HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
„Ambrosia war soeben dabei, uns über die Reise zu berichten. War es wirklich so entzückend und wunderbar, wie sie behauptet?“
„Entzückend? Nun, ich würde eher den Ausdruck ereignisreich wählen“, versetzte Riordan. Im Stillen wunderte er sich über Ambrosias Wortwahl.
Darcys Augen leuchteten vor Aufregung. „Sie hat uns erzählt, die Undaunted sei von einem Piratenschiff angegriffen worden.“
„Ja.“
Bethany hielt sich die Hand an den Hals. „Und sie behauptet, sie sei über Bord gegangen.“
„Stimmt leider auch.“ „Und du hast sie gerettet“, erklärte Darcy mit einem dramatischen Unterton.
Riordan bemühte sich um eine ernste Miene. „Irgendjemand musste es schließlich tun. Sonst wäre eure Schwester nämlich ertrunken.“
„Gekrönt?“ Geoffrey Lambert hatte den Wortwechsel aufmerksam verfolgt und ständig den Kopf von einer Seite zur anderen gedreht, um möglichst viel zu verstehen. „Wer wurde gekrönt? Ist Charles nicht mehr König?“
„Doch, Großvater.“ Ambrosia nickte heftig und strich dem alten Mann beruhigend über die Hände. „Hab keine Angst. Dein geliebter König musste nicht das gleiche Schicksal erleiden wie sein Vater.“
„Noch nicht“, sagte Riordan, mehr zu sich selbst.
„Was hast du da gesagt?“ Ambrosia sah ihn aus leicht zusammengekniffenen Augen wachsam an.
Riordan zuckte mit den Schultern. Es gab gegenwärtig keinen Grund, mehr als unbedingt nötig zu sagen. Er war dabei gewesen, zu überlegen, wie er am besten die Sprache darauf bringen könnte, Ambrosia auf eine weitere Schiffsreise mitzunehmen. Doch nachdem er sie jetzt gesehen hatte, war seine Entscheidung gefallen.
Sie gehörte hierher nach Mary Castle, wo sie das Leben einer Landedelfrau führte. Sie hier im Kreise ihrer Lieben zu sehen, gekleidet in das feine Tageskleid, machte ihm einmal mehr deutlich, dass sie nicht wirklich für das Leben auf See geschaffen war. Die wenigen Tage an Bord hatten ihn vergessen lassen, dass ihr Leben hier in Land’s End stattfand. Hier war ihr Zuhause. Warum sollte sie dieses sanfte, behütete Leben aufgeben für das Leben eines einfachen Matrosen?
Ambrosia reichte ihm einen gefüllten Becher. „Was ist los, Riordan?“, wollte sie wissen. „Du bist so abgelenkt.“
„Ja.“ Nachdem er einen großen Schluck getrunken hatte, wandte er sich allen Anwesenden zu. „Es hat Ärger im Dorf gegeben.“
„So? Was für Ärger?“
„Der Abgeordnete des Königs, Mr. Barclay Stuart, wird unsere Ladung nicht übernehmen können.“
„Warum nicht?“ Ambrosia ließ sich auf einem Sessel neben der Chaiselongue nieder, auf der es sich Geoffrey Lambert bequem gemacht hatte. Sie hoffte sehr, für Riordan einen hübschen Anblick zu bieten, damit er möglicherweise wieder Lust bekam, sie zu küssen. Und sie zu halten und … nun, vielleicht noch ein paar andere Dinge mit ihr zu tun. Sie spürte, wie sie bei diesem Gedanken leicht errötete.
„Weil er tot ist. Er wurde ermordet.“
„Ermordet?“ Ambrosia sprang auf. Sie war aschfahl geworden. „Hier in Land’s End? Aber wie kannst du so sicher sein, dass er ermordet wurde?“
„Ich fand ihn in seinem Büro in einer Blutlache liegend vor“, erklärte Riordan. „Die Tatwaffe, ein hölzernes Ruder, lag direkt neben ihm.“ Er sah, dass Ambrosia zutiefst schockiert war. Sacht legte er ihr die Hand auf den Arm und erklärte: „Ambrosia, du musst einen der Dienstboten in den Ort schicken, um den Konstabler zu benachrichtigen.“
„Hast du dich denn nicht selbst darum gekümmert?“
„Dazu blieb mir keine Zeit.“ Riordan atmete tief durch. „Die Fracht, die wir von der Dover übernommen haben, ist für den König bestimmt.“
„Der König wünscht Tee und Gewürze?“ Misstrauisch sah Ambrosia ihn an.
„Hör zu“, sagte er eindringlich und legte ihr einen Finger auf die Lippen. Dann trat er rasch einen Schritt zurück, denn es kostete ihn immer größere Mühe, Ambrosia nicht in die Arme zu reißen. Deshalb musste er jede noch so harmlose Berührung nach Möglichkeit vermeiden.
„Also, die Fracht besteht nicht aus Gewürzen und Tee, wie du denkst. Genau deshalb wurden wir angegriffen. Und genau deshalb musste Barclay Stuart sterben. Jemand hat alles getan, um herauszufinden, was tatsächlich nach London geliefert werden soll. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein Matrose von der Dover den Namen unseres Schiffes preisgibt. Wenn das geschieht, will ich allerdings längst mit der Undaunted sicher
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