HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
wehzutun, mit dem nächsten werde ich ihre hübsche Kehle durchschneiden.“
„Verschone sie, Oswald.“
Kanes Stimme klang so gequält und angstvoll, dass Oswald Bethany losließ und zurück zu seinem Vetter schlenderte.„Höre ich da etwa so etwas wie Verzweiflung aus deiner Stimme heraus, Vetter? Ist der stets überlegene Kane Preston endlich bereit zu flehen?“
Kane nickte. „Ja, ich werde betteln. Ich werde wie ein Hund vor dir kriechen, wenn ich damit Bethanys Leben retten kann.“
Oswald brüllte vor Lachen. „Der Earl of Alsmeeth, der reichste Mann Cornwalls, bettelt und windet sich wie ein Wurm im Staub. Ich glaube es nicht. Er bettelt. Was mehr kann ich mir wünschen? Vielleicht willst du deinen Titel an mich abtreten?“
„Du kannst ihn haben. Und alles, was dazugehört. Nur Bethanys Leben zählt für mich.“
„Wirst du auch den Mord an deinem Vater gestehen? Wirst du ins Fleet-Gefängnis zurückkehren?“
„Gib mir eine Urkundenrolle, und ich werde unterschreiben, was immer du willst. Ich werde jeden Schwur ablegen, der von mir verlangt wird. Aber zuerst musst du Bethany freilassen.“
„Und wie stellst du dir das vor? Wir sind mitten auf dem Ozean.“
„Lass sie in das Beiboot. Sie ist erfahren in allen Seefahreraufgaben. Sie wird ihren Weg nach Hause finden.“
„Das wäre dir gerade recht, wie?“ Oswald stand jetzt vor Kane und hielt diesem die Pistole an die Schläfe. „Aber wenn ich das täte, wäre das Mädchen eine Zeugin, die gegen mich aussagen würde. Für wie dumm hältst du mich eigentlich?“
Oswald lachte wieder wie ein Irrer. „Für einen Moment hat in deinen Augen ein Fünkchen Hoffnung aufgeleuchtet“, stieß er hervor. „Ich habe es genau gesehen. Genau wie bei deinem Vater, als ich ihm versprach, ihn am Leben zu lassen, wenn er mich zu seinem Erben machen würde. Doch dann sagte er, du seist für ihn in jeder Hinsicht ein echter Sohn. Er sang noch seine Loblieder auf dich, als ich ihm die Kugel in den Körper jagte. Ich wollte noch einen zweiten Schuss abgeben, hörte dann aber Schritte auf der Treppe und musste befürchten, auf frischer Tat ertappt zu werden.“
Kane hörte sich mit wachsendem Grauen diese Beichte an.
„Also nahm ich dem Alten schnell seine Krawattennadel ab und warf die Pistole fort. Beinahe wäre es mir ja gelungen, dich wie den Schuldigen aussehen zu lassen. Wirklich äußerst bedauerlich, dass du aus dem Gefängnis freigelassen wurdest. Ich hätte es unsagbar genossen, zu wissen, dass du im Kerker langsam verrottest. Aber das hier ist natürlich noch viel besser.“ Er verstärkte den Druck des Pistolenlaufs an Kanes Schläfe. „Diese Art der Rache ist süßer als alles andere, was ich mir bisher ausgedacht habe.“
Kane schloss die Augen. Er hatte in diesem Moment mit seinem Leben abgeschlossen.
Er hörte den lauten Knall und wartete auf den unausweichlichen Schmerz. Der jedoch blieb aus, und so öffnete er langsam die Augen, denen sich ein höchst erstaunlicher Anblick bot.
Bethany hatte sich, trotz ihrer noch immer gefesselten Fußgelenke, mit aller Kraft Oswald in den Weg geworfen. Unter dem Anprall war er auf die Planken gestürzt. Die Pistole war ihm aus der Hand gefallen, und nun rollten er und Bethany herum und kämpften darum, die Waffe an sich zu reißen.
Oswald gewann den ungleichen Kampf. Hastig füllte er Schießpulver nach und richtete die Pistole auf Bethanys Kopf.
Kane schaffte es, wieder auf die Füße zu kommen. Der Schmerz in seinem Arm war vergessen, als er, so fest er nur konnte, Oswald einen gewaltigen Tritt versetzte, bei dem dieser gegen die Reling geschleudert wurde. Doch die Pistole war noch immer in seiner Hand.
„Jetzt wirst du bezahlen, Vetter“, stieß er hervor, außer sich vor Wut. „Ich habe gerade festgestellt, dass ich doch keine Lust auf deine kleine Wildkatze habe. Also verabschiede dich von ihr.“ Er hob den Arm, zielte und feuerte.
„Nein!“ Kane warf sich vor Bethany und fing mit seinem Körper die Kugel ab, die ihr gegolten hatte. Beinahe gleichzeitig sackte er in sich zusammen und blieb reglos auf den Planken liegen.
„O Kane!“ Bethany kniete sich, so gut es ihr mit den Fesseln möglich war, neben ihn und sah hilflos zu, wie aus einer Wunde in seiner Brust Blut hervorquoll. Sie legte beide Hände über die furchtbare Schusswunde, war aber natürlich nicht in der Lage, die heftige Blutung zu stillen.
Sie nahm Kane in die Arme und begann, ihn wie ein kleines Kind zu wiegen.
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