Historical Gold Band 251
törichte Dinge.“
„Ebenso wie Männer.“ Er trat ihr in den Weg, strich ihr das Haar hinters Ohr und lächelte sie spitzbübisch an. Oh, dieses Lächeln hätte ein Schaf glatt von seiner Wolle befreit, so betörend war es. „Wenn es dir lieber ist, lege ich mich wieder draußen schlafen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Es weiß ohnehin schon jeder, dass du hier bist. Ich glaube kaum, dass das Gerede noch schlimmer werden kann.“
Quin kehrte zum Feuer zurück und starrte in die Flammen. „Ich bin nicht hier, damit andere sich das Maul über dich zerreißen.“
„Das tun sie bereits. Alle denken, ich sei wie meine Mutter und ließe jeden Mann in mein Bett.“ Auch sie war als Zögling in einem anderen Haushalt aufgewachsen, und nachdem sie heimgekehrt war, hatte sie zahllose Nächte im Wald verbracht, während ihre Mutter sich Männern hingegeben hatte. Manchmal war sie zu früh zurückgekehrt und diesen Kerlen begegnet. Dann hatte sie die Begierde in ihren Augen gesehen – Begierde, die ihr galt.
Die Erinnerung jagte Brenna einen kalten Schauer über den Rücken. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Glücklicherweise war sie nach dem Tod ihrer Mutter nicht behelligt worden. Ob sie dies Quin oder dem Clanoberhaupt verdankte, wusste sie nicht. Aber seither war sie bemüht, sich im Clan möglichst unsichtbar zu machen.
„Es war deine Entscheidung, dich von allen in der Burg fernzuhalten“, fuhr Quin fort. „Und niemand kann es dir verübeln.“
Brenna ging zum Webstuhl und richtete die Fäden. „Sie verspotten mich schon, solange ich denken kann. Ich kann gut ohne sie.“
„Aber sie können nicht ohne deine Kunstfertigkeit.“ Er deutete auf den Webstuhl und das bunte Garn, das sie verwoben hatte. Ursprünglich hatte Brenna nicht vorgehabt, ein Muster einzuarbeiten, aber sie hatte den leuchtenden Farben nicht widerstehen können.
Sie begann zu weben, um nicht sprechen zu müssen. Lange sah Quin ihr einfach zu.
„Weshalb, Brenna?“, fragte er schließlich. „Weshalb hast du ihn akzeptiert und mich abgewiesen?“
Weil Aimon harmlos war. Weil er nie das leiseste Verlangen in mir geweckt hat.
Als sie stumm blieb, sank Quin neben ihr auf ein Knie nieder. „Ich hätte dir jeden deiner Wünsche erfüllt.“
„Nicht jeden.“ Sie zog blaues Garn durch die Kettfäden und achtete darauf, dass ihre Webarbeit fest und gleichmäßig blieb.
Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Quins Miene sich verfinsterte. Sie hatte ihn verärgert. Wie sollte sie ihm nur begreiflich machen, wovor sie sich bis tief ins Mark fürchtete? Wenn sie je ihre strenge Selbstbeherrschung aufgab, würde sie womöglich wie ihre Mutter werden und sich in der Lust verlieren.
„Ich werde morgen zum König reiten“, sagte er, stand auf und ging zur Tür. „Und ich will, dass du mich begleitest.“
Sie wollte etwas einwenden, aber die Neugier siegte. „Warum?“
„Ein Teil unserer Besatzung wurde entführt. Ich werde den König um Männer bitten, die mir helfen, die Gefangenen zurückzuholen.“
Gefangene? Fast hätte Brenna gefragt, ob Aimon unter ihnen sei, doch Quins angespannte Miene hielt sie davon ab. Er hatte ihr noch nie etwas vorgemacht. Und er hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass Aimon tot war.
„Wohin wurden sie gebracht? Und wer genau hat sie entführt?“
„Beides weiß ich nicht. Aber die Mauren verkaufen ihre Gefangenen oft in Al-Andalus als Sklaven. Wenn wir unsere Männer finden wollen, brauchen wir auf jeden Fall ein neues Schiff.“ Bekümmert schüttelte er den Kopf. „Mein eigenes würde die Überfahrt nicht bewältigen, ohne zu sinken.“
Brennas Herzschlag beschleunigte sich. Sie legte das Weberschiffchen beiseite. „Wieso soll ich mit dir kommen?“
„Weil dies hier nicht dein Zuhause ist. Ich will, dass du auf der Burg meines Cousins bleibst, damit du sicher bist, während ich fort bin.“
Er legte eine Hand an die Tür. „Ich bitte dich, Brenna, heirate mich. Was immer Aimon dir versprochen hat, verspreche auch ich dir. Selbst wenn das bedeutet, dich niemals anzurühren.“
Seine Worte verschlugen ihr die Sprache. Unsicher blickte sie ihm in die grünen Augen. Er bot ihr Heim und Schutz, obwohl sie ihn schon einmal zurückgewiesen hatte.
„Was sagst du, Brenna?“
8. KAPITEL
Q uin erkannte, dass ihre Antwort Nein lauten würde. Es war ihr ins Gesicht geschrieben, und er verfluchte sich dafür, derart unüberlegt gesprochen zu haben. Ihre Ablehnung verletzte seinen Stolz,
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