Historical Lords & Ladies Band 38
dass mein Sohn John, da ich beschlossen habe, dass Name und Titel meines Geschlechtes nicht aussterben sollen, temporär die Verfügungsgewalt über mein gesamtes Eigentum haben soll, und zwar für drei Monate, in denen er sich umgehend verheiraten muss. Von diesem Zeitpunkt an soll er alles, was ich bei meinem Tode hinterlassen habe, uneingeschränkt erben. Falls er jedoch beschließt, nicht zu heiraten, soll das gesamte Eigentum an die Krone fallen, denn ich habe nicht den Wunsch, diejenigen zu bereichern, deren einziges Interesse an mir darin bestand, das zu erben, was ich hinterlasse, und die meinen Tod kaum erwarten konnten. Es ist mein letzter Wunsch, dass mein Sohn John das tut, um was ich ihn bitte, und so die Fortsetzung des Geschlechtes der Lockharts absichert.“
„Mein Vater war verrückt“, verkündete Amelia dramatisch. „Sehr verrückt. Er muss es gewesen sein, wenn er den Sohn, den er einst vertrieben, auf diese Weise zurückgeholt und belohnt hat. Und wie konnte er annehmen, dass mein Bruder ihm gehorchen wird? Das hat John nie zuvor getan.“
John nahm die Hände aus den Hosentaschen, straffte sich und stellte sich neben den Anwalt. „Oh, aber ich bin entschlossen, unserem Vater zu gehorchen“, verkündete er freundlich. Sein Grinsen war so unheilvoll wie sein Blick. „Du musst zustimmen, dass es die Sache wert ist, sich mit einer Frau zu belasten, um ein solches Juwel erben zu können. Bestimmt habt ihr alle es für wert befunden, den größten Teil eures Lebens damit zu verbringen, um Vater zu scharwenzeln, damit ihr erbt. Ihr könnt mich also nicht dafür kritisieren, dass ich mir das sichere, was rechtens mir gehört. Ich habe bereits beschlossen, dass ich die erste heiratsfähige Frau, die ich treffe, bitten werde, meine Gattin zu werden. Ich bezweifele nicht, dass Sie denken wird, zum Ausgleich für den Titel der Countess of Devereux sei die Sache es wert, mich als Gatten ertragen zu können. Und in der Zwischenzeit“, fuhr er im selben drohenden Ton fort, „meine ich, was ich sagte. Ich will das ganze Pack hier nicht mehr sehen. Ich habe jedoch den Sinn geändert und lasse euch allen bis morgen früh Zeit. Darauf zu bestehen, dass ihr auf der Stelle verschwindet, würde die Dienstboten mehr inkommodieren als euch, und das haben sie, im Gegensatz zu euch, nicht von mir verdient. Und da ich soeben von ihnen geredet habe, Mr Herriot, möchte ich den Rest des Testamentes hören.“
Er wurde einer schweigenden Zuhörerschaft verlesen. Seine Lordschaft war mehr denn generös zu denen gewesen, die ihm lange gedient hatten, doch Cassie wurde, wie sie mehr oder weniger erwartet hatte, nicht erwähnt.
Mr Herriot beendete das Verlesen des Testaments, faltete es und legte es vor sich auf den Schreibtisch. „Hat jemand Fragen an mich, bevor ich gehe? Wenn ja, stellen Sie sie bitte jetzt. Das erspart uns eine Menge Zeit.“
Niemand sagte etwas. Cassie wurde sich plötzlich bewusst, dass sie, wenn sie nichts sagte, auch nichts erhalten würde. Sie stand auf, bevor sie Zeit hatte zu befürchten, nicht damenhaft zu sein, indem sie die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. „Habe ich richtig verstanden, Mr Herriot“, fragte sie, „dass der verstorbene Earl of Devereux Miss Strood, meine Gesellschafterin, und mich nicht in seinem Testament bedacht hat? Falls dem so ist, sagen Sie uns bitte, wohin wir uns wenden und ob wir bis morgen früh abgereist sein sollen, wie der neue Earl of Devereux wünscht.“
Sie hatte das Vergnügen zu sehen, wie Lord Devereux sich jäh zu ihr hindrehte. Lady Amelia, Constantia und ihre Ehemänner wandten sich ebenfalls zu ihr um.
„Also, wirklich …“, begann Amelia verärgert.
Rüde unterbrach John sie in dem Kommandoton, den er zuvor angeschlagen gehabt hatte: „Also, zum Teufel, wen haben wir denn da?“ Er sah den Anwalt an. „Diese Person ist weder eine Verwandte noch eine Dienerin. Ich habe nichts von ihr gewusst.“
Mr Herriot zupfte ihn am Ärmel und raunte ihm rasch und drängend etwas ins Ohr. Während er sprach, nickte der neue Earl. Dann redete er gleichermaßen rasch und drängend auf den Anwalt ein, eine Hand ausgestreckt, mit der anderen die Finger abzählend, als erteile er Instruktionen. Mr Herriot schaute in die Richtung, wo Cassie zwischen den massigen Gestalten des Küchenchefs und Mr Greenes stand, obwohl Miss Strood durch Zerren an ihrem Kleid versucht hatte, sie auf den Stuhl zurückzuziehen. Da sie niemanden hatte, der sie in Schutz
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