Historical Lords & Ladies Band 40
vermeiden wollte, dass sie stecken blieben, drängte die Pferde vorwärts. Die anderen Passagiere, drei Männer und eine Frau, schienen an Konversation nicht interessiert zu sein. Außer einer gelegentlichen Bemerkung über das Wetter kam kein Gespräch zustande.
Duncan dachte an die Brosche, überlegte, was er zu Helen sagen sollte, wenn sie allein waren. Wann sich eine Gelegenheit ergeben würde, sie zu befragen, wusste er nicht. Nach seinem Fehler vom Abend zuvor bezweifelte er, dass sie ihn in ihre Nähe lassen würde. Warum hatte er nicht den Mund gehalten, oder zumindest seine Worte sorgfältiger gewählt? Offenbar war er zu lange Soldat gewesen.
Da sie ihrer Aussage zufolge in Glasgow abgeholt würde, würde er dort vielleicht mehr über sie erfahren. Andererseits war dies etwas zweifelhaft, weil aufgrund der vielen Verzögerungen niemand wissen konnte, wann sie ankommen würde.
Eine Stunde später überquerten sie die Grenze nach Schottland und hielten vor dem Gretna Hotel. Helen stieg aus, bevor er ihr helfen konnte, und eilte ins Haus. Nach dem armseligen Supper vom Abend zuvor war sie sehr hungrig. Und da sie inzwischen über genügend Geld verfügte, gedachte sie, ihr Frühstück zu genießen. Auf der Schwelle zum Speisezimmer blieb sie so unvermittelt stehen, dass Duncan, der ihr auf den Fersen folgte, sie fast umgerannt hätte. Von seiner Entschuldigung bekam sie nichts mit, weil sie Tom und Dorothy anstarrte, die an einem Tisch vor dem Fenster saßen und sich über ihre Verwirrung amüsierten.
9. KAPITEL
W ieso sind Sie hier?“, fragte Helen. „Ich dachte, Sie wollten Ihre Tante aufsuchen.“
„Zu unserem Leidwesen war sie nicht da. Das Haus war verschlossen“, erklärte Dorothy, während Tom aufstand, um Helen zu begrüßen. „Angeblich ist sie nach Bath gefahren.“
„Setzen Sie sich“, bat Tom. „Wir werden Ihnen alles erzählen.“ Er rückte einen Stuhl für Helen zurecht, die Duncans Anwesenheit erst bemerkte, als er sich auf den vierten Stuhl setzte.
„In Derby konnten wir nicht bleiben“, fuhr Dorothy fort. „Außerdem sollte uns Papa dort nicht vorfinden – unverheiratet und ohne jemanden, der ihn überreden könnte, uns seine Einwilligung zu geben. Ich hatte fest mit Tante Sophia gerechnet.“
„Uns blieb nur übrig, auf unseren ursprünglichen Plan zurückzugreifen“, warf Tom ein.
„Wie haben Sie es denn geschafft, vor uns hier zu sein?“
„Wir sind mit der Postkutsche gefahren.“
„Über Shap Fell? Trotz des Erdrutsches, der dort stattgefunden hat?“
„Wir haben einen Umweg über Appleby gemacht. Die Straße war allerdings schrecklich. Zum Glück hatten wir einen leichten Wagen mit sehr guten Pferden.“
„Bedeutet das, dass Sie inzwischen verheiratet sind?“, fragte Helen.
„Nein, denn wir sind erst ein paar Minuten vor Ihnen hier eingetroffen“, erwiderte Dorothy. „Sie können sich nicht vorstellen, wie entzückt ich war, als ich Sie sah. Jetzt wird es eine richtige Trauung mit Ihnen beiden als Zeugen geben. Das werden Sie doch für uns tun, nicht wahr? Es würde mir sehr viel bedeuten, wenn Freunde bei unserer Hochzeit dabei wären.“
„Das ist doch selbstverständlich“, versicherte Helen, ohne den Captain zu fragen.
Duncan erhob keinen Einwand, weil ihm das ohnehin nichts nützen würde. Er musste bleiben, schon weil er mit ihr noch nicht über die Brosche gesprochen hatte.
„Ehrlich gestanden weiß ich gar nicht, wie wir die Sache angehen sollen“, sagte Tom. „Müssen wir uns jetzt einen Schmied suchen?“
Duncan lachte. „Schmied, Gastwirt oder wer auch immer, das spielt keine Rolle. Sie müssen lediglich vor Zeugen Ihre Bereitschaft zur Ehe erklären – ohne Aufgebot, ohne Lizenz, ohne Geistlichen.“
„Und das ist legal?“
„So legal, als ob Sie in einer Kirche getraut würden.“
„Ohne einen Priester? Das scheint mir nicht richtig zu sein“, wandte Helen ein. „Ein heiliges Gelübde sollte vor Gott abgelegt werden.“
„Bitte legen Sie uns keine Hindernisse in den Weg“, rief Dorothy. „Ich würde vor Scham sterben, wenn wir nicht sofort heiraten könnten.“
„Warum denn keinen Priester?“, fragte Duncan. „Ich bin sicher, dass sich eine richtige Trauung arrangieren lässt.“
Dorothy klatschte entzückt in die Hände. „Da sehen Sie, wie sehr wir Sie brauchen.“
Die Männer gingen, um die entsprechenden Arrangements zu treffen. Helen begleitete Dorothy in ihr Zimmer, wo sie ihr beim Ankleiden helfen
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