Historical Lords & Ladies Band 38
Lynley.“
Die Herren verbeugten sich höflich. Sarah konnte sich über das selbstbewusste Auftreten ihrer Freundin nur wundern, die es geschickt vermieden hatte, ihre frühere Begegnung mit Ravensdene zu erwähnen.
Lord Devenham, der anscheinend nichts davon wusste, bot Julia seinen Arm.
„Wie ich sehe, versammelt man sich nebenan zum Tanz. Miss Wribbonhall, darf ich bitten?“
Julias Gelassenheit war augenblicklich dahin. „Nun, ich …“ Sie warf Sarah einen verzweifelten Blick zu.
„Ich rate Ihnen zu akzeptieren, Miss Wribbonhall“, sagte Ravensdene liebenswürdig. „Dev war in Wellingtons Stab, und er hält sich für einen Meister auf diesem Gebiet. Sie können nicht zulassen, dass er sich im Salon Ihrer Eltern blamiert.“
„Jetzt habe ich aber genug von deinen Beleidigungen!“, rief der Viscount aus. „Wir werden es den andern schon zeigen.“ Er nutzte Julias Verwirrung, um sie in den hinteren Teil des Salons zu entführen, wo ein Streichquartett bereits die Instrumente stimmte.
Sarah blieb mit Ravensdene zurück.
„Ihre kleine Freundin hat das sehr geschickt gemacht“, flüsterte er ihr zu. „Aber ich sollte Sie warnen, Miss Lynley, Dev und ich sind gute Strategen.“
Was sollte sie darauf erwidern?
Ravensdene betrachtete sie. Er hatte ein schmales, markantes Gesicht, eine gerade aristokratische Nase und einen energisch geschnittenen Mund, ganz wie in ihrer Erinnerung. Seine Augen raubten ihr indes den Atem. Sie waren nicht dunkel, wie seine dunklen Wimpern vermuten ließen, sondern kristallklar, grün, kalt glitzernd wie die winterliche See. Unter ihrer funkelnden Oberfläche verbargen sich unergründliche, gefährliche Tiefen.
Ein Frösteln durchlief sie. „Sie haben es geplant …“, begann sie schwach.
„Ich fürchte ja.“ Er lächelte. „Es schien mir der sicherste Weg zu sein, mich Ihnen zu nähern. Das kleine Ding da an Ihrem Handgelenk ist nicht groß genug für eine Pistole.“
Sarah war sprachlos. Der Gedanke, hier vor all den Leuten eine Waffe auf Ravensdene zu richten, war einfach zu komisch. Sie musste unwillkürlich lachen. „Es ist äußerst taktlos von Ihnen, mich an diese peinliche Situation zu erinnern, Mylord“, tadelte sie ihn scherzhaft. „Woher hätte ich wissen sollen, dass Sie Onkel Jaspers Nachbar sind?“
Um Nicks Mund zuckte es. Die kleine Teufelin hatte den Spieß einfach umgedreht. Sie war entwaffnend heiter. Er fragte sich, ob sie es auch amüsant fände, wenn er mit seinen Lippen ihren Hals berührte.
„Sehr taktlos“, gab er zu. „Aber wie meine Mutter behauptet, Miss Lynley, bin ich ein taktloser Mensch.“
„Das glaube ich nicht“, widersprach sie zu seinem Erstaunen. „Die meisten Gentlemen wären direkt zu meinem Onkel gegangen, um sich über mein ungebührliches Benehmen zu beschweren.“ Ihr lebhaftes Gesicht war plötzlich ernst geworden. „Ich bin froh, dass Sie es nicht getan haben. Onkel Jaspers Gesundheitszustand ist nicht der beste, und ich möchte nicht, dass er sich meinetwegen sorgt.“
„Sehr lobenswert.“ Nick merkte, dass sie die Schultern straffte, und lächelt ihr zu. „Wir haben noch etwas zu klären, Miss Lynley. Sollen wir es hier tun, was möglicherweise unerwünschte Aufmerksamkeit erregen könnte, oder wäre es Ihnen lieber, wenn wir zu Miss Wribbonhall und Lord Devenham hinübergingen?“
Sarahs scheinbare Gelassenheit verflog. „Wie bitte?“
„Möchten Sie tanzen?“
„Nein!“ Gütiger Himmel! Wo waren ihre Manieren geblieben? „Ich … ich tanze nicht, Mylord.“
Er zuckte mit keiner Wimper. „Dann lassen Sie uns einen Spaziergang im Garten machen. Nicht nur Ihnen scheint es hier zu warm zu sein.“
„Es … es ist sehr stickig hier.“ Sarah legte zaghaft ihre Hand auf seinen Arm.
Ravensdene zog leicht die Brauen hoch, ignorierte jedoch ihr offensichtliches Unbehagen. Auf dem Weg zur Terrasse wurden sie immer wieder von Gästen aufgehalten, die ihre Verwunderung über Sarahs unerwartete Anwesenheit zum Ausdruck brachten. Sarah war dankbar über diesen kleinen Aufschub.
Ihre Nervosität wuchs, obwohl sie nicht allein im Garten waren. Sie musste den Earl bitten, ihr die Pistole auszuhändigen.
„Ihr heutiges Erscheinen scheint ziemliches Aufsehen zu erregen“, stellte Ravensdene fest, während er ihre Hand ergriff und sie in den Garten zog.
„Ich … gehe nicht oft auf Gesellschaften“, stammelte sie schließlich.
Die männliche Wärme und Kraft, die sie unter ihrer Hand spürte,
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