Historical Lords & Ladies Band 38
Erfahrung zu bringen. Da ich in Comberford aufgefallen wäre, stieg ich immer in einem Gasthaus einige Meilen von hier entfernt ab. Dort nahm man an, ich würde meine Mätresse aufsuchen. Erstaunlich, was die Leute alles schlucken … Doch zurück zu meiner Geschichte: Krane war zwar nützlich, entwickelte sich jedoch zu einem Problem. An jenem Nachmittag erlitt ich einige schmerzliche Rückschläge. Ich hatte Verspätung – bei meinem Pferd hatte sich ein Hufeisen gelöst – und Henri entschloss sich, um die Flut nicht zu verpassen, Krane eine Nachricht für mich zu geben. Es bestand absolut keinerlei Veranlassung für Krane, Henri zum Strand zu begleiten oder in Panik zu geraten, als sie zufällig auf zwei Mädchen trafen. Nachdem Sarah niedergeschlagen worden war, flüchtete Henri zum Strand, doch dann fing der verrückte Krane an, mit Miss Lynley zu streiten, und eins kam zum andern. Ich wusste nicht, was passiert war. Ich kam erst hinzu, als Krane mit Miss Lynley … fertig war. Sie war fast bewusstlos. Ich musste sie natürlich töten.“
„Natürlich?“ Sarahs Stimme bebte. Nick hatte sich bewegt, stand jedoch wieder still, als Catsby die Waffe auf ihn richtete.
„Sie wusste zu viel.“ Er sprach weiter zu ihr, während er Nick beobachtete. „Ich tat es nicht gern, glauben Sie mir. Mord ist ein unangenehmes Geschäft. Und dann musste auch noch Krane beseitigt werden.“
„Ein Verrückter und dazu ein bequemer Sündenbock“, äußerte Nick trocken.
„Genau. Es war nicht schwer, Krane davon zu überzeugen, dass er Gefahr lief, wegen Schändung und Mord gehängt zu werden. Wir gingen zu Henri an den Strand. Krane musste … beruhigt werden. Dabei stellten wir leider fest, dass Henris Brief fehlte – vermutlich verloren während des Zwischenfalls mit der Lady. Das waren äußerst unangenehme Momente für mich. Kurz darauf wimmelte der Wald von Sir Jaspers Männern, und wir konnten nicht mehr zurückgehen und danach suchen. Und das, nachdem wir den Ort des Geschehens schon hatten verlassen müssen, ohne uns vergewissern zu können, dass Sarah tot war.“
Der kaltblütige Bericht ließ Sarah erschaudern, doch ihr Verstand war klar. Das Gespenst, das sie jahrelang verfolgte, hatte jetzt ein Gesicht. Furcht war grimmiger Entschlossenheit gewichen. Dieses Scheusal sollte für seine Taten bezahlen! „Sie haben Amy getötet“, stellte sie sachlich fest.
Sie spürte Nicks Blick. „Ganz ruhig, Liebes. Damit wird er nicht durchkommen.“
„Ach nein, Ravensdene?“ Catsbys höflicher Ton entglitt etwas. „Sie wollen doch nicht Sarahs Leben aufs Spiel setzen, indem Sie versuchen, mich zu entwaffnen, oder? Ich habe sofort erkannt, dass Sie verrückt nach dem Mädchen sind.“
Nicks und Sarahs Blicke trafen sich für den Bruchteil einer Sekunde.
„Ja, ich liebe sie“, erwiderte er ruhig, „und ich werde nicht zulassen, dass Sie oder sonst jemand sie mir wegnehmen, Catsby.“
„Ach, Nick …“
„Ja, ja, sehr rührend, wie ich schon sagte“, unterbrach Catsby sie gereizt. „Aber lassen wir das. Ich versichere Ihnen, Ravensdene, Sie beide werden zusammen gehen.“
„Seien Sie kein Narr, Catsby. Wer soll diesmal als Sündenbock herhalten? Einer der Diener? Beim ersten Schuss würde man die Tür aufbrechen. Sie kämen nicht einmal bis zur Terrasse.“
Catsby lächelte kalt. „So dumm bin ich nicht, Ravensdene. Wir werden in den Garten gehen, dorthin, wo Sie Ihre Schießübungen machen. Dort wird es einen tragischen Streit unter Liebenden geben.“ An Sarah gewandt fuhr er fort: „Natürlich herbeigeführt durch die Nachforschungen Ihres Mannes über Sir Jaspers Geschäfte, meine liebe Sarah. Wie Sie sehen, ist alles nachvollziehbar. Sie bitten Ravensdene erregt, davon Abstand zu nehmen. Im Verlauf der Diskussion werden Sie hysterisch. Sie merken nicht, dass er bewaffnet ist, und beim nachfolgenden Kampf wird er versehentlich erschossen. Dann bleiben nur noch Sie. Bis die Diener begreifen, dass etwas nicht stimmt, werde ich schon wieder in Eastbourne sein. Brillant, nicht wahr?“
„Nicht ganz, Catsby“, widersprach Nick. „Ich habe Figgins gestern Abend losgeschickt, um herauszufinden, ob jemand vom Außenministerium sich regelmäßig in der weiteren Umgebung aufgehalten hat. Es wird ein Leichtes sein, den Gastwirt nach London zu bringen, damit er Sie identifiziert. Es ist aus. Sie sollten sofort das Land verlassen.“
„Was?“ Sarah sah ihn entgeistert an. „Du willst ihn
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