Historical Lords & Ladies Band 38
Unruhe war die Folge. Amelia verkündete, sie akzeptiere es nicht, von ihrem Vater im Stich gelassen zu werden, der nicht mehr ganz bei Trost gewesen sein könne, sie zu enterben.
Constantia wiederum brachte einen eleganten Ohnmachtsanfall zuwege, wobei sie halb über ihren Mann fiel.
Lord Thaxted, dessen Gesicht noch purpurroter wurde als sonst, verkündete laut: „Sind Sie verrückt geworden, Mann? Sie haben nichts darüber zu mir gesagt, weder vor oder nach dem Tod meines Schwiegervaters. Kein Wort, dass meine Gattin und ihre Schwester nichts erben würden.“
Unbeirrt begann Mr Herriot wieder, nachdem er sich kurz und entschuldigend geräuspert hatte: „Mylord, ich habe versucht, Sie zu warnen, hinsichtlich der Vererbung des Eigentums des verstorbenen Earl nichts als gegeben zu betrachten. Sie haben es jedoch vorgezogen, mich zu ignorieren. Ich konnte mich nicht vollständig klar ausdrücken, weil ich dann, wenn ich das getan hätte, gegen die mich gesetzlich bindenden Anweisungen des verstorbenen Earl verstoßen hätte, nichts zu enthüllen, bis das Testament dem neuen Earl verlesen worden sei.“
Die Anwesenden dachten, der Anwalt hätte nur eine Pause eingelegt, doch das hatte er nicht. Er räusperte sich wieder entschuldigend und sagte nichts mehr. Seit dem Tod des Earl war Edward Maxwell, der milde, träge Mann, es zufrieden gewesen, dass sein dominierender Schwager die Führung übernommen hatte, doch da Lord Thaxted nur noch hilflos Worte heraussprudelte, entschloss er sich, etwas zu äußern. Endlich ergriff er das Wort und fragte: „Ist das alles? Mehr sollen wir nicht erfahren?“
Der Earl of Devereux, der lässig an einer Säule lehnte, fragte in harschem, befehlendem Ton: „Bist du taub? Mein Anwalt hat deutlich gesagt, dass es noch etwas gäbe, außer dass ich, überraschend, wie ich zugeben muss, alles geerbt habe. Würdest du aufhören, ihm zuzusetzen, könnte er dich über den Rest informieren. Er könnte dir dann auch vorlesen, was mein verstorbener Vater dir zu sagen hatte, aber ich rate dir, ihn nicht darum zu bitten. Es könnte dir nicht gefallen, was du hören würdest.“
„Das Ganze gefällt mir nicht“, brüllte Lord Thaxted, stand nun auf und stieß den Stuhl zurück. „Besonders du persönlich passt mir nicht. Zum Teufel, wo warst du in den letzten zwölf Jahren? Und Sie, Sir“, sprach er den Anwalt an, „sind Sie vollkommen sicher, dass dieser Wüstling tatsächlich John Augustus Lockhart ist?“
„Würdest du nicht zustimmen“, sagte John kühl, „dass die Tatsache, dass du mich als Wüstling bezeichnest, zweifellos bestätigt, dass ich der unerwünschte John Augustus Lockhart bin? Du hast mich schon vor zwölf Jahren für einen Wüstling gehalten, als ich noch konventioneller angezogen war. Hast du dir vorgestellt, ich könnte mich geändert haben?“
Was immer Cassie gedacht haben mochte, wie Mr John Lockhart sein könne – den Mann, der vor den Versammelten stand, hätte sie sich nicht vorstellen können. Auch wenn jeder sich genauso aufführte, wie sie es von ihm erwartet hatte, Miss Strood eingeschlossen, die in ihr Taschentuch wimmerte: „Oh, Cassie, wohin sollen wir uns wenden, falls er uns vor die Tür setzt?“, so stellte sich zumindest der Earl als Überraschung heraus. Vielleicht kaum als angenehme, aber nichtsdestoweniger als Überraschung. Cassie war nicht minder um ihre Zukunft besorgt als Miss Strood, fand die ganze Szene jedoch so gut wie eine Theaterdarbietung. Hinter dem dicken Küchenchef und dem gleichermaßen beleibten Mr Greene sitzend, war sie sicher, dass der Earl und sein schweigender Schatten – wer war das überhaupt? – nicht einmal wussten, dass sie existierte. Sie konnte sich nicht vorstellen, was er tun würde, wenn er erfuhr, dass der verstorbene Earl sie vor sechs Jahren bei sich aufgenommen hatte. Vermutlich hatte der verstorbene Earl es nicht einmal für angebracht gehalten, sie in dem Testament zu erwähnen. Es sei denn, er hatte sie zu den Dienstboten gezählt, doch das nahm sie nicht an.
Mr Herriot nahm das Testament aus dem Umschlag und las daraus vor, dass der verstorbene Earl alles seinem angeblich verschollenen Erben John August Lockhart hinterlassen hatte. An dieser Stelle legte der Anwalt eine dramatische Pause ein. Cassie unterdrückte ein nervöses Kichern und fand, er amüsiere sich zweifellos, da alle seine Peiniger ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren. Er fuhr fort: „… unter der Bedingung,
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