Historical Lords & Ladies Band 39
Moment, dass sie ihn längst in die Geschichte von Jack und Tilly eingeweiht hätte! Wenn sie wenigstens nicht verschwiegen hätte, dass sie den Duke of Merlin in London kennengelernt hatte! Nun musste ihr Gatte natürlich die wildesten Vermutungen über sie und ihre Vergangenheit anstellen!
Und richtig! „Dieses Kind hat eine ganz erstaunliche Ähnlichkeit mit dir“, sagte er kalt, sobald sie weit genug voraus waren, dass er sicher sein konnte, von den anderen nicht gehört zu werden. „Es scheint sich um Merlins Mündel zu handeln. Aber das weißt du wohl besser als ich …“
„Der Duke …“, begann sie unsicher. Aber sie war nicht in der Lage, die richtigen Worte zu finden.
Robert wartete. Und als seine Gattin ihm keine Erklärung lieferte, stellte er fest: „Das Mädchen ist mit dir verwandt.“
„Oh Gott!“ Jemima blieb abrupt stehen und starrte ihn an. „Du denkst doch nicht etwa, Tilly sei meine Tochter?“
Ausgerechnet in diesem Moment tauchte Ferdie vor ihnen auf. „Da seid ihr ja!“, rief er fröhlich. „Ich habe mit dem Ladeninhaber alles so weit besprochen. Er meint, dass es heute noch Regen gibt, und will das Instrument deshalb lieber erst nach Delaval liefern, wenn das Wetter trocken zu bleiben verspricht.“ Er klopfte seinem Cousin auf die Schulter. „Ein Pianoforte als Hochzeitspräsent für die eigene Frau, das ist wirklich großzügig, alter Junge!“
Jemima wäre beinahe in Tränen ausgebrochen. Mühsam riss sie sich zusammen. „Ein Geschenk für mich? Wie lieb von dir, Robert. Und dass du daran gedacht hast, wie sehr ich Musik liebe!“
Auch Robert gab sich Mühe, sich vor Ferdie seine Verstimmung nicht anmerken zu lassen. „Es freut mich, wenn ich deinen Geschmack getroffen habe, meine Teure.“
Eine Antwort darauf blieb ihr erspart, weil sie den Gasthof erreicht hatten, in dem Lady Marguerite die Gruppe der Ausflügler erwartete.
8. KAPITEL
E s regnete, als man den Gasthof „Zum lustigen Lamm“ verließ; die Damen in zwei Kutschen, die Gentlemen zu Pferde.
Robert wäre am liebsten allein nach Delaval zurückgeritten. Er brauchte Zeit, um über das nachzudenken, was er in Burford erlebt hatte. Fest stand, dass seine junge Gattin und der Duke of Merlin sich kannten. Fest stand ebenfalls, dass es kein Zufall sein konnte, dass dieses Mädchen – Tilly hieß es wohl – Jemima so ähnlich sah. War die Kleine die Frucht einer illegitimen Beziehung zwischen Merlin und Jemima?
Die Vorstellung, dass alle Welt sich über ihn, den hintergangenen Ehemann, lustig machen würde, tat weh. Viel mehr aber schmerzte der Gedanke, dass Jemima ihn belogen hatte. Er hatte sie für unschuldig gehalten, hatte geglaubt, er müsse sie vorsichtig auf die Freuden der Liebe vorbereiten, die er mit ihr teilen wollte, sobald er das durfte, ohne das großmütterliche Erbe aufs Spiel zu setzen.
Als er mit seinen Überlegungen bis hierhin gekommen war, hörte er Ferdie sagen: „Ehe wir Swan Park erreichen, werden wir uns eine Lungenentzündung geholt haben. Du hast doch sicher nichts dagegen, Robert, dass wir alle auf Delaval bleiben, bis der Regen nachlässt?“
Natürlich hatte er etwas dagegen! Aber selbstverständlich konnte er seinen Verwandten die Gastfreundschaft nicht versagen. Und so kam es, dass er bis nach dem Dinner keine Gelegenheit fand, sich mit Jemima auszusprechen.
Da sich das Wetter noch immer nicht gebessert hatte, beschlossen die Damen, die eiligst hergerichteten Gästezimmer zu beziehen. Ferdie und Bertie erklärten, dass sie dem nächsten Wirtshaus noch einen Besuch abstatten würden. Robert beschloss, seine Gattin aufzusuchen.
Er kleidete sich aus, schlüpfte in seinen Morgenmantel und klopfte an die Tür zu Jemimas Schlafzimmer. Als niemand antwortete, trat er einfach ein.
Er fand seine Gattin in ihrem Ankleidezimmer, wo Ella, die Zofe, damit beschäftigt war, Jemimas Haar zu bürsten. Beim Anblick des Hausherrn legte Ella die Bürste beiseite, knickste und zog sich zurück.
„Können wir offen miteinander reden?“, fragte Robert.
„Natürlich.“ Ihre Stimme klang ruhig, aber ihre Lippen bebten. Sie war aufgeregt, auch wenn sie es sich nicht anmerken lassen wollte. „Aber ich weiß wahrhaftig nicht, wo ich beginnen soll.“
„Mit dem Duke?“, schlug er vor. „Oder mit dem Kind, das dir so ähnlich sieht?“
„Mit dem Kind also, denn mit ihm beginnt die Geschichte.“ Sie seufzte. „Tilly ist meine Nichte.“
„Deine Nichte?“ Jemima war nicht die
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