoffnung, bei einem weniger schweren Gesetzesbruch als Besitzlose ungeschoren davonzukommen, und Meriel hatte sich nichts zuschulden kommen lassen. Bei diesem Gedanken hob

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