Historical Gold Band 251
drückte sie fest.
„So einfach geht das?“, fragte Richard. „Erst kämpfen wir, und dann sind wir Freunde? Bisher hat das aber nicht funktioniert.“
Ash lächelte schwach. „Weil es nur funktioniert, wenn du gewinnst.“
Richard biss die Zähne zusammen und hob die Fäuste. Nicht hoch genug – das konnte Margaret sehen –, aber doch ein Stückchen höher.
Ash tippte ihn leicht mit der Faust auf die Schulter. „Wenn du mein Bruder sein willst“, sagte er, „musst du lernen, dich im Kampf nicht zu blamieren.“
Sei nachsichtig, mein Liebster. Was geschehen war, war nicht zu ändern. Margaret konnte nur hoffen, dass die Zukunft Raum bot, einander zu verzeihen, Raum für beide Familien, ein wenig Ruhe zu finden. Aber wenn das hier schiefging …
Richard lachte nur über Ashs Ankündigung. „Wenn du mein Bruder sein willst, solltest du lernen, mit der Schande einer Niederlage umzugehen.“
„Schöne Worte.“ Ash boxte ihn gegen die Schulter, diesmal ein bisschen kräftiger. „Sie würden noch mehr bedeuten, wenn du meine Schläge blocken könntest.“
„Blocken ist nicht meine Strategie“, räumte Richard ein und wich einem weiteren Schlag von Ash aus.
Gleich im Anschluss wirbelte er herum, um Ashs nächstem Schlag zu entgehen.
Ash wandte sich noch einmal an ihn. „Schlagen anscheinend auch nicht. Du solltest dir etwas überlegen, und zwar schnell.“
Richard täuschte links an und schien dies einen Moment ins Auge zu fassen. Dann zuckte er mit den Schultern – mitten im Kampf! – und sagte: „Also gut.“
Bevor Ash mehr tun konnte, als die Augen zusammenzuzwicken – bevor er sich noch richtig umdrehen konnte – stieß Richard auf ihn zu und schlug ihm den Fuß weg. Sauber. Ordentlich. Richtig. Ash ging zu Boden.
Margaret und Mark atmeten erleichtert auf.
Gott sei Dank. Ihre Strategie war aufgegangen. Richard blinzelte, offenbar noch überraschter, als Ash es angesichts dieser ungewöhnlichen Entwicklung sein musste. Er starrte auf seinen Kontrahenten hinunter, als könnte er nicht recht begreifen, wie er das geschafft hatte.
Vorsichtig setzte Ash sich auf. „Verdammt“, sagte er. Und dann sah er zu Mark und Margaret hinüber, die nebeneinander am Tisch saßen. Margaret bemühte sich, eine Miene engelhafter Unschuld aufzusetzen. Mark gelang es wesentlich besser – sie jedoch konnte sich ein spitzbübisches Lächeln nicht ganz verkneifen.
Ash stand auf und streckte Richard den Arm hin. Langsam ergriff ihr Bruder die ausgestreckte Hand und drückte sie. In diesem Moment wurde ein dunkler Schatten in Margarets Leben mit Licht überflutet.
Nachdem sie sich losgelassen hatten, sah Ash noch einmal zu ihr hinüber. Doch statt den Kopf zu schütteln – sie hatte schließlich dafür gesorgt, dass er übertölpelt worden war –, kam er lächelnd auf sie zu. Und er blieb nicht eher stehen, als bis er sie in die Arme genommen und an sich gezogen hatte – vor den Augen seines und ihres Bruders.
Kurz knabberte er an ihrem Ohr und flüsterte ihr dann zu: „Nächstes Mal musst du mich vorwarnen, was du ihm beigebracht hast, damit ich ihn so lange reize, dass er die Griffe auch anwendet.“
Margaret erstarrte. „Du hast es gewusst?“, flüsterte sie. „Aber …“
„Natürlich wusste ich es.“
„Aber du hast zugelassen, dass er …“
„Ich habe dich damit doch glücklich gemacht, oder nicht?“, erwiderte er. „Inzwischen müsstest du doch wissen, dass ich alles tun würde, um dich zum Lächeln zu bringen.“
Sie lag in seinen starken, kraftvollen Armen. Er liebte sie. Er sorgte für sie. Und egal, was passierte, er war ihr treu ergeben. Margaret schluckte. Sie war die glücklichste Frau der Welt.
„Wenn du in einer Viertelstunde zu mir nach oben kommst“, flüsterte sie, „werden wir ja sehen, wer hier wen glücklich macht.“
Seine Umarmung wurde fester, drängender. „Nun, meine Liebste, das klingt nach einer Herausforderung. Ich werde sie wohl annehmen müssen.“
– Ende –
1. KAPITEL
Irland, 1180
E ine kühle Frühlingsbrise kräuselte die Oberfläche des Meeres. Brenna Ó Neill wickelte sich fester in ihren wärmenden Umhang. Barfuß stand sie im Sand und wartete auf das Schiff ihres Bräutigams.
Seit sie sich Aimon vor vier Monaten versprochen hatte, war ihr dies zum Ritual geworden – am Strand entlangzuwandern in der Hoffnung auf seine Rückkehr. Die Handelsreise, zu der er aufgebrochen war, hätte eigentlich nur zwei Wochen dauern sollen.
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