Historical Lords & Ladies Band 39
die in den Armbeugen liegende Bayadère zurecht.
„Nun geht und amüsiert euch“, sagte Henrietta wohlwollend.
„Was machen wir jetzt?“, fragte Geoffrey. „Nimm meinen Arm, Antonia, damit ich nicht so auffalle.“
Zuneigungsvoll lächelnd hakte sie sich bei ihm ein. „Du fällst nicht auf“, versicherte sie ihm. Dank seiner hochwüchsigen und kräftigen Statur wirkte er älter, als er war. Manche der anwesenden Jünglinge sahen sogar kindlicher aus, als ihnen wahrscheinlich lieb war.
„Was hältst du davon, wenn wir uns mit einigen Gästen bekannt machen?“, fragte Geoffrey erwartungsvoll.
„Ich bin einverstanden, vorausgesetzt, du enthältst dich jeder unpassenden Bemerkung über die in deinen Augen vielleicht allzu modische Kleidung des Betreffenden. Nun, worauf wartest du? Vergiss nicht, der Kavalier hat eine Dame zu führen.“
„Oh, fein, dann kann ich wählen, zu wem wir gehen.“ Sogleich entschied sich Geoffrey für eine Gruppe, die das hübscheste Mädchen im Raum umstand.
Zum Glück befand sich eine der Töchter des Hausherrn darunter, die Antonia und ihren Bruder den drei jungen Damen und vier Jünglingen vorstellte, von denen niemand älter als zwanzig Jahre zu sein schien. Geoffrey wurde sogleich ins Gespräch einbezogen. Antonia geriet an den Rand des Geschehens und wurde im Verlauf der Unterhaltung mit solchem Respekt behandelt, dass sie sich wie eine Matrone vorkam.
Das hübsche junge Mädchen, um das man sich geschart hatte, hieß Catriona Dalling, war eine aus dem Osten Yorkshires stammende Waise und von ihrer Tante, der Countess of Ticehurst, unter die Fittiche genommen worden.
„Meine Tante ist ein Scheusal“, verkündete Catriona. „Nein, das ist zu milde ausgedrückt. Sie ist ein wahrer Drache!“
„Stimmt es, dass sie darauf besteht, Sie mit dem Mann zu verheiraten, der Ihnen das meiste zu bieten hat?“, fragte Cecily aufgeregt.
„Ja“, antwortete Catriona nickend. „Und ihre Wahl ist auf den armen Lord Hammersley gefallen“, fügte sie mit einem bedauernden Blick auf ihn hinzu. „Jetzt müssen wir beide uns vor ihr hüten.“
Der Marquess of Hammersley war blass und sehr fahrig, etwas untersetzt und neigte zur Fülle. Nervös strich er sich über das brokatene Gilet.
„Warum weigern Sie beide sich nicht?“, warf Geoffrey ein.
Mitleidige Blicke trafen ihn.
„Meine Tante will, dass ich Lord Hammersley des Titels wegen heirate. Ein Marquis, den wir schon lange nicht mehr in unserer Familie hatten, steht im Rang höher als mein Onkel, der nur Graf ist. Wären Lord Hammersley und ich vermählt, würde das unserer Familie größeren gesellschaftlichen Glanz verleihen. Lord Hammersleys Mutter wiederum besteht auf unserer Verbindung, weil die Erträge aus ihren Gütern nicht genug abwerfen, um seinen Schwestern eine gute Mitgift zu geben. Daher hat sie es auf meine reiche Mitgift abgesehen, und außerdem glaubt sie, mich mühelos bevormunden zu können, weil ich noch so jung bin.“
Antonia fand, die Marchioness of Hammersley müsse blind und taub sein, wenn sie nicht bemerkte, welche Art Schwiegertochter sie bekommen würde.
„Ich bin jedoch nicht willens, eine Zweckehe einzugehen, um anderer Leute Gier nach Geld und Geltung zu befriedigen“, fuhr Catriona verächtlich fort. „Ich werde nur aus Liebe heiraten.“
Die Anwesenden nickten beifällig. Besonders Lord Hammersley bekundete seine Zustimmung durch heftiges Nicken. Miss Dalling bekam Zuspruch von allen Seiten, und jeder missbilligte das Verhalten ihrer Tante auf das Schärfste. Antonia fragte sich, ob diese jungen Menschen naiv oder bewusst aufsässig waren. Möglicherweise kehrten sie ihre Selbstständigkeit nur durch Worte hervor, gaben dann aber, wenn es darauf ankam, klein bei.
Catriona sah Miss Mannering an und sagte höflich: „Verzeihen Sie meine Offenheit, Madam, doch Sie haben gewiss mehr Erfahrung darin als wir anderen, sich den Mann fürs Leben zu suchen. Meinen Sie nicht auch, dass Lord Hammersley und ich uns gegen die Absichten seiner Mutter und meiner Tante sträuben sollten?“
„Ich bin nicht dafür, Sie zur Ehe zu zwingen, Miss Dalling“, antwortete Antonia ernst. „Indes es ist eine unleugbare Tatsache, dass in unseren Kreisen die meisten Ehen arrangiert werden. Bei manchen Verbindungen mag eine langjährige Bekanntschaft oder sogar gegenseitige Zuneigung eine annehmbare Grundlage sein, andere wiederum beruhen nur auf nüchternen und zweckdienlichen Erwägungen. Falls weder
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