Historical Lords & Ladies Band 38
Wells? Laut Dr. Salcott soll eine Brunnenkur Gesundheit sehr förderlich sein.“
„Ich fürchte, Onkel Jasper hatte kein Interesse für die Kur, Madam.“ Sarah tauschte einen vielsagenden Blick mit Julia, während Lady Wribbonhall sich auf einem Sofa niederließ. „Schon nach dem ersten Schluck Heilwasser hatte er genug. Eigentlich hat Onkel Jasper diese Reise aus einem ganz anderen Grund unternommen. Er hoffte wohl, irgendein einsamer älterer Gentleman würde um mich anhalten.“
„Zweifellos hat er nur dein Bestes im Sinn, Sarah. Vielleicht dachte er, ein älterer Herr wäre das Passende für dich.“
Sarah seufzte. „Ich weiß, Madam. Onkel Jasper ist auch der Anlass meines heutigen Besuchs. Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten.“
Lady Wribbonhall tätschelte Sarahs Hand. „Aber gern, liebes Kind. Geht es um Sir Jaspers Gesundheit?“
„Nicht ganz, Madam. Onkel Jasper ist besorgt um mich … um meine Zukunft, um genau zu sein. Ich dachte, er hätte akzeptiert, dass …“
„Dass du nicht heiraten willst? Du warst erst vierzehn, als du diese Entscheidung trafst, Sarah, und immer noch sehr … verletzt.“
Sarah wusste nur zu gut, dass Lady Wribbonhall eigentlich etwas anderes hatte sagen wollen. „Verletzt“ drückte nicht im Entferntesten das aus, was alle seit acht Jahren über sie dachten.
Äußerst verstört. Schwerer seelischer Schock. Braucht sehr viel Ruhe. So hatte die Diagnose des Arztes gelautet, die man sich überall zuflüsterte.
„Nun ja, als ich Onkel Jasper deshalb scherzhaft Vorwürfe machte, gestand er mir, dass er seit diesem bösen Anfall sehr in Sorge um mich sei. Natürlich macht er sich Gedanken darüber, was passieren wird, wenn er … wenn er einmal stirbt.“
Lady Wribbonhall nickte. „Es wäre unverzeihlich, wenn Sir Jasper nicht an deine Zukunft dächte.“
„Aber er wird doch sicherlich für Sarah Vorsorge treffen“, warf Julia ein.
„Natürlich werde ich nicht mittellos sein, aber der Besitz wird an meinen Cousin Alfred übergehen, wie Onkel Jasper mir erklärt hat, und das, was übrig bleibt, würde für einen eigenen Haushalt nicht ausreichen. Ich müsste also entweder eine Stellung annehmen oder bei Alfred und seiner Frau wohnen.“
„Bei Alfred und Charlotte? Du wärst ganz schnell deren Mädchen für alles, und ein unbezahltes noch dazu“, stellte Julia unverblümt fest.
Noch bevor Lady Wribbonhall ihre Tochter wegen dieser bitteren, jedoch ehrlichen Einschätzung tadeln konnte, sprach Sarah weiter.
„Ich möchte Sie fragen, ob Sie mich bis zu Ihrer Abreise nach London als Anstandsdame zu gesellschaftlichen Anlässen begleiten würden. Ich …“
„Mein liebes Kind, darum musst du mich doch nicht erst bitten. Ich bin jederzeit für dich da.“ Lady Wribbonhalls lächelte herzlich. „Die Saison in London beginnt in diesem Jahr etwas verspätet, denn die Hälfte des ton hält sich gegenwärtig in Brüssel auf. Wir werden also noch einige Wochen in Sussex bleiben. Ein oder zwei kleinere Veranstaltungen hier sind genau das Richtige, um sich an das gesellschaftliche Leben zu gewöhnen.“
„Heutzutage kann man sie kaum mehr als klein bezeichnen, Mama. Übrigens war ich gerade dabei, Sarah von den interessanten Neuankömmlingen zu berichten.“
„Vermutlich hast du schon von Lord Ravensdene gehört, da du ja bereits seit einem Tag wieder zurück bist, meine Liebe. Die Nachbarschaft ist in einem derartigen Aufruhr, als wäre der Regent höchstpersönlich zu uns gekommen.“
„Mama, wie kannst du so etwas sagen, wo du und Lady Ravensdene doch so gute Freundinnen seid. Ich wusste nicht einmal, dass ihr euch kennt.“
„Lady Ravensdene?“ Sarahs Augen wurden groß.
„Hermione Ravensdene und ich kennen uns schon seit Jahren. Wir hatten uns bei Almack’s kennengelernt, und seit meiner Heirat und Übersiedlung nach Sussex hielten wir unsere Freundschaft durch Korrespondenz aufrecht. Du weißt ja, dein Vater fand nur wenig Gefallen am Stadtleben. Bei deinem Debüt trauerte sie um ihren Mann und später um George, ihren ältesten Sohn, sodass du ihr bis heute nicht begegnet bist.“
„Dann kennen Sie also auch den jetzigen Lord Ravensdene“, murmelte Sarah.
„Natürlich sind wir uns schon begegnet“, bestätigte Lady Wribbonhall. „Ich bezweifle allerdings, dass irgendjemand, ausgenommen vielleicht Lord Devenham, behaupten könnte, Ravensdene zu kennen . Im Gegensatz zu den übrigen Mitgliedern seiner Familie strahlt er eine gewisse
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