Historical Lords & Ladies Band 40
Fell Straße blockiert haben. Mr Grinley hat sich daher für die weitere Strecke über Windermere und Grasmere nach Penrith entschieden. Mit ein bisschen Glück sollten wir bei Anbruch der Nacht in Carlisle sein.“
„Ich hatte gehofft, wir würden bis Glasgow kommen.“
„Sind Sie so ungeduldig, Ihr Ziel zu erreichen?“
„Meiner Erinnerung nach hatten Sie es doch zu Beginn unserer Reise ebenfalls eilig. Es wundert mich, dass Sie nicht längst ein Pferd gemietet haben und geritten sind.“
„Natürlich habe ich daran gedacht, mich aber doch dagegen entschieden.“
„Diesen Entschluss dürften Sie bereut haben.“
„Nein, weil ich dann nämlich viel versäumt hätte“, versicherte er vergnügt.
Helen, die ihn bewusst missverstand, lächelte. „Ich hatte auch keine Ahnung, dass die Reise so ereignisreich verlaufen würde.“
„Ja, wobei Sie zugeben müssen, dass Sie einiges davon verursacht haben.“
„Ich war weder für das schlechte Wetter noch für das zerbrochene Rad verantwortlich …“ Helen verstummte. In der Tat hatte sie die Kutsche dem Straßenjungen zuliebe aufgehalten, darauf bestanden, bei Dorothy und Tom zu bleiben, und den Deserteur befreit. „Von nun an werde ich nichts mehr tun, was unsere Reise verzögert“, versprach sie.
„Dann schlage ich vor, dass Sie Ihr Frühstück beenden. Wie ich höre, werden gerade die Pferde eingespannt und die Koffer eingeladen.“
Nachdem Helen das Fahrgeld bis Carlisle bezahlt hatte und eingestiegen war, stellte sie fest, dass sie und der Captain die einzigen Passagiere waren.
„Wo sind die anderen?“, fragte sie bestürzt.
„Vielleicht denken sie, die Straße würde bald geräumt, und sie könnten den Umweg vermeiden.“
„Wäre das möglich?“
„Es handelt sich um einen starken Erdrutsch, und die Straße dort ist selbst unter normalen Verhältnissen gefährlich. Mr Grinley hat recht, wenn er dieses Risiko scheut.“
Viele Meilen allein mit dem Captain … Helen wusste nicht, ob sie weiterfahren sollte. Doch wenn sie auf eine andere Kutsche wartete, bedeutete das eine neuerliche Verzögerung und weitere Kosten.
Ehe sie einen Entschluss gefasst hatte, hatten der Kutscher und der Begleiter ihre Plätze eingenommen, und das Gefährt setzte sich in Bewegung. Nun war sie gezwungen, stundenlang schweigend neben ihm zu sitzen oder höfliche Konversation zu machen.
„Einen Vorteil hat diese Route“, sagte Duncan. „Wir werden etwas vom Seengebiet zu Gesicht bekommen. Es gehört zu den schönsten Regionen Englands.“
„Kennen Sie diese Gegend?“
„Eine Tante von mir wohnte seinerzeit in Grasmere. Mein Bruder und ich haben sie, als wir Kinder waren, gelegentlich besucht. Sie ist gestorben, während ich mich im Ausland aufhielt.“ Nach einer Pause fragte er: „Waren Sie schon einmal hier, Miss Sadler?“
„Nein, ich bin nie weiter als Peterborough gereist.“
In Ambleside, wo die Pferde gewechselt wurden, sahen sie das nördliche Ende des Windermere Sees. Der Regen hatte aufgehört, und das Wasser mit den unzähligen Booten lag im Sonnenschein. Auf der anderen Seite ragten die Türme einer Burg in die Höhe. Rechter Hand erstreckten sich Hügel, auf denen rosa Heidekraut wuchs. „Das ist wunderschön“, rief Helen und beugte sich vor, um besser sehen zu können.
„Ja, wenn die Sonne scheint“, stimmte er zu, „nur dass es hier meistens sehr nass ist.“
Sie lachte. „Oh ja, das weiß ich. Gestern im Regen sah alles anders aus. Aber ist das nicht die Schönheit Englands? Das Wetter wechselt ständig, sodass es niemals langweilig wird.“
„Dann stört Sie der Regen nicht?“
„Nein, denn ich weiß, dass die Sonne wieder scheinen wird.“
„Das ist eine wunderbare Lebensphilosophie“, stellte Duncan lächelnd fest.
Helen war erstaunt, dass sie etwas so Tiefschürfendes geäußert haben sollte. Möglicherweise stimmte das ja sogar. Nach einer regenreichen Strecke ihres Lebens folgten jetzt vielleicht sonnige Tage.
„Erzählen Sie mir von Schottland“, bat sie. „Ist es dort so wie hier?“
„Ja, aber die schottischen Lochs sind tiefer als diese Seen, und diese Hügel sind nichts im Vergleich zu den Bergen des Hochlands. Manchmal schmilzt der Schnee auf den Gipfeln nicht. Die Natur ist so großartig und wild, dass man sie unmöglich beschreiben kann. Man muss sie fühlen.“
„Vielleicht ist dieses Gefühl nur Menschen zu eigen, die dort geboren und aufgewachsen sind, und es bleibt jenen verschlossen, die
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