Historical Lords & Ladies Band 39
gesagt! Ich nehme an, dass deine Gemahlin dir nicht verschwiegen hat, dass sie die Tochter eines Schornsteinfegers ist?“
„Ich wusste es von Anfang an.“
„Gut. Übrigens, ich schätze die junge Dame sehr. Als wir uns zum ersten Mal begegneten, haben wir ein sehr interessantes Gespräch über verschiedene philosophische Richtungen geführt. Sie hat in Mrs Montagus Schule eine umfassende Bildung und ethische Erziehung erhalten. Trotzdem war ich gestern, als ich ihr so unvermutet gegenüberstand, zunächst verunsichert. Eigentlich hätte mir klar sein müssen, dass sie nicht in Burford war, um mir oder der kleinen Tilly Schwierigkeiten zu machen. Ich hätte anders reagieren sollen.“
„Leider haben Mrs Montagus Lehrerinnen keinen guten Erdkundeunterricht erteilt. Jemima wusste nicht, dass Merlin’s Chase so nahe bei Delaval liegt.“
Der Duke seufzte. „Und nun müssen wir uns eine Erklärung ausdenken, damit es keine dummen Gerüchte über die Natur unserer Bekanntschaft und über Lady Selbornes Beziehung zu Tilly gibt.“
„Ich bin sehr dankbar für Ihr Verständnis, Sir.“ Robert hob den Blick und schaute seinen Paten bittend an. „Wäre es möglich, dass wir behaupten, vor längerer Zeit habe es eine illegitime Beziehung zwischen Ihrer Familie und den Jewells gegeben?“
„Eine gute Idee! Mein Großvater war ein Lebemann, wie jeder weiß. Tilly könnte durchaus zu seinen Nachkommen gehören. Das würde auch erklären, warum ich ihr Vormund bin.“
„Danke! Mit dieser Geschichte können wir bedenkenlos an die Öffentlichkeit gehen.“
„Hm … Meinst du nicht, dass du zumindest deiner Großmutter die Wahrheit sagen solltest?“
In diesem Moment wurde die Tür geöffnet, und eine weibliche Stimme erklärte: „Nichts weniger als das erwarte ich!“
Robert sprang auf. „Guten Morgen, Großmama. Bitte setz dich zu uns.“
Nachdem auch Merlin sie begrüßt hatte, forderte Lady Marguerite ihren Enkel auf, endlich Licht in die Angelegenheit zu bringen. „Wie soll ich der lieben Jemima helfen, wenn ich nicht weiß, was eigentlich los ist?“
Der lieben Jemima? Das ist eine Überraschung! Robert schenkte seiner Großmutter ein warmes Lächeln und begann zu erzählen.
Letty Exton war es gelungen, Jemima nach dem Frühstück allein zu sprechen, und die beiden jungen Frauen beschlossen, einen Spaziergang zu unternehmen.
„Es tut mir so leid, dass ich dieses Durcheinander gestern mit meinem Vorschlag, nach Burford zu fahren, heraufbeschworen habe“, meinte Letty bedrückt.
„Unsinn, dich trifft keine Schuld!“ Jemima war sehr erleichtert, dass Robert Zeit gefunden hatte, ihr einen kurzen Bericht von seinem Gespräch mit Lady Marguerite und Merlin zu geben. Deshalb wusste sie nun genau, dass sie sich Letty anvertrauen konnte. Und das tat sie – zumindest in Bezug auf ihre Beziehung zu Tilly.
„Tilly ist deine Nichte?“ Letty schüttelte erstaunt den Kopf. „Kein Wunder, dass sie dir so ähnlich sieht!“ Dann fiel ihr etwas ein. „Und du hattest vorher nicht mit Robert darüber gesprochen? Oh Gott, was er wohl gedacht hat, als er euch sah!“ Sie erschauerte.
„Es war für uns beide eine nahezu unerträgliche Situation. Ach Letty, du ahnst ja nicht, wie sehr ich mein Schweigen bereut habe! Ich bin wirklich froh, dass Robert mir so großzügig verziehen hat. Auch der Duke scheint mir nicht länger böse zu sein.“
„Onkel Merlin kann manchmal ziemlich Furcht einflößend wirken. Aber er ist ein durch und durch gutherziger Mensch.“
Tatsächlich hatte er sich Jemima gegenüber von seiner charmantesten Seite gezeigt, als er sie nach seinem Gespräch mit Robert begrüßt hatte. Lady Marguerite war ebenfalls freundlich gewesen. Trotzdem war Jemima sich nicht sicher, ob die alte Dame sich endgültig damit abgefunden hatte, dass ihr Enkel die Tochter eines Schornsteinfegers geheiratet hatte.
„Ich habe ihn immer dafür bewundert, dass er sich damals sogleich bereitgefunden hat, Tillys Vormund zu werden. Und nun will er – darauf hat er sich mit Robert geeinigt – behaupten, die Kleine sei irgendwie mit seinem Großvater verwandt, der wohl ein notorischer Schürzenjäger gewesen ist.“
Letty kicherte. „Ja, der alte Duke hatte einen Ruf, auf den er nicht unbedingt stolz sein konnte. Noch heute erzählt man sich Geschichten über seine legendären Verführungskünste. Jeder wird die Geschichte glauben. Ich bin dir allerdings sehr dankbar, Jemima, dass du dich mir anvertraut
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