HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
vertiefte sich sein Lächeln. „Wir sind gekommen, weil wir von Miss Lamberts Verletzung erfahren haben. Gerade eben habe ich ihr versichert, wie glücklich sie sich schätzen kann, noch am Leben zu sein, was einigen anderen leider nicht vergönnt war.“
Edwina schmollte, weil Bethany mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde als ihr selbst. Sie setzte ihr strahlendstes Lächeln auf, als sie sich an Oswald wandte und ihn fragte: „Sollen wir ihnen unsere Neuigkeiten verraten, Liebster?“
„Wenn du willst.“ Er zuckte gleichgültig die Schultern.
Edwina sah triumphierend in die Runde. „Oswald und ich werden nächsten Monat heiraten, und zwar in London. Die Trauung soll auf seinem dortigen Landsitz stattfinden.“
„So schnell?“ Mistress Coffey zog missbilligend die Augenbrauen hoch. „Und was sagt deine verehrte Mutter dazu, Edwina?“
„Mama ist entzückt. Selbstverständlich wird sie zu der Feier kommen. Oswald hat uns erzählt, dass es reichlich Platz gibt für Übernachtungsgäste.“ Sie schaute Kane an. „Ich gehe davon aus, Mylord, dass auch Sie sich die Hochzeit Ihres Vetters nicht entgehen lassen werden.“
Kane hielt Oswalds Blick fest. „Ich weiß nicht, ob ich in einem Monat noch da sein werde, denn ich reise noch heute nach London ab.“
„London?“ Bethany spürte, wie ihr Herz vor Schreck einen Schlag lang aussetzte. „Wann hast du diese Entscheidung getroffen?“
„Heute Morgen.“
Heute Morgen also! Doch als sie allein in seinem Schlafgemach gewesen waren, hatte er es nicht für nötig gehalten, ihr von seinem Plan zu erzählen. Die Erkenntnis, dass er derart wichtige Dinge nicht mit ihr besprach, sondern lieber für sich behielt, traf sie bis ins Mark.
„Wann wirst du nach Cornwall zurückkehren?“ Ihre Stimme zitterte nur ein klein wenig.
Er zwang sich, sie anzuschauen. Der Ausdruck von Schmerz und Unverständnis in ihren wunderschönen Augen rührte ihn tief. Doch es gelang ihm, nichts von seinen Gefühlen zu zeigen. „Das kann ich nicht genau sagen. Ich denke, sobald ich all meine Geschäfte erledigt habe.“
Er sah, wie ihre Unterlippe bebte, und verachtete sich für seine aufgesetzte Kälte. Er sehnte sich so sehr danach, Bethany ins Vertrauen zu ziehen. Doch dafür blieb keine Zeit.
Zeit! Er hasste es, dass die Zeit offenbar stets und ständig gegen ihn arbeitete.
Huntley führte die Gesellschaft nach draußen in den Hof, wo mittlerweile die Kutsche des Earls vorgefahren war. Oswald und der Diakon stiegen zu Edwina in deren Kutsche, während der Butler den Lamberts beim Einsteigen in das andere Gefährt half.
Bethany blieb bis zuletzt neben der Kutsche stehen. In ihr tobten die unterschiedlichsten Empfindungen, und sie konnte sich kaum noch beherrschen.
Kane griff nach ihrer Hand. Da er wusste, dass sie beide von den anderen beobachtet wurden, ließ er lediglich die Lippen ganz kurz über ihre Finger gleiten und trat sodann einen Schritt zurück. „Es gibt so vieles, was ich dir sagen will, Bethany. Aber jetzt kann ich dir nur eine sichere Heimreise wünschen.“
„Vielen Dank, Mylord.“
Er zuckte unmerklich zusammen, als sie ihn so förmlich ansprach. Schlagartig wurde ihm klar, dass soeben etwas sehr Seltenes und Kostbares zwischen ihnen zerbrochen war. Aber er konnte im Moment nichts tun, um daran etwas zu ändern.
Er trat einen Schritt zur Seite, sodass der Butler Bethany beim Einsteigen behilflich sein konnte. Sie vermied es tunlichst, sich nach Kane umzudrehen, aus Angst, dann in Tränen auszubrechen. Und das würde sie nie und nimmer zulassen. Nicht hier. Wenn überhaupt, dann in der Sicherheit und Abgeschiedenheit ihres Zimmers.
Kane hingegen blieb draußen stehen, bis beide Kutschen seinen Blicken entschwunden waren. Dann drehte er sich um und ging zurück ins Haus, wo er dem Personal noch einige Anweisungen erteilte, bevor er ebenfalls aus Penhollow Abbey abreiste.
14. KAPITEL
Seit Kanes Abreise nach London verliefen die Tage für Bethany in einem nie endenden Strudel von Arbeit. Wie schon ihr ganzes Leben lang, so fand sie auch jetzt Trost in ihrem Kummer, indem sie sich in mannigfaltige Aufgaben stürzte. Sie fuhr an Darcys Stelle auf der Undaunted nach Wales, um dort Waren auszuliefern. Unterwegs wurden sie von einer Bande von Piraten attackiert, die sich jedoch voller Angst zurückzogen, als sie merkten, mit wem sie es da aufgenommen hatten.
Auf der Heimfahrt geriet die Undaunted in einen Sturm, den sie allerdings unbeschadet überstand.
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