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Historical Gold Band 251

Historical Gold Band 251

Titel: Historical Gold Band 251 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham , Courtney Milan
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gegen die Wand. „Du … du hast mir doch Briefe geschickt. Du hast immer etwas daraufgeschrieben. Das weiß ich ganz genau.“ Er hielt inne und fragte dann kleinlaut: „Oder?“
    „Ich habe ein paar Sätze auswendig gelernt. Ich habe sie immer wieder niedergeschrieben, Stunde um Stunde, bis die Worte in der richtigen Reihenfolge kamen. Bis sie das besagten, was ich ausdrücken wollte, ohne dass ich beim Schreiben dauernd hinsehen musste. Manches musste ich dir einfach mitteilen können, während du fort warst.“
    „In deinem Postskriptum hat immer dasselbe gestanden“, meinte Mark. „‚In Li…‘“ Er verstummte.
    „‚In Liebe‘“, vollendete Ash für ihn heiser. „Mit so viel Liebe, wie ich es unmöglich hätte schreiben können.“
    Mark rieb sich kurz mit der Hand über das Gesicht. Als er zu Ash aufsah, hob er das Kinn.
    „Keiner weiß es“, warnte Ash ihn. „Sollte irgendjemand davon erfahren, würde es … würde es …“
    „Du hast mich beschützt.“ Marks Stimme schwankte. „Du hast mich all die Jahre beschützt. Vor Mutter. Vor den Dalrymples. Vor meinem eigenen Bestreben, mich in mein Schneckenhaus zurückzuziehen. Glaubst du, ich wüsste das nicht?“
    „Ich … also …“
    „Glaubst du wirklich, dass ich dich nach all der Zeit, nach allem, was du für mich getan hast, nicht auch beschützen würde?“
    Er war so lange der große Bruder gewesen, hatte diese Last all die Jahre allein getragen. Ihn hatten nicht nur die Ereignisse der letzten Zeit so erschöpft. Doch als er das Licht in Marks Augen sah, hatte er plötzlich das Gefühl, die Zukunft doch bewältigen zu können. Er fühlte sich belebt.
    „Und wenn du nächstes Mal jemanden brauchst, der dir vorliest … Ach, Augenblick. Fast hätte ich es vergessen. Ich soll dir das geben.“
    „Was denn?“
    Als Antwort streckte Mark ihm die Faust hin und öffnete sie. Auf seiner Handfläche lag ein schwarzer Schlüssel – mit einer verschnörkelten Raute, in die das stilisierte Schwert der Parfords hineinverwoben war. Ein Hauptschlüssel. Der Hauptschlüssel von Parford Manor.
    Wissend grinste Mark ihn an. „Margaret hat ihn vorbeigebracht.“
    Ash durchzuckte ein Hitzestrahl. Sie war hier gewesen? Sein Herz schlug schneller. Aber sie war nicht geblieben, um auf ihn zu warten. Ihm sank der Mut. Und sie gab sein Geschenk zurück? Das war auch kein gutes Zeichen.
    Aber was sollte er denn mit dem Schlüssel zu Parford Manor anfangen, wenn ihr Bruder dort der Herr war? Er schwankte zwischen Hochgefühl und tiefster Verzweiflung. „Was soll ich denn jetzt machen?“, fragte er Mark. „Ach, egal. Ich weiß schon. Ich muss sie sehen.“ Er war schon beinahe an der Tür, ehe Marks Stimme ihn noch einmal zurückhielt.
    „Ash, so wie du aussiehst, kannst du keine Dame besuchen.“
    Ash blickte an sich hinunter. Seine Hosen waren voll Schlamm, der im Verlauf seines ausgedehnten Spaziergangs hochgespritzt war. Das Krawattentuch hatte er sich schon vor Stunden vom Hals gerissen. „Nein?“
    „Nein, nicht einmal du.“ In Marks Augen blitzte es belustigt auf. „Ich beschütze dich, schon vergessen?“
    Ein paar Minuten Verzögerung. Ash verschmerzte es in dem Bewusstsein, dass er für sie ordentlich aussehen wollte. Die paar Minuten machten wohl nur seinem eigenen, wild klopfenden Herzen etwas aus.
    „Verdammt“, fluchte er und lief hinauf in sein Zimmer.
    „Tu nichts, was ich nicht auch tun würde“, hörte er Mark noch rufen. Er ignorierte es.
    Ash machte sich nicht die Mühe, seinen Kammerdiener zu rufen – der Mann war über die Maßen pingelig und würde ihn zu einer viel zu aufwendigen Toilette zwingen. Stattdessen legte Ash nur den durchweichten Rock ab und zog an den Ärmeln seines Leinenhemds, um es möglichst schnell loszuwerden.
    In diesem Augenblick hörte er eine sanfte weibliche Stimme, die sich verhalten räusperte. Er erstarrte, die Hände noch auf den Hemdknöpfen.
    „Weißt du“, sagte die Stimme hinter ihm, „wenn du derartig gehetzt die Kleider vom Leib reißt, macht es nicht so viel Spaß.“
    Er wagte es beinahe nicht, sich umzudrehen, falls die Stimme nur eine Ausgeburt seiner Fantasie sein sollte. Langsam drehte er sich dann trotzdem um.
    Wenn es eine Fantasie war, dann hatte sie ein graues Seidenkleid erschaffen und über den Stuhl vor dem Frisiertisch gelegt, keine sechs Zoll von ihm entfernt. Er streckte die Hand aus und berührte die Seide vorsichtig. Sie fühlte sich echt an. Sie roch nach

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