Historical Lords & Ladies Band 38
leise.
Sie dachte an letzte Nacht und errötete bis zu den Haarwurzeln. „Natürlich. Warum sollte ich es nicht sein? Es ist nur …“, brachte sie mühsam hervor. Ihre Hand hielt immer noch die Nachricht umklammert.
„Ich wollte dich nicht nervös machen, Kleines“, sagte er freundlich. „Gib mir den Brief, bevor du ihn bis zur Unkenntlichkeit zerknitterst.“
„Nein!“ Sarah brachte das Blatt in Sicherheit. „Es ist nichts, Mylord. Nur …“ Guter Gott, nur was? Sie spürte instinktiv, dass sie das Schreiben zunächst selbst lesen und herausfinden sollte, wie es unter ihre Sachen gekommen war, bevor Nick es sah.
Allerdings hätte sie wissen müssen, dass er sich so nicht abweisen ließ. Er entwand ihr den Brief und strich ihn glatt. Ein Blick darauf genügte, um festzustellen, dass er auf Französisch geschrieben war. Er sah sie durchdringend an, dreht sich um und ging hinüber zum Kamin, um ihn zu lesen.
Sarah wagte kaum zu atmen. Die Spannung, die von ihm ausging, war beinahe mit Händen greifbar. „Nick?“
Er wandte sich um, ungläubiges Staunen lag in seinen Augen. „ Du , Sarah?“
Sie war ratlos, verängstigt und wusste nicht einmal, warum. Sie stand da, bemüht, seinem Blick standzuhalten. Aus Ungläubigkeit wurde kaum unterdrückte Wut. Das Schlimmste jedoch war der bittere Hohn in seinen Augen. Er traf sie mitten ins Herz.
„Nick, ich begreife nicht. Was steht dort?“
„Du weißt es natürlich nicht.“
Sein Sarkasmus ließ sie erbleichen, verlieh ihr aber auch die nötige Kraft, Haltung zu bewahren. „Nein, ich weiß es nicht. Ich habe ihn erst vor ein paar Minuten unter einigen alten Kleidern gefunden und hatte noch keine Zeit, ihn zu lesen.“
„Tatsächlich? Dann erlauben Sie mir, Sie aufzuklären, Madam. Ich habe zwar noch nicht alles gelesen, doch mit ein bisschen Intelligenz stellt man beim Überfliegen fest, dass es sich um Korrespondenz unter Spionen handelt!“
„Spione? Aber wie …? Du denkst doch nicht etwa, ich …?“ Sie blickte ihn entsetzt an, konnte einfach nicht fassen, dass er so etwas auch nur in Betracht zog.
Er schien ihren schwachen Protest kaum zu hören. „Wer sonst hat Zugang zu deinen Kleidern, Sarah? Wer sonst geht bewaffnet zum Strand oder wird allein in Parks angetroffen? Es war leicht für dich, mich zum Narren zu halten, nicht wahr, Mylady? Mit deiner Unschuld, deinem jungmädchenhaften Sträuben, deinem …“
Sie war plötzlich so wütend, dass sie heftig zitterte. „Du weißt, dass ich unschuldig war! Und du weißt auch warum! Was ich dir heute Nacht erzählt habe, ist wahr. Du musst mir glauben! Ich würde dich niemals verraten …“ Sie brach entsetzt ab. Ein schrecklicher Verdacht erwachte in ihr.
„Dann deckst du jemanden aus deinem Umfeld. Oder hilfst ihm. Ist es dein Onkel? Oder war es deine Schwester?“ Er lachte auf. „Bei Gott, und ich dachte, schon vor Jahren meine Lektion von Marianne gelernt zu haben.“
„Ich weiß, ich werde nie so sein wie sie“, begann sie mit leiser, zitternder Stimme. „Aber es ist ungerecht, mich zu verurteilen, ohne …“
„Oh, du bis ihr ähnlicher als du denkst“, unterbrach er sie aufgebracht, „viel talentierter. Du hast es immerhin geschafft, mich einige Wochen vergessen zu lassen, wie unaufrichtig Frauen sein können.“
„Unaufrichtig?“ Dieser neue Vorwurf verletzte sie maßlos. „Deine Frau war …“
„Ein Engel?“ Er lachte höhnisch. „Ja, sie sah sogar wie ein Engel aus, als sie mir schluchzend ein Märchen von Entführung und Schändung auftischte, nachdem ich sie in einem Gasthaus mit einem ihrer zahlreichen Liebhaber erwischt hatte. Bedauerlicherweise hatte das Zimmer einen Spiegel.“
„Einen Spiegel?“
„Ich konnte ihr Gesicht sehen, Mylady. Eine reife Leistung, wie sie mir mit zugewandtem Rücken etwas vorheulte – bis ich entdeckte, dass sie im Stillen lächelte. Doch das ist jetzt belanglos. Heraus mit der Sprache, Sarah. Hattest du diese Albträume wegen der Schuldgefühle, weil du die Aktivitäten deiner Schwester nicht verraten wolltest?“
Sie wich zurück, seine Anschuldigungen trafen sie nicht mehr. Sie war wie betäubt.
„Antworte mir, verdammt noch mal! Arbeitete Amy mit Krane zusammen?“, knurrte er. Er strich mit dem Finger über ihre Kehle. „Oder stecktet ihr beide bis zu eurem hübschen Hals mit drin?“
„Ich war erst vierzehn“, flüsterte sie. „Amy … flirtete mit Crane. Das hätte ich Onkel Jasper erzählen sollen. Doch es
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