HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
sagen, Bethany?“
Sie riss sich von ihren Überlegungen los. „Ich wollte vorschlagen, dass wir einen kleinen Rundgang durch dieses Dorf hier machen, bevor wir zum Hafen zurückkehren.“
„Eine gute Idee“, stimmte Kane zu. Er hoffte, seine Begierde würde sich dabei deutlich abkühlen. Für jede Möglichkeit, sich von den unerwünschten Gefühlen abzulenken, war er dankbar. Also entlohnte er die Bedienung und folgte Bethany nach draußen in den hellen Sonnenschein.
Nebeneinander schlenderten sie die Hauptstraße des Dorfes entlang, als Bethany plötzlich vor der Auslage eines kleinen Ladens stehen blieb. „Schau nur, Kane, ist die Miniatur dort in der Ecke nicht zauberhaft?“
„Ja, wahrscheinlich haben die Frau und die Kinder des Ladeninhabers …“ Er sprach immer langsamer, verstummte schließlich ganz und stieß dann plötzlich einen derben Fluch aus.
Auf ihren überraschten Ausruf hin wandte er sich ihr zu. „Entschuldige bitte, Bethany. Warte einen Moment hier auf mich.“
Sie beobachtete durch das Schaufenster, wie Kane drinnen mit dem Geschäftsinhaber einige Worte wechselte. Kurz darauf nahm der Mann ein Schmuckstück aus der Auslage heraus. Es schien sich um eine Anstecknadel für einen Herrn zu handeln, die mit einem einzelnen Diamanten und einigen Edelsteinen versehen war.
Jetzt zählte Kane dem Inhaber mehrere Goldstücke in die Hand und steckte daraufhin das Schmuckstück in seine Tasche. Warum wohl, wunderte sich Bethany, verursachte ein harmloses Schmuckstück eine solche Wut? Kane machte nicht den Eindruck, als freute er sich über die Anstecknadel. Vielmehr schien es so, als hätte er damit irgendetwas Furchtbares entdeckt.
Als er wieder herauskam, ergriff er Bethany wortlos am Arm und führte sie mit raschen Schritten aus dem Dorf hinaus und in Richtung der Docks. Er sagte kein Wort, hielt es nicht einmal für nötig, ihr eine Erklärung für sein eigenartiges Gebaren zu geben.
Erleichtert stellte Bethany bei ihrer Ankunft im Hafen fest, dass Newton bereits auf sie wartete. Gleichzeitig hoffte sie, die Rückreise würde Kane ein wenig Erleichterung bringen in seinen tiefen Grübeleien. Irgendetwas schien über alle Maßen schwer auf ihm zu lasten.
Während sie ihn immer wieder verstohlen musterte, musste Bethany darüber nachdenken, dass so viele Geheimnisse den Earl of Alsmeeth umgaben. Vielleicht sollte sie die Gerüchte um seine Person nicht ganz so leichtfertig beiseiteschieben. Plötzlich schienen sie eine neue Bedeutung zu bekommen, nachdem Bethany Kanes plötzlichen, ihr völlig unverständlichen Stimmungswandel erlebt hatte.
11. KAPITEL
Von dem Nebel, der in den frühen Morgenstunden über dem Wasser gelegen hatte, war nichts mehr zu sehen. Die Sonne strahlte von einem wolkenlosen Himmel, und in der frischen Brise blähten sich die Segel der Undaunted , die so schneidig wie eh und je durch die Wellen pflügte.
Es hätte, wäre da nicht der Vorfall im Hafen von St. Mary’s gewesen, ein idyllischer Tag werden können. Doch nun schien sich jede Hoffnung auf eine Verbesserung der Stimmung zu zerschlagen.
Bethany saß wieder an ihrem Platz auf Deck, das verhasste Schirmchen in einer Hand, und wünschte, sie könnte sich irgendwie körperlich betätigen, um ihre innere Unruhe loszuwerden.
Immer wieder schaute sie zu Kane hinüber, der in einiger Entfernung von ihr an der Reling stand und missmutig in die Ferne blickte. Seit ihrer Rückkehr auf das Schiff war er wortkarg und offenbar tief in unangenehme Überlegungen verstrickt. Bethany ließ ihn vollständig in Ruhe und gab ihm so Gelegenheit, mit seinem Unmut zurechtzukommen.
„Ein Schiff ohne Flagge!“, erscholl plötzlich der Ruf eines Matrosen hoch oben auf dem Ausguck. „Nähert sich uns hart an Backbord.“
„Herr im Himmel!“ Bethany sprang auf, und der Sonnenschirm fiel zu Boden. Sie kümmerte sich nicht darum, sondern eilte hinüber zu Kane. „Du musst sofort unter Deck gehen, Kane!“, rief sie. „Komm, schnell!“
„Ja, einen Moment noch. Geh du schon vor, Bethany. Sieh zu, dass du dich in Sicherheit bringst. Ich muss mit Newton sprechen.“
„Jetzt nicht.“ Ungeduldig zerrte sie an seinem Ärmel. „Er weiß genau, was er zu tun hat. Und du darfst ihm jetzt nicht im Wege stehen.“
Die Seeleute an Bord bewegten sich zielstrebig. Jeder wusste aufgrund reichlicher Erfahrung, welche Aufgaben jetzt anstanden. Sie räumten die als Ablenkung für mögliche Angreifer gedachten Sitz- und Liegemöbel
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