Historical Gold Band 261 (German Edition)
des Jungen ein Anrecht auf ihn hat.“
Mason stöhnte. Frances war immer gewissenlos, wenn sie etwas erreichen wollte. Es war eine Eigenschaft, die er bewunderte, und einer der Gründe, warum er sie geheiratet hatte. „Was also schlägst du vor?“
„Ich würde sagen, wir gehen nach London. Deinem Informanten zufolge hält sich Elizabeth in Holiday House auf. Wir können in Edmunds Stadthaus logieren. Wenigstens dafür hat dein Bruder gesorgt.“
Edmunds Testament, das er vor seinem Tod nicht mehr geändert hatte, bot zumindest ein wenig Komfort. Mason verfügte über ein respektables jährliches Einkommen und konnte auf jedem der zahlreichen Anwesen seines Bruders wohnen.
Dennoch hatte Edmund beabsichtigt, ihnen weitaus mehr zu hinterlassen.
„Wenn wir erst einmal in der Stadt sind“, fuhr Frances fort, „werden wir einen Mann auf sie ansetzen, damit er sie beobachtet. Früher oder später wird sich die Gelegenheit bieten, die wir suchen.“
Er hob eine Braue. „Du willst damit doch nicht sagen …“
„Ich will damit sagen, dass wir beide die Wahrheit kennen. Der Junge ist nicht einmal Edmunds Sohn. Du solltest der Earl sein, nicht der Bastard irgendeines anderen Mannes.“
Edmund hatte nie verraten, wer Jareds leiblicher Vater war, und Mason war das egal. Gesetz war Gesetz, und danach war Jared erbberechtigt. Es gab keinen Beweis dafür, wer seine Eltern waren, und als er geboren wurde, war Edmund mit der Mutter des Jungen verheiratet gewesen. Frances hatte wie immer recht.
Edmund hatte von ganzem Herzen bedauert, dass der Junge, der nicht sein Sohn war und ihm so gänzlich unähnlich, eines Tages den Titel erben würde, doch daran war nichts mehr zu ändern.
Mason strich sich die Enden seines Schnurrbarts glatt. Auch wenn ihm der Gedanke nicht gefiel, ein so kleines Kind aus dem Weg zu schaffen, so machte er damit vielleicht nur ein Unrecht wieder gut.
Mason ging zum Tisch, ergriff die magere Hand seiner Frau und zog sie auf die Füße. „Pack deine Sachen, Frances. Wir reisen in die Stadt.“
Frances sah zu ihm auf, und auf ihrem hageren Gesicht breitete sich ein Lächeln aus.
Londons Straßen glänzten noch von einem frühen Regenguss. Nebel hing in der Luft, und der Himmel war grau, als Reeses Kutsche auf das Stadthaus zurollte, in dem sein Freund Travis Greer wohnte.
Am Vortag hatte Reese seine neue Familie nach Holiday House gebracht, Elizabeths luxuriöser Residenz in der Nähe von Hampstead Heath, die nun, da er mit ihr verheiratet war, auch ihm gehörte. Er war nicht sicher, wie er darüber dachte, aber da sie nun eine gemeinsame Zukunft hatten, fand er nicht, dass das eine große Rolle spielte.
Es war vor allem ihre Sicherheit, die jetzt wichtig war. Ehe er in die Stadt aufbrach, die etwa eine Stunde entfernt lag, hatte er einen Brief an Chase Morgan geschickt, den Detektiv, und ihn auf den neuesten Stand der Ereignisse gebracht, hatte auch den Anschlag auf Elizabeths Leben erwähnt und ihren bevorstehenden Besuch in London. Er hatte Morgan gebeten, genügend Männer zu engagieren, um das Haus und die Umgebung vierundzwanzig Stunden am Tag zu schützen.
Bei ihrer Ankunft in Holiday House hatte Reese entdeckt, dass Morgan wie üblich gute Arbeit geleistet hatte. Sechs Männer waren für den Schutz verantwortlich. Jeder Besucher wurde bei seiner Ankunft überprüft, und zwei Männer hielten auch im Inneren des Hauses Wache.
Dennoch hasste Reese den Gedanken, wieder abzureisen. Inzwischen war Mason Holloway mit Sicherheit über Elizabeths überstürzte Heirat informiert. Solange Jareds Adoption noch nicht abgeschlossen war, drohte ihr nach wie vor Gefahr.
Drohte ihnen beiden Gefahr.
Da immerhin der Reichtum eines Earls auf dem Spiel stand, war Reese nicht annähernd so überzeugt wie Elizabeth, dass Mason dem Jungen nichts tun würde. Aber die Bedürfnisse seines Freundes waren ebenfalls wichtig. Er musste wissen, in welchen Schwierigkeiten sich Travis befand.
Die Kutsche hielt am Straßenrand, und Reese stieg mithilfe seines Stockes, was ihm gar nicht recht war, aus. Er beabsichtigte, dass er und Timothy weiterhin mit dem verletzten Bein in Holiday House trainierten, und Reese war sicher, dass es ihm bald immer besser gehen würde.
Das große Anwesen reichte bis Hampstead Heath, das mit seinen grünen Hügeln, den Ententeichen und Waldstücken ausreichend Platz für Ausritte bot. Da zum Haus auch ein gut ausgestatteter Stall gehörte sowie ein Dutzend Reitpferde, hatte er
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