Historical Gold Band 261 (German Edition)
den Betten erhoben hatte.
Jack Montagues Mann der zweiten Schicht hielt Wache an der Tür, als Reese herunterkam. Er musste gleich an diesem Morgen unbedingt zu Travis und ihm sagen, was er herausgefunden hatte, hören, was Travis selbst erfahren hatte, und ob das hilfreich sein würde.
Er war schon fast an der Tür, als er draußen ein lautes Klopfen hörte. Er winkte Montagues Mann beiseite und öffnete die Tür selbst. Vor ihm der Mann, den er gerade hatte aufsuchen wollen.
„Ich habe ihn gefunden!“, sagte Travis. Seine haselnussbraunen Augen hinter den Brillengläsern funkelten. „Ich weiß, wer er ist!“
Es schien Travis nicht im Geringsten zu überraschen, dass Reese so früh schon auf den Beinen war. Beide waren sie an das Leben bei der Armee gewöhnt, und Travis kannte ihn gut. Reese deutete mit einer Kopfbewegung in Richtung seines Arbeitszimmers, und die beide Männer begaben sich dorthin. Leise schloss Reese die Tür.
„Er heißt Boris Radonyak. Er ist nie zu mir gekommen, weil irgendjemand vom Außenministerium ihm verraten hat, dass ich heimlich für die Regierung arbeite.
„Wie hast du ihn gefunden?“
„Durch einen Russen namens Nikolai Godunov. Er kannte meine Mutter. Er hört selbst die Flöhe husten. Vielleicht hat Radonyak meinen Namen Nikolai gegenüber erwähnt, oder vielleicht hat es jemand anders getan und er hat davon erfahren. Nikolai hat gesagt, er habe seine Familie nach England gebracht, um einen neuen Anfang zu wagen, und dass Radonyak für ihn und den Rest der Gemeinde eine Bedrohung darstelle.“
„Da hat er verdammt recht.“
„Boris ist unser Mann, aber ich habe noch nicht herausgefunden, wo er seine Informationen herbekommt.“
„Das weiß ich ganz genau.“
„Ach ja?“
„Ein Adjutant im Büro des Colonels. Ein junger Lieutenant. Ich habe ihn gestern Nacht gesehen, zusammen mit unserem Freund Sandhurst.“
„Du glaubst, Sandhurst hat damit zu tun?“
„Ich bin mir dessen sicher. Der Earl bekommt die Informationen von dem Lieutenant, dann verkauft er sie offensichtlich an Radonyak, der sie den Russen zukommen lässt.“
Es dauerte eine Minute, bis Travis diese Neuigkeiten verarbeitet hatte. „Wenn du recht hast …“
„Es passt alles zusammen. Bis vor ein paar Jahren war Sandhurst beinahe bankrott. Dann verbesserte sich seine finanzielle Lage auf wundersame Weise. Er hörte von deinem Tagebuch und hängte die Sache an die große Glocke, um von sich selbst abzulenken. Und in der Zwischenzeit füllte er sich die Taschen, indem er sein Land verriet. Ich glaube nicht, dass es allzu schwer ist, das Geld, das er bekommt, bis zu Boris zurückzuverfolgen.“
„Gute Arbeit, Major.“ Travis lächelte, und Reese klopfte ihm auf die Schulter.
„Komm jetzt. Lass uns das, was wir wissen, dem Colonel unterbreiten.“
„Meinst du, er wird uns glauben?“
„Thomas ist ein kluger Mann. Wir geben ihm die Teile, und es wird nicht lange dauern, bis er das Puzzle zusammengefügt hat.“
Die Männer verließen das Haus und begaben sich zu dem Gebäude, das das Außenministerium beherbergte. Thomas würde die Fakten selbst überprüfen wollen, aber Reese war sicher, dass danach Travis’ Name reingewaschen sein würde.
Und gegen den jungen Lieutenant würde ebenso wie gegen den Earl of Sandhurst und gegen Boris Radonyak wegen Verrats ermittelt werden.
Als sie in Travis’ Kutsche stiegen, war die Last auf Reeses Schultern so gering wie schon seit Wochen nicht mehr. Wenigstens eine seiner Sorgen würde er bald los sein.
„Wie läuft es mit dir und Annabelle?“, fragte er und setzte sich bequem hin.
Travis’ Miene verfinsterte sich. „Darüber möchte ich lieber nicht sprechen.“
Reese hob die Brauen. „So schlecht?“
Travis antwortete nicht, sondern starrte aus dem Fenster.
„Falls du doch noch feststellst, dass du sie begehrst, musst du dich zumindest nicht mehr darum sorgen, aufgehängt zu werden.“
Travis sah wieder Reese an. Die haselnussbraunen Augen hinter den Brillengläsern funkelten. „Oh, ich begehre sie. Das ist nicht die Frage.“
Reese sagte nichts mehr. Annabelle Townsend war schön und begehrenswert, und zum Glück für Reese war das nur Travis’ Problem.
Er hatte sein Versprechen gehalten, dem Freund zu helfen.
Aber dennoch fragte er sich, was Travis mit der Lady tun würde, die es offensichtlich geschafft hatte, tief in sein Herz vorzudringen.
Jack Montague, der Wachmann, öffnete die Tür, nachdem es geklopft hatte. Als
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