HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
Lordschaft ist noch keinen Augenblick von Miss Lamberts Seite gewichen, seit er sie ins Haus gebracht hat.“
„Wahrscheinlich fühlt er sich schuldig, weil die Undaun ted auf seinen Wunsch hin in See gestochen ist“, bemühte sich Mistress Coffey um eine Erklärung.
Darcy winkte sogleich ab. „Das wäre sehr dumm von ihm. Schließlich wäre die Undaunted auch ohne seinen Wunsch auf Fahrt gegangen.“
Geoffrey erhob sich. „Also, wer begleitet mich jetzt nach oben? Wir müssen alles tun, dem Lord seine Schuldgefühle zu nehmen.“
Darcy, Winnie und Mistress Coffey standen ebenfalls von ihren Stühlen auf. Nur Newton blieb sitzen, und fragend schauten ihn die anderen an.
„Ich komme ein wenig später nach“, erklärte er. „Aber seid nicht überrascht oder enttäuscht, wenn Seine Lordschaft es ablehnt, sich um sich selbst zu kümmern. Ich bezweifle sehr, dass er Bethany aus den Augen lässt, solange sie nicht einigermaßen wieder auf den Beinen ist.“
Bedeutungsvoll sahen sich Huntley und Mistress Dove an. Sie hatten bereits mit eigenen Augen gesehen, dass Newton recht hatte mit seiner Vermutung. Wenn die junge Dame nicht gesundete, würde sich auch der Earl nicht mehr von seinem Herzeleid erholen. Dessen waren sie ganz sicher.
Kane blieb an Bethanys Seite knien, während ihre Familie sich nützlich zu machen versuchte. Die alten Damen entfernten die Verbände, um sich davon zu überzeugen, dass die Verletzung keine Entzündungen aufwies und angemessen versorgt worden war. Sie öffneten ein Fenster, um frische Luft in das Gemach zu lassen, zogen die Laken glatt, so gut es ging, und pressten kühle, feuchte Tücher an Bethanys Stirn. Es war ihnen allen unmöglich, untätig herumzusitzen. Die wenigen Handreichungen gaben ihnen das Gefühl, wenigstens etwas für Bethany zu tun.
Schließlich wurden sie jedoch so müde, dass sie sich auf die herumstehenden Stühle sinken ließen und keinen Widerspruch mehr erhoben, als Bedienstete von Penhollow Abbey sie zu ihren Schlafkammern geleiteten.
Darcy blieb bis zuletzt. Sie stand neben ihrer Schwester und blickte ihr unverwandt ins Gesicht in der Hoffnung, irgendein Zeichen einer Verbesserung von Bethanys Zustand zu entdecken. Es war ihr Großvater, der Darcy endlich am Arm fasste und mit ihr gemeinsam das Gemach verließ.
Kane war sehr dankbar für die Stille. Ein weiteres Mal kniete er neben dem Bett und nahm Bethanys Hände in seine. Beinahe andächtig küsste er jeden einzelnen ihrer Finger.
Als er eine Bewegung neben sich spürte, sah er auf und entdeckte Newton, der lautlos eingetreten war.
„Ist sie zwischendurch schon einmal aufgewacht, Mylord?“ Aufmerksam betrachtete der alte Seemann Bethanys bleiches Gesicht.
„Nein.“ Es lag eine unendliche Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit in diesem einen Wort.
„Es ist nicht gänzlich ungewöhnlich, dass jemand nach so einem heftigen Schlag auf den Kopf eine Weile das Bewusstsein verliert.“
„Aber sie ist so still, Newton. Sie zeigt nicht die geringste Regung.“
„Vergessen Sie nicht, dass unsere Bethany jung und kräftig ist.“ Mitfühlend erkannte Newton die tiefe Verzweiflung des anderen Mannes.
„Ich habe alles getan, was ich tun konnte“, fuhr Kane fort. „Ich habe die Wunde gesäubert und verbunden. Ich habe Bethany ein paar Tropfen eines starken Schmerzmittels eingeflößt. Aber sie hat nicht reagiert. Nicht die kleinste Bewegung, Newton. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll.“
„Es bleibt nur noch, zu warten und zu beten.“
„Aber ich muss irgendetwas tun. Ich fühle mich so hilflos, so ohnmächtig. Ich kann nicht einfach so untätig herumsitzen und warten.“
Newton hatte aufrichtiges Mitleid mit Kane. „Vielleicht versuchen Sie, ihr zu sagen, was Sie in Ihrem Herzen fühlen, Mylord“, schlug er behutsam vor.
Kane blickte auf. „Du glaubst, sie könnte mich hören?“
„Ich weiß es nicht.“ Newt zuckte die Schultern. „Aber egal, ob sie in dieser Welt bleibt oder in jene andere gehen muss, so können Sie doch Kraft und Trost schöpfen aus der Gewissheit, dass Bethany Ihre Worte mit sich trägt.“
Kane war sehr nachdenklich geworden. „Danke, Newton“, sagte er schließlich.
Newton bewegte sich leise zur Tür. Im Hinausgehen schaute er noch einmal zurück und sah, dass Kane sich zu Bethany auf die Bettkante gesetzt hatte. Er beugte sich tief zu Bethany hinunter und presste die Lippen auf ihren Mund. Seine Stimme klang erstickt und rau vor tiefer innerer
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